Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

war stets mit einer großen Steigerung dieser Furcht verbunden und mit einem dringenden Verlangen nach einem Seelsorger, weshalb auch Madame Du Barry, deren Macht über ihn zum guten Theil einem instinctiven Errathen und Ausnützen seiner Schwächen zuzuschreiben ist, da er am 28. April plötzlich in dem hübschen Königsspielzeug, dem kleinen Trianon, erkrankte, sein Unwohlsein als eine Bagatelle behandelnd, ihn bestimmen wollte, seine Genesung alldort abzuwarten.

Sie fühlte sich sicher in dem hübschen, ländlich einfachen Schlößchen, umgeben von dem ganzen Troß der Aiguillonisten, deren Werkzeug sie war, glaubte sich da geborgen vor den Eingriffen der königlichen Familie, vor den Intriguen der antiaiguillonistischen Partei, mit einem Wort, geborgen vor dem Seelsorger, der sie aus der Nähe des Königs verbannt hätte.

Ihre Geschichtskenntnisse reichten nicht weit zurück; aber bis zu den Augusttagen von 1744 - dem großen Duell zwischen der Herzogin von Chateauroux und dem Clerus von Frankreich am

war stets mit einer großen Steigerung dieser Furcht verbunden und mit einem dringenden Verlangen nach einem Seelsorger, weshalb auch Madame Du Barry, deren Macht über ihn zum guten Theil einem instinctiven Errathen und Ausnützen seiner Schwächen zuzuschreiben ist, da er am 28. April plötzlich in dem hübschen Königsspielzeug, dem kleinen Trianon, erkrankte, sein Unwohlsein als eine Bagatelle behandelnd, ihn bestimmen wollte, seine Genesung alldort abzuwarten.

Sie fühlte sich sicher in dem hübschen, ländlich einfachen Schlößchen, umgeben von dem ganzen Troß der Aiguillonisten, deren Werkzeug sie war, glaubte sich da geborgen vor den Eingriffen der königlichen Familie, vor den Intriguen der antiaiguillonistischen Partei, mit einem Wort, geborgen vor dem Seelsorger, der sie aus der Nähe des Königs verbannt hätte.

Ihre Geschichtskenntnisse reichten nicht weit zurück; aber bis zu den Augusttagen von 1744 – dem großen Duell zwischen der Herzogin von Chateauroux und dem Clerus von Frankreich am

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="11"/>
war stets mit einer großen Steigerung dieser Furcht verbunden und mit einem dringenden Verlangen nach einem Seelsorger, weshalb auch Madame Du Barry, deren Macht über ihn zum guten Theil einem instinctiven Errathen und Ausnützen seiner Schwächen zuzuschreiben ist, da er am 28. April plötzlich in dem hübschen Königsspielzeug, dem kleinen Trianon, erkrankte, sein Unwohlsein als eine Bagatelle behandelnd, ihn bestimmen wollte, seine Genesung alldort abzuwarten.</p>
        <p>Sie fühlte sich sicher in dem hübschen, ländlich einfachen Schlößchen, umgeben von dem ganzen Troß der Aiguillonisten, deren Werkzeug sie war, glaubte sich da geborgen vor den Eingriffen der königlichen Familie, vor den Intriguen der antiaiguillonistischen Partei, mit einem Wort, geborgen vor dem Seelsorger, der sie aus der Nähe des Königs verbannt hätte.</p>
        <p>Ihre Geschichtskenntnisse reichten nicht weit zurück; aber bis zu den Augusttagen von 1744 &#x2013; dem großen Duell zwischen der Herzogin von Chateauroux und dem Clerus von Frankreich am
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0011] war stets mit einer großen Steigerung dieser Furcht verbunden und mit einem dringenden Verlangen nach einem Seelsorger, weshalb auch Madame Du Barry, deren Macht über ihn zum guten Theil einem instinctiven Errathen und Ausnützen seiner Schwächen zuzuschreiben ist, da er am 28. April plötzlich in dem hübschen Königsspielzeug, dem kleinen Trianon, erkrankte, sein Unwohlsein als eine Bagatelle behandelnd, ihn bestimmen wollte, seine Genesung alldort abzuwarten. Sie fühlte sich sicher in dem hübschen, ländlich einfachen Schlößchen, umgeben von dem ganzen Troß der Aiguillonisten, deren Werkzeug sie war, glaubte sich da geborgen vor den Eingriffen der königlichen Familie, vor den Intriguen der antiaiguillonistischen Partei, mit einem Wort, geborgen vor dem Seelsorger, der sie aus der Nähe des Königs verbannt hätte. Ihre Geschichtskenntnisse reichten nicht weit zurück; aber bis zu den Augusttagen von 1744 – dem großen Duell zwischen der Herzogin von Chateauroux und dem Clerus von Frankreich am

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Die großen Umlaute ”Ue“ der Vorlage wurden der heutigen Schreibweise ”Ü“ angepasst.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/11
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/11>, abgerufen am 03.12.2024.