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Schubert-Feder, Cläre: Das Leben der Studentinnen in Zürich. Berlin, 1894.

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Es spielt sich dasselbe fast ausnahmslos in einem einzigen
Zimmer ab, und um die Behausung unserer Studentin mit
derjenigen ihres männlichen Collegen anschaulich vergleichen
zu können, möchte ich einen Rückblick werfen auf das, was
ich vor zwei Jahren in England in dieser Beziehung sah
und hörte. Dort öffnete sich mir, infolge besonderer, huld-
voller Empfehlungen manche Thür, die sonst den Reisenden
verschlossen zu sein pflegt, und so durfte ich auch die
Wohnräume der Herren Studenten in den großen Colleges
zu Oxford, ganz besonders auch die von Queens College,
betreten. Kurz vorher hatte ich Girton College in Cam-
bridge, Newnham College in Oxford, also weibliche Uni-
versitäten, besichtigt und war ganz erfüllt von dem fast
unbeschreiblichen Behagen, das die jungen Damen über
ihre, an sich so einfachen Wohnräume zu verbreiten gewußt
hatten. Ueber die weiblichen Colleges von Oxford und
Cambridge haben die Preuß. Jahrb. im Januarheft 1891
eine ganz ausführliche Abhandlung gebracht, worin das
Wohlbehagen der Räumlichkeiten ebenfalls lobend hervor-
gehoben wird. Die Zimmer der Herren waren viel reicher
ausgestattet (denn die Einrichtung ist persönliches Eigen-
thum): schöne, alte Fauteuils mit schweren, eleganten
Bezügen, reiche Thürvorhänge etc. Aber dennoch, es lag
etwas Oedes, Unwohnliches über diesen Gemächern, etwas
Frostiges mitten im Sommer, so daß ich mit Vergnügen
wieder hinaustrat in den unvergleichlich schönen, epheu-
bewachsenen Collegehof. Aehnlich werden die Eindrücke
sein, welche die Wohnungen der Züricher Studentinnen im
Gegensatz zu denen der Herren hervorrufen. Die Frau
weiß mit einem Nichts, oder doch mit nicht viel mehr,
ihren Wohnraum zu schmücken: eine Blume im Glas, eine
Schleife an der Wand, ein Deckchen, ein Figürchen hier
und da, und die Sache ist gemacht. Während ich mich

Es spielt sich dasselbe fast ausnahmslos in einem einzigen
Zimmer ab, und um die Behausung unserer Studentin mit
derjenigen ihres männlichen Collegen anschaulich vergleichen
zu können, möchte ich einen Rückblick werfen auf das, was
ich vor zwei Jahren in England in dieser Beziehung sah
und hörte. Dort öffnete sich mir, infolge besonderer, huld-
voller Empfehlungen manche Thür, die sonst den Reisenden
verschlossen zu sein pflegt, und so durfte ich auch die
Wohnräume der Herren Studenten in den großen Colleges
zu Oxford, ganz besonders auch die von Queens College,
betreten. Kurz vorher hatte ich Girton College in Cam-
bridge, Newnham College in Oxford, also weibliche Uni-
versitäten, besichtigt und war ganz erfüllt von dem fast
unbeschreiblichen Behagen, das die jungen Damen über
ihre, an sich so einfachen Wohnräume zu verbreiten gewußt
hatten. Ueber die weiblichen Colleges von Oxford und
Cambridge haben die Preuß. Jahrb. im Januarheft 1891
eine ganz ausführliche Abhandlung gebracht, worin das
Wohlbehagen der Räumlichkeiten ebenfalls lobend hervor-
gehoben wird. Die Zimmer der Herren waren viel reicher
ausgestattet (denn die Einrichtung ist persönliches Eigen-
thum): schöne, alte Fauteuils mit schweren, eleganten
Bezügen, reiche Thürvorhänge ꝛc. Aber dennoch, es lag
etwas Oedes, Unwohnliches über diesen Gemächern, etwas
Frostiges mitten im Sommer, so daß ich mit Vergnügen
wieder hinaustrat in den unvergleichlich schönen, epheu-
bewachsenen Collegehof. Aehnlich werden die Eindrücke
sein, welche die Wohnungen der Züricher Studentinnen im
Gegensatz zu denen der Herren hervorrufen. Die Frau
weiß mit einem Nichts, oder doch mit nicht viel mehr,
ihren Wohnraum zu schmücken: eine Blume im Glas, eine
Schleife an der Wand, ein Deckchen, ein Figürchen hier
und da, und die Sache ist gemacht. Während ich mich

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[20/0023] Es spielt sich dasselbe fast ausnahmslos in einem einzigen Zimmer ab, und um die Behausung unserer Studentin mit derjenigen ihres männlichen Collegen anschaulich vergleichen zu können, möchte ich einen Rückblick werfen auf das, was ich vor zwei Jahren in England in dieser Beziehung sah und hörte. Dort öffnete sich mir, infolge besonderer, huld- voller Empfehlungen manche Thür, die sonst den Reisenden verschlossen zu sein pflegt, und so durfte ich auch die Wohnräume der Herren Studenten in den großen Colleges zu Oxford, ganz besonders auch die von Queens College, betreten. Kurz vorher hatte ich Girton College in Cam- bridge, Newnham College in Oxford, also weibliche Uni- versitäten, besichtigt und war ganz erfüllt von dem fast unbeschreiblichen Behagen, das die jungen Damen über ihre, an sich so einfachen Wohnräume zu verbreiten gewußt hatten. Ueber die weiblichen Colleges von Oxford und Cambridge haben die Preuß. Jahrb. im Januarheft 1891 eine ganz ausführliche Abhandlung gebracht, worin das Wohlbehagen der Räumlichkeiten ebenfalls lobend hervor- gehoben wird. Die Zimmer der Herren waren viel reicher ausgestattet (denn die Einrichtung ist persönliches Eigen- thum): schöne, alte Fauteuils mit schweren, eleganten Bezügen, reiche Thürvorhänge ꝛc. Aber dennoch, es lag etwas Oedes, Unwohnliches über diesen Gemächern, etwas Frostiges mitten im Sommer, so daß ich mit Vergnügen wieder hinaustrat in den unvergleichlich schönen, epheu- bewachsenen Collegehof. Aehnlich werden die Eindrücke sein, welche die Wohnungen der Züricher Studentinnen im Gegensatz zu denen der Herren hervorrufen. Die Frau weiß mit einem Nichts, oder doch mit nicht viel mehr, ihren Wohnraum zu schmücken: eine Blume im Glas, eine Schleife an der Wand, ein Deckchen, ein Figürchen hier und da, und die Sache ist gemacht. Während ich mich

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Zitationshilfe: Schubert-Feder, Cläre: Das Leben der Studentinnen in Zürich. Berlin, 1894, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubertfeder_studentinnen_1894/23>, abgerufen am 21.11.2024.