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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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Vorrede.


Der Verfasser hat in den nachstehenden Blättern kei-
ne eigentliche Theorie des Traumes geben wollen;
vielmehr hat er sich begnügt, selbst im physiologischen
Theile dieses Werkchens, auf eine gewisse partie
honteuse
der menschlichen Natur aufmerksam zu ma-
chen, welche, wenigstens im gemeinen Gange des Le-
bens, nur selten als das erkannt wird, was sie ei-
gentlich ist. Dieser schlafende und träumende Theil
unsers Wesens, der sich dem ungeübten Auge so gut
zu verbergen weiß, wird eben so gewiß mit uns hin-
übergehen über die dunkle Grenze, als der wachende,
und die Erziehung des ersteren sollte uns aus mehr
als Einem Grunde eine Hauptangelegenheit seyn: ei-
ne Erziehung, über deren Methode freylich nur ein sehr
altes, aber höchstes pädagogisches System aller
Völker und Zeiten Aufschlüsse giebt.

Der Verfasser hielt es aus mehreren Ursachen
für angemessen, selbst dieser Abhandlung im leichten
Conversationstone jene Wendung zu geben Die
Zeit scheint gekommen, wo auch die geistig Tauben
wieder anfangen zu hören und wo endlich die Wis-
senschaft, besonders die der Natur, im Stande seyn

wird
Vorrede.


Der Verfaſſer hat in den nachſtehenden Blaͤttern kei-
ne eigentliche Theorie des Traumes geben wollen;
vielmehr hat er ſich begnuͤgt, ſelbſt im phyſiologiſchen
Theile dieſes Werkchens, auf eine gewiſſe partie
honteuse
der menſchlichen Natur aufmerkſam zu ma-
chen, welche, wenigſtens im gemeinen Gange des Le-
bens, nur ſelten als das erkannt wird, was ſie ei-
gentlich iſt. Dieſer ſchlafende und traͤumende Theil
unſers Weſens, der ſich dem ungeuͤbten Auge ſo gut
zu verbergen weiß, wird eben ſo gewiß mit uns hin-
uͤbergehen uͤber die dunkle Grenze, als der wachende,
und die Erziehung des erſteren ſollte uns aus mehr
als Einem Grunde eine Hauptangelegenheit ſeyn: ei-
ne Erziehung, uͤber deren Methode freylich nur ein ſehr
altes, aber hoͤchſtes paͤdagogiſches Syſtem aller
Voͤlker und Zeiten Aufſchluͤſſe giebt.

Der Verfaſſer hielt es aus mehreren Urſachen
fuͤr angemeſſen, ſelbſt dieſer Abhandlung im leichten
Converſationstone jene Wendung zu geben Die
Zeit ſcheint gekommen, wo auch die geiſtig Tauben
wieder anfangen zu hoͤren und wo endlich die Wiſ-
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[0009] Vorrede. Der Verfaſſer hat in den nachſtehenden Blaͤttern kei- ne eigentliche Theorie des Traumes geben wollen; vielmehr hat er ſich begnuͤgt, ſelbſt im phyſiologiſchen Theile dieſes Werkchens, auf eine gewiſſe partie honteuse der menſchlichen Natur aufmerkſam zu ma- chen, welche, wenigſtens im gemeinen Gange des Le- bens, nur ſelten als das erkannt wird, was ſie ei- gentlich iſt. Dieſer ſchlafende und traͤumende Theil unſers Weſens, der ſich dem ungeuͤbten Auge ſo gut zu verbergen weiß, wird eben ſo gewiß mit uns hin- uͤbergehen uͤber die dunkle Grenze, als der wachende, und die Erziehung des erſteren ſollte uns aus mehr als Einem Grunde eine Hauptangelegenheit ſeyn: ei- ne Erziehung, uͤber deren Methode freylich nur ein ſehr altes, aber hoͤchſtes paͤdagogiſches Syſtem aller Voͤlker und Zeiten Aufſchluͤſſe giebt. Der Verfaſſer hielt es aus mehreren Urſachen fuͤr angemeſſen, ſelbſt dieſer Abhandlung im leichten Converſationstone jene Wendung zu geben Die Zeit ſcheint gekommen, wo auch die geiſtig Tauben wieder anfangen zu hoͤren und wo endlich die Wiſ- ſenſchaft, beſonders die der Natur, im Stande ſeyn wird

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/9>, abgerufen am 29.03.2024.