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Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.

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7. Der Deus ex Machina.

Wir haben im Vorhergehenden zugegeben, daß die
ganze Region unserer Gefühle von zweydeutiger Natur
sey und daß uns gerade mitten im Glücke selbst un-
serer höchsten und geistigsten Genüsse, Regungen von
ganz entgegengesetzter Natur am leichtesten beschleichen.
Nur gar zu oft nimmt in der Zeit unserer lebhafte-
sten jugendlichen Gefühle, eine Zuneigung der Ge-
schlechter, die Maske religiöser Gefühle an; ein leicht
getäuschtes Gemüth hält sein unbefriedigtes Sehnen
für eine Liebe höherer und göttlicher Art, und der
schöne Schein verschwindet, wenn jenes Sehnen sei-
nen längst geliebten Gegenstand empfangen. *) Es
sind daher jene sogenannten Erweckungen, welche in
der Zeit der lebhaften Jugend geschehen, nur selten
von langer Ausdauer, um so weniger, je auffallender
und glänzender die Erscheinungen dabey gewesen **);
der bessere Sinn scheint nicht eigentlich erwacht ge-
wesen zu seyn, sondern nur im Schlafe gesprochen zu
haben, und der alte Zustand des ruhigen Schlafes
tritt um so fester wieder ein, sobald jene Zeit der
lebhaftesten Neigungen und Empfindungen vorbey ist.

Jene
*) Stillings Theobald, oder die Schwärmer, Th. 1.
S. 113. Th. 2. S. 15, 18, 20, 82, u. s. f.
**) Semmlers eigne Lebensbeschreibung, 1ster Band.
Besonders aber die in verschiedener Hinsicht merkwür-
dige: Pilgerreise zu Wasser und zu Lande, u. f. in
Briefen, Nürnberg 1799. Seite 135, 366 u. a. und
Stilling, a. a. O.
7. Der Deus ex Machina.

Wir haben im Vorhergehenden zugegeben, daß die
ganze Region unſerer Gefuͤhle von zweydeutiger Natur
ſey und daß uns gerade mitten im Gluͤcke ſelbſt un-
ſerer hoͤchſten und geiſtigſten Genuͤſſe, Regungen von
ganz entgegengeſetzter Natur am leichteſten beſchleichen.
Nur gar zu oft nimmt in der Zeit unſerer lebhafte-
ſten jugendlichen Gefuͤhle, eine Zuneigung der Ge-
ſchlechter, die Maske religioͤſer Gefuͤhle an; ein leicht
getaͤuſchtes Gemuͤth haͤlt ſein unbefriedigtes Sehnen
fuͤr eine Liebe hoͤherer und goͤttlicher Art, und der
ſchoͤne Schein verſchwindet, wenn jenes Sehnen ſei-
nen laͤngſt geliebten Gegenſtand empfangen. *) Es
ſind daher jene ſogenannten Erweckungen, welche in
der Zeit der lebhaften Jugend geſchehen, nur ſelten
von langer Ausdauer, um ſo weniger, je auffallender
und glaͤnzender die Erſcheinungen dabey geweſen **);
der beſſere Sinn ſcheint nicht eigentlich erwacht ge-
weſen zu ſeyn, ſondern nur im Schlafe geſprochen zu
haben, und der alte Zuſtand des ruhigen Schlafes
tritt um ſo feſter wieder ein, ſobald jene Zeit der
lebhafteſten Neigungen und Empfindungen vorbey iſt.

Jene
*) Stillings Theobald, oder die Schwaͤrmer, Th. 1.
S. 113. Th. 2. S. 15, 18, 20, 82, u. ſ. f.
**) Semmlers eigne Lebensbeſchreibung, 1ſter Band.
Beſonders aber die in verſchiedener Hinſicht merkwuͤr-
dige: Pilgerreiſe zu Waſſer und zu Lande, u. f. in
Briefen, Nuͤrnberg 1799. Seite 135, 366 u. a. und
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[165/0175] 7. Der Deus ex Machina. Wir haben im Vorhergehenden zugegeben, daß die ganze Region unſerer Gefuͤhle von zweydeutiger Natur ſey und daß uns gerade mitten im Gluͤcke ſelbſt un- ſerer hoͤchſten und geiſtigſten Genuͤſſe, Regungen von ganz entgegengeſetzter Natur am leichteſten beſchleichen. Nur gar zu oft nimmt in der Zeit unſerer lebhafte- ſten jugendlichen Gefuͤhle, eine Zuneigung der Ge- ſchlechter, die Maske religioͤſer Gefuͤhle an; ein leicht getaͤuſchtes Gemuͤth haͤlt ſein unbefriedigtes Sehnen fuͤr eine Liebe hoͤherer und goͤttlicher Art, und der ſchoͤne Schein verſchwindet, wenn jenes Sehnen ſei- nen laͤngſt geliebten Gegenſtand empfangen. *) Es ſind daher jene ſogenannten Erweckungen, welche in der Zeit der lebhaften Jugend geſchehen, nur ſelten von langer Ausdauer, um ſo weniger, je auffallender und glaͤnzender die Erſcheinungen dabey geweſen **); der beſſere Sinn ſcheint nicht eigentlich erwacht ge- weſen zu ſeyn, ſondern nur im Schlafe geſprochen zu haben, und der alte Zuſtand des ruhigen Schlafes tritt um ſo feſter wieder ein, ſobald jene Zeit der lebhafteſten Neigungen und Empfindungen vorbey iſt. Jene *) Stillings Theobald, oder die Schwaͤrmer, Th. 1. S. 113. Th. 2. S. 15, 18, 20, 82, u. ſ. f. **) Semmlers eigne Lebensbeſchreibung, 1ſter Band. Beſonders aber die in verſchiedener Hinſicht merkwuͤr- dige: Pilgerreiſe zu Waſſer und zu Lande, u. f. in Briefen, Nuͤrnberg 1799. Seite 135, 366 u. a. und Stilling, a. a. O.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_symbolik_1814/175>, abgerufen am 25.11.2024.