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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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unterlassen zu erwähnen, daß diese Erscheinung dem
magnetischen Schlaf nicht allein eigenthümlich ist, son-
dern daß sie sich auch in einigen Nervenkrankheiten, vor-
züglich in solchen die mit der Epilepsie verwandt sind,
zeigt, wo sie oft eben so merkwürdig hervortritt, als
das schon einige Mal erwähnte Vorauswissen des na-
hen Todes, von welchem eine Menge Fälle bekannt
sind. -- Nach dem schon erwähnten Gesetz, müssen ei-
nige unvollkommene Organe, die bevorstehenden Ver-
änderungen, die sich dann, wenn von ihnen auch die
wichtigeren, dem Leben nothwendigeren Organe ergriffen
werden, als heftige Krankheitsanfälle darstellen, früher
erleiden. Es ließen sich hiervon viele Beyspiele aus der
Lehre der Symptome und ersten Vorboten der Krankhei-
ten anführen. Da aber die eigenthümliche Thätigkeit
jener unvollkommneren Organe für das Ganze nur von
geringerer Bedeutung ist, und mit dem Leben dessel-
ben in keiner so nothwendigen Beziehung steht, werden
auch die an ihnen schon eingetretnen Verändrungen
nicht bemerkt, vielmehr werden sie durch die stärkere,
noch unveränderte Wechselwirkung der wichtigeren Thei-
le, eben so unmerklich gemacht, wie ein fernes schwäche-
res Licht von einem mächtigeren nähern, ein leiseres
Geräusch von einem stärkern. Wenn aber im thieri-
schen Magnetismus und den ihm verwanden Zustän-
den, jene stärkere Wechselwirkung der innern Lebens-
kräfte momentan aufgehoben wurde, werden nun auch
jene Veränderungen der schwächern Organe, die nach
einem nothwendigen Gesetz gerade dann wachen, wenn
die höheren Organe schlummern, der Seele vernehm-
lich. Nun hatte aber jenes frühere Eintreten der
Krankheiten und körperlichen Veränderungen, bey ein-
zelnen reizbaren Organen, auch schon sonst, im ge-
wöhnlichen Zustand des Lebens statt, nur war sich die

A a

unterlaſſen zu erwaͤhnen, daß dieſe Erſcheinung dem
magnetiſchen Schlaf nicht allein eigenthuͤmlich iſt, ſon-
dern daß ſie ſich auch in einigen Nervenkrankheiten, vor-
zuͤglich in ſolchen die mit der Epilepſie verwandt ſind,
zeigt, wo ſie oft eben ſo merkwuͤrdig hervortritt, als
das ſchon einige Mal erwaͤhnte Vorauswiſſen des na-
hen Todes, von welchem eine Menge Faͤlle bekannt
ſind. — Nach dem ſchon erwaͤhnten Geſetz, muͤſſen ei-
nige unvollkommene Organe, die bevorſtehenden Ver-
aͤnderungen, die ſich dann, wenn von ihnen auch die
wichtigeren, dem Leben nothwendigeren Organe ergriffen
werden, als heftige Krankheitsanfaͤlle darſtellen, fruͤher
erleiden. Es ließen ſich hiervon viele Beyſpiele aus der
Lehre der Symptome und erſten Vorboten der Krankhei-
ten anfuͤhren. Da aber die eigenthuͤmliche Thaͤtigkeit
jener unvollkommneren Organe fuͤr das Ganze nur von
geringerer Bedeutung iſt, und mit dem Leben deſſel-
ben in keiner ſo nothwendigen Beziehung ſteht, werden
auch die an ihnen ſchon eingetretnen Veraͤndrungen
nicht bemerkt, vielmehr werden ſie durch die ſtaͤrkere,
noch unveraͤnderte Wechſelwirkung der wichtigeren Thei-
le, eben ſo unmerklich gemacht, wie ein fernes ſchwaͤche-
res Licht von einem maͤchtigeren naͤhern, ein leiſeres
Geraͤuſch von einem ſtaͤrkern. Wenn aber im thieri-
ſchen Magnetismus und den ihm verwanden Zuſtaͤn-
den, jene ſtaͤrkere Wechſelwirkung der innern Lebens-
kraͤfte momentan aufgehoben wurde, werden nun auch
jene Veraͤnderungen der ſchwaͤchern Organe, die nach
einem nothwendigen Geſetz gerade dann wachen, wenn
die hoͤheren Organe ſchlummern, der Seele vernehm-
lich. Nun hatte aber jenes fruͤhere Eintreten der
Krankheiten und koͤrperlichen Veraͤnderungen, bey ein-
zelnen reizbaren Organen, auch ſchon ſonſt, im ge-
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[369/0383] unterlaſſen zu erwaͤhnen, daß dieſe Erſcheinung dem magnetiſchen Schlaf nicht allein eigenthuͤmlich iſt, ſon- dern daß ſie ſich auch in einigen Nervenkrankheiten, vor- zuͤglich in ſolchen die mit der Epilepſie verwandt ſind, zeigt, wo ſie oft eben ſo merkwuͤrdig hervortritt, als das ſchon einige Mal erwaͤhnte Vorauswiſſen des na- hen Todes, von welchem eine Menge Faͤlle bekannt ſind. — Nach dem ſchon erwaͤhnten Geſetz, muͤſſen ei- nige unvollkommene Organe, die bevorſtehenden Ver- aͤnderungen, die ſich dann, wenn von ihnen auch die wichtigeren, dem Leben nothwendigeren Organe ergriffen werden, als heftige Krankheitsanfaͤlle darſtellen, fruͤher erleiden. Es ließen ſich hiervon viele Beyſpiele aus der Lehre der Symptome und erſten Vorboten der Krankhei- ten anfuͤhren. Da aber die eigenthuͤmliche Thaͤtigkeit jener unvollkommneren Organe fuͤr das Ganze nur von geringerer Bedeutung iſt, und mit dem Leben deſſel- ben in keiner ſo nothwendigen Beziehung ſteht, werden auch die an ihnen ſchon eingetretnen Veraͤndrungen nicht bemerkt, vielmehr werden ſie durch die ſtaͤrkere, noch unveraͤnderte Wechſelwirkung der wichtigeren Thei- le, eben ſo unmerklich gemacht, wie ein fernes ſchwaͤche- res Licht von einem maͤchtigeren naͤhern, ein leiſeres Geraͤuſch von einem ſtaͤrkern. Wenn aber im thieri- ſchen Magnetismus und den ihm verwanden Zuſtaͤn- den, jene ſtaͤrkere Wechſelwirkung der innern Lebens- kraͤfte momentan aufgehoben wurde, werden nun auch jene Veraͤnderungen der ſchwaͤchern Organe, die nach einem nothwendigen Geſetz gerade dann wachen, wenn die hoͤheren Organe ſchlummern, der Seele vernehm- lich. Nun hatte aber jenes fruͤhere Eintreten der Krankheiten und koͤrperlichen Veraͤnderungen, bey ein- zelnen reizbaren Organen, auch ſchon ſonſt, im ge- woͤhnlichen Zuſtand des Lebens ſtatt, nur war ſich die A a

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/383>, abgerufen am 11.05.2024.