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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Ja selbst jenes innre Licht und Hellsehen, erinnert
an den Phosphor und an den leuchtenden Zustand, wel-
chen die Verwesung an den toden organischen Körpern
hervorruft. Von den Phänomenen der Elektricität,
und wohl noch tiefer hinab, bis hinauf zu denen der
Vereinigung der Geschlechter im Organischen, sehen
wir überall das brennbare Wesen auf dem höchsten Gi-
pfel des Daseyns und der Wechselwirkung erscheinen,
durch die höchste Thätigkeit des Lebens hervorgerufen
werden. Zugleich werden in jenen Augenblicken, wo
der Phosphor in ihnen erwacht, die Wesen einer wei-
teren und allseitigeren Wechselwirkung mit der Außen-
welt fähig, und diese tritt den vorhin auf die nächste
Berührung beschränkten Körpern, dann erst in wirkli-
che Anschauung, fängt dann erst an für sie zu existi-
ren. So tritt der verbrennende Körper, wie die Pflan-
ze und das Thier in der Zeit des Blühens und der Be-
gattung (der Erscheinung des Phosphors) mit einer
sonst für ihn nicht vorhandnen Außenwelt und mit ei-
nem höheren Ganzen in innige Beziehung. Das Sehen
selber ist, wie wir anderwarts sahen, mit Recht ein
Selberleuchten des Auges genannt worden, welches
mithin blos durch die Eigenschaft des Leuchtens mit
der Außenwelt in jene Beziehung tritt, die wir An-
schauen nennen.

Auf der andern Seite sehen wir durch alles das,
was das brennbare Wesen erweckt, die Thätigkeit des
Lebens erhöht, und in einem höheren Maas das Leben
selber zerstörr werden. Auf die letzte Weise bewirken
die Gifte, von der Verwandschaft des Phosphors, und
der Blitz, auf gleiche Weise als ein zu hoher Grad von
Leidenschaften eine augenblickliche Vernichtung des
organischen Lebens, und bey vielen Wesen fällt der
Moment wo das thierische oder vegetabilische Leben am

Ja ſelbſt jenes innre Licht und Hellſehen, erinnert
an den Phosphor und an den leuchtenden Zuſtand, wel-
chen die Verweſung an den toden organiſchen Koͤrpern
hervorruft. Von den Phaͤnomenen der Elektricitaͤt,
und wohl noch tiefer hinab, bis hinauf zu denen der
Vereinigung der Geſchlechter im Organiſchen, ſehen
wir uͤberall das brennbare Weſen auf dem hoͤchſten Gi-
pfel des Daſeyns und der Wechſelwirkung erſcheinen,
durch die hoͤchſte Thaͤtigkeit des Lebens hervorgerufen
werden. Zugleich werden in jenen Augenblicken, wo
der Phosphor in ihnen erwacht, die Weſen einer wei-
teren und allſeitigeren Wechſelwirkung mit der Außen-
welt faͤhig, und dieſe tritt den vorhin auf die naͤchſte
Beruͤhrung beſchraͤnkten Koͤrpern, dann erſt in wirkli-
che Anſchauung, faͤngt dann erſt an fuͤr ſie zu exiſti-
ren. So tritt der verbrennende Koͤrper, wie die Pflan-
ze und das Thier in der Zeit des Bluͤhens und der Be-
gattung (der Erſcheinung des Phosphors) mit einer
ſonſt fuͤr ihn nicht vorhandnen Außenwelt und mit ei-
nem hoͤheren Ganzen in innige Beziehung. Das Sehen
ſelber iſt, wie wir anderwarts ſahen, mit Recht ein
Selberleuchten des Auges genannt worden, welches
mithin blos durch die Eigenſchaft des Leuchtens mit
der Außenwelt in jene Beziehung tritt, die wir An-
ſchauen nennen.

Auf der andern Seite ſehen wir durch alles das,
was das brennbare Weſen erweckt, die Thaͤtigkeit des
Lebens erhoͤht, und in einem hoͤheren Maas das Leben
ſelber zerſtoͤrr werden. Auf die letzte Weiſe bewirken
die Gifte, von der Verwandſchaft des Phosphors, und
der Blitz, auf gleiche Weiſe als ein zu hoher Grad von
Leidenſchaften eine augenblickliche Vernichtung des
organiſchen Lebens, und bey vielen Weſen faͤllt der
Moment wo das thieriſche oder vegetabiliſche Leben am

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[358/0372] Ja ſelbſt jenes innre Licht und Hellſehen, erinnert an den Phosphor und an den leuchtenden Zuſtand, wel- chen die Verweſung an den toden organiſchen Koͤrpern hervorruft. Von den Phaͤnomenen der Elektricitaͤt, und wohl noch tiefer hinab, bis hinauf zu denen der Vereinigung der Geſchlechter im Organiſchen, ſehen wir uͤberall das brennbare Weſen auf dem hoͤchſten Gi- pfel des Daſeyns und der Wechſelwirkung erſcheinen, durch die hoͤchſte Thaͤtigkeit des Lebens hervorgerufen werden. Zugleich werden in jenen Augenblicken, wo der Phosphor in ihnen erwacht, die Weſen einer wei- teren und allſeitigeren Wechſelwirkung mit der Außen- welt faͤhig, und dieſe tritt den vorhin auf die naͤchſte Beruͤhrung beſchraͤnkten Koͤrpern, dann erſt in wirkli- che Anſchauung, faͤngt dann erſt an fuͤr ſie zu exiſti- ren. So tritt der verbrennende Koͤrper, wie die Pflan- ze und das Thier in der Zeit des Bluͤhens und der Be- gattung (der Erſcheinung des Phosphors) mit einer ſonſt fuͤr ihn nicht vorhandnen Außenwelt und mit ei- nem hoͤheren Ganzen in innige Beziehung. Das Sehen ſelber iſt, wie wir anderwarts ſahen, mit Recht ein Selberleuchten des Auges genannt worden, welches mithin blos durch die Eigenſchaft des Leuchtens mit der Außenwelt in jene Beziehung tritt, die wir An- ſchauen nennen. Auf der andern Seite ſehen wir durch alles das, was das brennbare Weſen erweckt, die Thaͤtigkeit des Lebens erhoͤht, und in einem hoͤheren Maas das Leben ſelber zerſtoͤrr werden. Auf die letzte Weiſe bewirken die Gifte, von der Verwandſchaft des Phosphors, und der Blitz, auf gleiche Weiſe als ein zu hoher Grad von Leidenſchaften eine augenblickliche Vernichtung des organiſchen Lebens, und bey vielen Weſen faͤllt der Moment wo das thieriſche oder vegetabiliſche Leben am

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/372>, abgerufen am 22.11.2024.