Ich würde zu weitläuftig werden, wenn ich, was indeß anderwärts geschehen soll, auseinandersetzte, wie sich im ganzen Thierreich, das was auf den höheren Stufen vollkommen, und zu seiner Bestimmung taug- lich hervortritt, in den früheren als bloßes Streben, als unvollkommene dem Anschein nach zwecklose Anlage zeigt, wie sich zum Beyspiel, in den Geschlechtern der Fische, besonders in jenen, welche dem egyptischen Bischir verwandt sind, auf eine ähnliche Weise, die ersten Anfänge der künftigen Gliedmassen, wie sie bey den Amphibien hervortreten, unvollkommen voraus verkündigen. Nichts weniger als zu dem eigentlichen Gebrauch der Glieder fähig, jedoch auch schon als Flosse nicht mehr so wie in früheren Geschlechtern taug- lich. Bey den Amphibien sind gerade die Theile, wel- che schon Uebereinstimmungen mit dem Bau der Vögel zeigen, dem Anscheine nach die nutzlosesten, so wie die Anlage der künftigen Finger die sich bekanntlich schon an dem Flügel der Vögel zeigt, für das Daseyn des Vogels selber völlig zwecklos ist.
Man wird sich erinnern, wie ich in meiner letz- ten Vorlesung von zwey entgegengesetzten Reihen des Thierreichs sprach, die besonders in der Klasse der Säugethiere aufgezeigt wurden. Da wo die erste Klas- se, die der Pflanzenfressenden Thiere, ihrem Gipfel na- he ist, in dem Geschlecht der Elephanten, hat in frü- heren Zeiten das jetzt untergegangene Thier gestanden, welches schon die ersten Anlagen der darauf folgenden
Ich wuͤrde zu weitlaͤuftig werden, wenn ich, was indeß anderwaͤrts geſchehen ſoll, auseinanderſetzte, wie ſich im ganzen Thierreich, das was auf den hoͤheren Stufen vollkommen, und zu ſeiner Beſtimmung taug- lich hervortritt, in den fruͤheren als bloßes Streben, als unvollkommene dem Anſchein nach zweckloſe Anlage zeigt, wie ſich zum Beyſpiel, in den Geſchlechtern der Fiſche, beſonders in jenen, welche dem egyptiſchen Biſchir verwandt ſind, auf eine aͤhnliche Weiſe, die erſten Anfaͤnge der kuͤnftigen Gliedmaſſen, wie ſie bey den Amphibien hervortreten, unvollkommen voraus verkuͤndigen. Nichts weniger als zu dem eigentlichen Gebrauch der Glieder faͤhig, jedoch auch ſchon als Floſſe nicht mehr ſo wie in fruͤheren Geſchlechtern taug- lich. Bey den Amphibien ſind gerade die Theile, wel- che ſchon Uebereinſtimmungen mit dem Bau der Voͤgel zeigen, dem Anſcheine nach die nutzloſeſten, ſo wie die Anlage der kuͤnftigen Finger die ſich bekanntlich ſchon an dem Fluͤgel der Voͤgel zeigt, fuͤr das Daſeyn des Vogels ſelber voͤllig zwecklos iſt.
Man wird ſich erinnern, wie ich in meiner letz- ten Vorleſung von zwey entgegengeſetzten Reihen des Thierreichs ſprach, die beſonders in der Klaſſe der Saͤugethiere aufgezeigt wurden. Da wo die erſte Klaſ- ſe, die der Pflanzenfreſſenden Thiere, ihrem Gipfel na- he iſt, in dem Geſchlecht der Elephanten, hat in fruͤ- heren Zeiten das jetzt untergegangene Thier geſtanden, welches ſchon die erſten Anlagen der darauf folgenden
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0329"n="315"/><p>Ich wuͤrde zu weitlaͤuftig werden, wenn ich, was<lb/>
indeß anderwaͤrts geſchehen ſoll, auseinanderſetzte, wie<lb/>ſich im ganzen Thierreich, das was auf den hoͤheren<lb/>
Stufen vollkommen, und zu ſeiner Beſtimmung taug-<lb/>
lich hervortritt, in den fruͤheren als bloßes Streben,<lb/>
als unvollkommene dem Anſchein nach zweckloſe Anlage<lb/>
zeigt, wie ſich zum Beyſpiel, in den Geſchlechtern der<lb/>
Fiſche, beſonders in jenen, welche dem egyptiſchen<lb/>
Biſchir verwandt ſind, auf eine aͤhnliche Weiſe, die<lb/>
erſten Anfaͤnge der kuͤnftigen Gliedmaſſen, wie ſie bey<lb/>
den Amphibien hervortreten, unvollkommen voraus<lb/>
verkuͤndigen. Nichts weniger als zu dem eigentlichen<lb/>
Gebrauch der Glieder faͤhig, jedoch auch ſchon als<lb/>
Floſſe nicht mehr ſo wie in fruͤheren Geſchlechtern taug-<lb/>
lich. Bey den Amphibien ſind gerade die Theile, wel-<lb/>
che ſchon Uebereinſtimmungen mit dem Bau der Voͤgel<lb/>
zeigen, dem Anſcheine nach die nutzloſeſten, ſo wie die<lb/>
Anlage der kuͤnftigen Finger die ſich bekanntlich ſchon<lb/>
an dem Fluͤgel der Voͤgel zeigt, fuͤr das Daſeyn des<lb/>
Vogels ſelber voͤllig zwecklos iſt.</p><lb/><p>Man wird ſich erinnern, wie ich in meiner letz-<lb/>
ten Vorleſung von zwey entgegengeſetzten Reihen des<lb/>
Thierreichs ſprach, die beſonders in der Klaſſe der<lb/>
Saͤugethiere aufgezeigt wurden. Da wo die erſte Klaſ-<lb/>ſe, die der Pflanzenfreſſenden Thiere, ihrem Gipfel na-<lb/>
he iſt, in dem Geſchlecht der Elephanten, hat in fruͤ-<lb/>
heren Zeiten das jetzt untergegangene Thier geſtanden,<lb/>
welches ſchon die erſten Anlagen der darauf folgenden<lb/></p></div></body></text></TEI>
[315/0329]
Ich wuͤrde zu weitlaͤuftig werden, wenn ich, was
indeß anderwaͤrts geſchehen ſoll, auseinanderſetzte, wie
ſich im ganzen Thierreich, das was auf den hoͤheren
Stufen vollkommen, und zu ſeiner Beſtimmung taug-
lich hervortritt, in den fruͤheren als bloßes Streben,
als unvollkommene dem Anſchein nach zweckloſe Anlage
zeigt, wie ſich zum Beyſpiel, in den Geſchlechtern der
Fiſche, beſonders in jenen, welche dem egyptiſchen
Biſchir verwandt ſind, auf eine aͤhnliche Weiſe, die
erſten Anfaͤnge der kuͤnftigen Gliedmaſſen, wie ſie bey
den Amphibien hervortreten, unvollkommen voraus
verkuͤndigen. Nichts weniger als zu dem eigentlichen
Gebrauch der Glieder faͤhig, jedoch auch ſchon als
Floſſe nicht mehr ſo wie in fruͤheren Geſchlechtern taug-
lich. Bey den Amphibien ſind gerade die Theile, wel-
che ſchon Uebereinſtimmungen mit dem Bau der Voͤgel
zeigen, dem Anſcheine nach die nutzloſeſten, ſo wie die
Anlage der kuͤnftigen Finger die ſich bekanntlich ſchon
an dem Fluͤgel der Voͤgel zeigt, fuͤr das Daſeyn des
Vogels ſelber voͤllig zwecklos iſt.
Man wird ſich erinnern, wie ich in meiner letz-
ten Vorleſung von zwey entgegengeſetzten Reihen des
Thierreichs ſprach, die beſonders in der Klaſſe der
Saͤugethiere aufgezeigt wurden. Da wo die erſte Klaſ-
ſe, die der Pflanzenfreſſenden Thiere, ihrem Gipfel na-
he iſt, in dem Geſchlecht der Elephanten, hat in fruͤ-
heren Zeiten das jetzt untergegangene Thier geſtanden,
welches ſchon die erſten Anlagen der darauf folgenden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/329>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.