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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Moosarten finden, sind dieses in gewisser Hinsicht
wirklich, sie scheinen aber zu jener Bestimmung, die sie
bey den vollkommneren Pflanzen haben, noch unfä-
hig. Die Früchte reifen bey den meisten Moosen, ohne
daß sich bey ihnen, oder selbst bey andern in der Nähe
stehenden Individuen, eine Spur jener Körper gefun-
den hätte, ja was noch merkwürdiger ist, Sprengel
bemerkte, daß in einigen Geschlechtern jene Theile
vorzüglich nur solchen Individuen eigenthümlich waren,
welche aus Schwächlichkeit früher zu verwelken pfleg-
ten als andre, ohne Früchte zu reifen. Der Gegen-
satz, der sich in vollkommnen Blumen später in so bun-
ter und herrlicher Mannichfaltigkeit entwicklet, ist
demnach hier in den Laubmoosen nur eben angedeutet,
er tritt nur als unvollkommneres Streben nach der ei-
gentlichen Bestimmung der höheren Gegensätze auf, oh-
ne daß er je diese Bestimmung wirklich zu erfüllen ver-
möchte. Ja das deutliche Hervortreten jenes höheren,
über das jetzige Daseyn hinausgehenden Strebens, ist
wie auch meist bey dem Menschen, nur in einem krank-
haften Zustand möglich, oder wirkt vielleicht selber erst
zerstörend.

Im Pflanzenreich besonders, ist es recht deutlich,
wie bey den sogenannten aufwärtssteigenden Reihen,
deren Geschichte ich mir einst auf eine andre Gelegen-
heit vorbehalte, auf einer vorhergehenden Stufe das
als bloßes, nicht gelingendes Streben angedeutet ist,
was auf einer darauf folgenden höheren, wirklich als
Organ, und in seiner ganzen Erfüllung auftritt.


Moosarten finden, ſind dieſes in gewiſſer Hinſicht
wirklich, ſie ſcheinen aber zu jener Beſtimmung, die ſie
bey den vollkommneren Pflanzen haben, noch unfaͤ-
hig. Die Fruͤchte reifen bey den meiſten Mooſen, ohne
daß ſich bey ihnen, oder ſelbſt bey andern in der Naͤhe
ſtehenden Individuen, eine Spur jener Koͤrper gefun-
den haͤtte, ja was noch merkwuͤrdiger iſt, Sprengel
bemerkte, daß in einigen Geſchlechtern jene Theile
vorzuͤglich nur ſolchen Individuen eigenthuͤmlich waren,
welche aus Schwaͤchlichkeit fruͤher zu verwelken pfleg-
ten als andre, ohne Fruͤchte zu reifen. Der Gegen-
ſatz, der ſich in vollkommnen Blumen ſpaͤter in ſo bun-
ter und herrlicher Mannichfaltigkeit entwicklet, iſt
demnach hier in den Laubmooſen nur eben angedeutet,
er tritt nur als unvollkommneres Streben nach der ei-
gentlichen Beſtimmung der hoͤheren Gegenſaͤtze auf, oh-
ne daß er je dieſe Beſtimmung wirklich zu erfuͤllen ver-
moͤchte. Ja das deutliche Hervortreten jenes hoͤheren,
uͤber das jetzige Daſeyn hinausgehenden Strebens, iſt
wie auch meiſt bey dem Menſchen, nur in einem krank-
haften Zuſtand moͤglich, oder wirkt vielleicht ſelber erſt
zerſtoͤrend.

Im Pflanzenreich beſonders, iſt es recht deutlich,
wie bey den ſogenannten aufwaͤrtsſteigenden Reihen,
deren Geſchichte ich mir einſt auf eine andre Gelegen-
heit vorbehalte, auf einer vorhergehenden Stufe das
als bloßes, nicht gelingendes Streben angedeutet iſt,
was auf einer darauf folgenden hoͤheren, wirklich als
Organ, und in ſeiner ganzen Erfuͤllung auftritt.


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[313/0327] Moosarten finden, ſind dieſes in gewiſſer Hinſicht wirklich, ſie ſcheinen aber zu jener Beſtimmung, die ſie bey den vollkommneren Pflanzen haben, noch unfaͤ- hig. Die Fruͤchte reifen bey den meiſten Mooſen, ohne daß ſich bey ihnen, oder ſelbſt bey andern in der Naͤhe ſtehenden Individuen, eine Spur jener Koͤrper gefun- den haͤtte, ja was noch merkwuͤrdiger iſt, Sprengel bemerkte, daß in einigen Geſchlechtern jene Theile vorzuͤglich nur ſolchen Individuen eigenthuͤmlich waren, welche aus Schwaͤchlichkeit fruͤher zu verwelken pfleg- ten als andre, ohne Fruͤchte zu reifen. Der Gegen- ſatz, der ſich in vollkommnen Blumen ſpaͤter in ſo bun- ter und herrlicher Mannichfaltigkeit entwicklet, iſt demnach hier in den Laubmooſen nur eben angedeutet, er tritt nur als unvollkommneres Streben nach der ei- gentlichen Beſtimmung der hoͤheren Gegenſaͤtze auf, oh- ne daß er je dieſe Beſtimmung wirklich zu erfuͤllen ver- moͤchte. Ja das deutliche Hervortreten jenes hoͤheren, uͤber das jetzige Daſeyn hinausgehenden Strebens, iſt wie auch meiſt bey dem Menſchen, nur in einem krank- haften Zuſtand moͤglich, oder wirkt vielleicht ſelber erſt zerſtoͤrend. Im Pflanzenreich beſonders, iſt es recht deutlich, wie bey den ſogenannten aufwaͤrtsſteigenden Reihen, deren Geſchichte ich mir einſt auf eine andre Gelegen- heit vorbehalte, auf einer vorhergehenden Stufe das als bloßes, nicht gelingendes Streben angedeutet iſt, was auf einer darauf folgenden hoͤheren, wirklich als Organ, und in ſeiner ganzen Erfuͤllung auftritt.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/327>, abgerufen am 28.11.2024.