Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

bemühen, im Gang des gewöhnlichen Lebens fest zu
halten.

Es wird uns nicht an Beyspielen, aus allen Theilen
der Naturwissenschaft mangeln, welche vielleicht eben
über diese dunkle und tief liegende Eigenschaft unsres
Gemüths, einiges Licht verbreiten können. Mit Recht
ist dieselbe das Beginnen eines höheren überirdischen
Daseyns, und der Mensch ein zweylebendes Wesen,
welches auf dem höchsten Gipfel der irdischen Natur,
zugleich die ersten Anlagen der überirdischen in sich ver-
einte, genannt worden. Wir sehen in ihm jenes Stre-
ben nach geistiger Vollendung kaum erwachen, wäh-
rend des kurzen Daseyns aber nie erfüllt werden. So
greift aber in der ganzen Natur, ein höheres künftiges
Daseyn, in das vorhergehende unvollkommnere ein, bald
als Vorahndung, bald schon deutlich in seinem ersten
lebendigen Beginnen sich regend. Möge es jetzt mei-
nen Zuhörern gefallen, mir auch zu einigen andern
Thatsachen, aus andren Gebieten der Natur zu folgen.

Es scheinen in gewissen Verhältnissen, welche ich
anderwärts entwickelt habe, die Planeten unsres Sy-
stems in einer so innigen Beziehung auf einander zu ste-
hen, daß gewisse Eigenschaften des nächstfolgenden,
entferntern Gliedes, aus denen des vorhergehenden be-
stimmt werden können, so daß ein fortschreitendes Ver-
hältniß von dem näheren zu dem entfernteren Nachbar-
planeten gefunden wird, und daß der entferntere eine

bemuͤhen, im Gang des gewoͤhnlichen Lebens feſt zu
halten.

Es wird uns nicht an Beyſpielen, aus allen Theilen
der Naturwiſſenſchaft mangeln, welche vielleicht eben
uͤber dieſe dunkle und tief liegende Eigenſchaft unſres
Gemuͤths, einiges Licht verbreiten koͤnnen. Mit Recht
iſt dieſelbe das Beginnen eines hoͤheren uͤberirdiſchen
Daſeyns, und der Menſch ein zweylebendes Weſen,
welches auf dem hoͤchſten Gipfel der irdiſchen Natur,
zugleich die erſten Anlagen der uͤberirdiſchen in ſich ver-
einte, genannt worden. Wir ſehen in ihm jenes Stre-
ben nach geiſtiger Vollendung kaum erwachen, waͤh-
rend des kurzen Daſeyns aber nie erfuͤllt werden. So
greift aber in der ganzen Natur, ein hoͤheres kuͤnftiges
Daſeyn, in das vorhergehende unvollkommnere ein, bald
als Vorahndung, bald ſchon deutlich in ſeinem erſten
lebendigen Beginnen ſich regend. Moͤge es jetzt mei-
nen Zuhoͤrern gefallen, mir auch zu einigen andern
Thatſachen, aus andren Gebieten der Natur zu folgen.

Es ſcheinen in gewiſſen Verhaͤltniſſen, welche ich
anderwaͤrts entwickelt habe, die Planeten unſres Sy-
ſtems in einer ſo innigen Beziehung auf einander zu ſte-
hen, daß gewiſſe Eigenſchaften des naͤchſtfolgenden,
entferntern Gliedes, aus denen des vorhergehenden be-
ſtimmt werden koͤnnen, ſo daß ein fortſchreitendes Ver-
haͤltniß von dem naͤheren zu dem entfernteren Nachbar-
planeten gefunden wird, und daß der entferntere eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0323" n="309"/>
bemu&#x0364;hen, im Gang des gewo&#x0364;hnlichen Lebens fe&#x017F;t zu<lb/>
halten.</p><lb/>
        <p>Es wird uns nicht an Bey&#x017F;pielen, aus allen Theilen<lb/>
der Naturwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft mangeln, welche vielleicht eben<lb/>
u&#x0364;ber die&#x017F;e dunkle und tief liegende Eigen&#x017F;chaft un&#x017F;res<lb/>
Gemu&#x0364;ths, einiges Licht verbreiten ko&#x0364;nnen. Mit Recht<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;elbe das Beginnen eines ho&#x0364;heren u&#x0364;berirdi&#x017F;chen<lb/>
Da&#x017F;eyns, und der Men&#x017F;ch ein zweylebendes We&#x017F;en,<lb/>
welches auf dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gipfel der irdi&#x017F;chen Natur,<lb/>
zugleich die er&#x017F;ten Anlagen der u&#x0364;berirdi&#x017F;chen in &#x017F;ich ver-<lb/>
einte, genannt worden. Wir &#x017F;ehen in ihm jenes Stre-<lb/>
ben nach gei&#x017F;tiger Vollendung kaum erwachen, wa&#x0364;h-<lb/>
rend des kurzen Da&#x017F;eyns aber nie erfu&#x0364;llt werden. So<lb/>
greift aber in der ganzen Natur, ein ho&#x0364;heres ku&#x0364;nftiges<lb/>
Da&#x017F;eyn, in das vorhergehende unvollkommnere ein, bald<lb/>
als Vorahndung, bald &#x017F;chon deutlich in &#x017F;einem er&#x017F;ten<lb/>
lebendigen Beginnen &#x017F;ich regend. Mo&#x0364;ge es jetzt mei-<lb/>
nen Zuho&#x0364;rern gefallen, mir auch zu einigen andern<lb/>
That&#x017F;achen, aus andren Gebieten der Natur zu folgen.</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;cheinen in gewi&#x017F;&#x017F;en Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en, welche ich<lb/>
anderwa&#x0364;rts entwickelt habe, die Planeten un&#x017F;res Sy-<lb/>
&#x017F;tems in einer &#x017F;o innigen Beziehung auf einander zu &#x017F;te-<lb/>
hen, daß gewi&#x017F;&#x017F;e Eigen&#x017F;chaften des na&#x0364;ch&#x017F;tfolgenden,<lb/>
entferntern Gliedes, aus denen des vorhergehenden be-<lb/>
&#x017F;timmt werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;o daß ein fort&#x017F;chreitendes Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß von dem na&#x0364;heren zu dem entfernteren Nachbar-<lb/>
planeten gefunden wird, und daß der entferntere eine<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0323] bemuͤhen, im Gang des gewoͤhnlichen Lebens feſt zu halten. Es wird uns nicht an Beyſpielen, aus allen Theilen der Naturwiſſenſchaft mangeln, welche vielleicht eben uͤber dieſe dunkle und tief liegende Eigenſchaft unſres Gemuͤths, einiges Licht verbreiten koͤnnen. Mit Recht iſt dieſelbe das Beginnen eines hoͤheren uͤberirdiſchen Daſeyns, und der Menſch ein zweylebendes Weſen, welches auf dem hoͤchſten Gipfel der irdiſchen Natur, zugleich die erſten Anlagen der uͤberirdiſchen in ſich ver- einte, genannt worden. Wir ſehen in ihm jenes Stre- ben nach geiſtiger Vollendung kaum erwachen, waͤh- rend des kurzen Daſeyns aber nie erfuͤllt werden. So greift aber in der ganzen Natur, ein hoͤheres kuͤnftiges Daſeyn, in das vorhergehende unvollkommnere ein, bald als Vorahndung, bald ſchon deutlich in ſeinem erſten lebendigen Beginnen ſich regend. Moͤge es jetzt mei- nen Zuhoͤrern gefallen, mir auch zu einigen andern Thatſachen, aus andren Gebieten der Natur zu folgen. Es ſcheinen in gewiſſen Verhaͤltniſſen, welche ich anderwaͤrts entwickelt habe, die Planeten unſres Sy- ſtems in einer ſo innigen Beziehung auf einander zu ſte- hen, daß gewiſſe Eigenſchaften des naͤchſtfolgenden, entferntern Gliedes, aus denen des vorhergehenden be- ſtimmt werden koͤnnen, ſo daß ein fortſchreitendes Ver- haͤltniß von dem naͤheren zu dem entfernteren Nachbar- planeten gefunden wird, und daß der entferntere eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/323
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/323>, abgerufen am 09.05.2024.