findet sich noch eine wahrhaft thierische Beweglichkeit, die sie, so bald das Licht auf sie fällt, unaufhörlich zu einem unregelmäßigen Zittern und Schwanken nach al- len Seiten treibt.
Ueberhaupt wird jener Gegensatz zwischen der Thier- und Pflanzenwelt, erst in den höheren Ge- schlechtern ausgebildet. Der Kohlenstoff und seine Verbindungen, welche die chemischen Bestandtheile der vollkommneren Pflanzen ausmachen, sind bey den Flechten und Moosen, mithin auf den tiefsten Stufen des Pflanzenreichs, seltener, dagegen findet sich bey den letzteren häufige Kalkerde, welche sonst das Thierreich auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be- standtheilen, so wie auch in ihren bunten, prächtigen Farben, den Blüthen und Früchten der vollkommenen Pflanzen, welche auch in Hinsicht der Bestandtheile die nächste Gränze des Thierreichs bilden.
Die Natur geht überall, ehe die vollkommneren Gegensätze sich ausbilden, von unvollkommenen Mit- telwesen aus, welche jedoch von der höchsten Wichtig- keit sind, weil sie die nahe Verwandschaft der beyden entgegengesetzten Richtungen bezeugen, und hierdurch auf das gemeinschaftliche Eine, welches beyden zu Grunde liegt, hindeuten. Es wird später im Thier- reich, dasselbe in der Zeit, in einer Aufeinander- folge von verschiedenen Bewegungen ausgedrückt, was
findet ſich noch eine wahrhaft thieriſche Beweglichkeit, die ſie, ſo bald das Licht auf ſie faͤllt, unaufhoͤrlich zu einem unregelmaͤßigen Zittern und Schwanken nach al- len Seiten treibt.
Ueberhaupt wird jener Gegenſatz zwiſchen der Thier- und Pflanzenwelt, erſt in den hoͤheren Ge- ſchlechtern ausgebildet. Der Kohlenſtoff und ſeine Verbindungen, welche die chemiſchen Beſtandtheile der vollkommneren Pflanzen ausmachen, ſind bey den Flechten und Mooſen, mithin auf den tiefſten Stufen des Pflanzenreichs, ſeltener, dagegen findet ſich bey den letzteren haͤufige Kalkerde, welche ſonſt das Thierreich auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be- ſtandtheilen, ſo wie auch in ihren bunten, praͤchtigen Farben, den Bluͤthen und Fruͤchten der vollkommenen Pflanzen, welche auch in Hinſicht der Beſtandtheile die naͤchſte Graͤnze des Thierreichs bilden.
Die Natur geht uͤberall, ehe die vollkommneren Gegenſaͤtze ſich ausbilden, von unvollkommenen Mit- telweſen aus, welche jedoch von der hoͤchſten Wichtig- keit ſind, weil ſie die nahe Verwandſchaft der beyden entgegengeſetzten Richtungen bezeugen, und hierdurch auf das gemeinſchaftliche Eine, welches beyden zu Grunde liegt, hindeuten. Es wird ſpaͤter im Thier- reich, daſſelbe in der Zeit, in einer Aufeinander- folge von verſchiedenen Bewegungen ausgedruͤckt, was
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findet ſich noch eine wahrhaft thieriſche Beweglichkeit,
die ſie, ſo bald das Licht auf ſie faͤllt, unaufhoͤrlich zu
einem unregelmaͤßigen Zittern und Schwanken nach al-
len Seiten treibt.
Ueberhaupt wird jener Gegenſatz zwiſchen der
Thier- und Pflanzenwelt, erſt in den hoͤheren Ge-
ſchlechtern ausgebildet. Der Kohlenſtoff und ſeine
Verbindungen, welche die chemiſchen Beſtandtheile
der vollkommneren Pflanzen ausmachen, ſind bey den
Flechten und Mooſen, mithin auf den tiefſten Stufen
des Pflanzenreichs, ſeltener, dagegen findet ſich bey den
letzteren haͤufige Kalkerde, welche ſonſt das Thierreich
auszeichnet, und die Flechten gleichen in ihren Be-
ſtandtheilen, ſo wie auch in ihren bunten, praͤchtigen
Farben, den Bluͤthen und Fruͤchten der vollkommenen
Pflanzen, welche auch in Hinſicht der Beſtandtheile
die naͤchſte Graͤnze des Thierreichs bilden.
Die Natur geht uͤberall, ehe die vollkommneren
Gegenſaͤtze ſich ausbilden, von unvollkommenen Mit-
telweſen aus, welche jedoch von der hoͤchſten Wichtig-
keit ſind, weil ſie die nahe Verwandſchaft der beyden
entgegengeſetzten Richtungen bezeugen, und hierdurch
auf das gemeinſchaftliche Eine, welches beyden zu
Grunde liegt, hindeuten. Es wird ſpaͤter im Thier-
reich, daſſelbe in der Zeit, in einer Aufeinander-
folge von verſchiedenen Bewegungen ausgedruͤckt, was
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/270>, abgerufen am 26.11.2024.
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