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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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mer gewesen seyn, da man mehr als 4000 Fuß über der
Region, wo jetzt noch Bäume wachsen können, er-
höht, große, noch unveränderte Baumstämme findet.
Diese Thatsache ist unter andern von dem Alpenberge
Stella bekannt. -- Das Eis der Gletscher nimmt
auch nach einer durchgängigen Erfahrung der Einge-
bohrnen mit jedem Jahre zu, und ehehin grüne Wie-
sen sind jetzt von Eisflächen verdrängt, so wie das
noch vor einigen Jahrhunderten blühende Grönland,
jetzt eine traurige Wildniß voller Schnee und Eis ist,
wie die noch vor einem Menschenalter freyen Häfen
nördlicher Küsten jetzt von Eis versperrt sind, und
von Norden abwärts, ein Wald nach dem andern aus-
stirbt, ohne daß die Bedürfnisse des Menschen der ver-
nichtenden Natur vorgriffen.

Es muß auch nach dem Südpol hin vor Zeiten
das Land von üppiger Vegetation und einer reichen
Thierwelt geschmückt gewesen seyn. Zwar hat man
auf dem Feuerland und den angränzenden Gegenden
nach Versteinerungen noch nicht nachsuchen können, da
selbst in den langen Sommertagen dieses traurige
Land, das die schaffende Natur zu verlassen anfängt,
von öfteren Schnee erstarrt, man hat aber fast auf
jeder Seereise in dieses Clima, die schwarzen und kah-
len Klippen jener Wildniß von häufigen vulkanischen
Feuer rauchen sehen, und das zerspaltene jähe Ausse-
hen der Felsen spricht von einer langen Arbeit der Vul-
kane. Dieses Eyland scheint mithin an Brennmate-

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mer geweſen ſeyn, da man mehr als 4000 Fuß uͤber der
Region, wo jetzt noch Baͤume wachſen koͤnnen, er-
hoͤht, große, noch unveraͤnderte Baumſtaͤmme findet.
Dieſe Thatſache iſt unter andern von dem Alpenberge
Stella bekannt. — Das Eis der Gletſcher nimmt
auch nach einer durchgaͤngigen Erfahrung der Einge-
bohrnen mit jedem Jahre zu, und ehehin gruͤne Wie-
ſen ſind jetzt von Eisflaͤchen verdraͤngt, ſo wie das
noch vor einigen Jahrhunderten bluͤhende Groͤnland,
jetzt eine traurige Wildniß voller Schnee und Eis iſt,
wie die noch vor einem Menſchenalter freyen Haͤfen
noͤrdlicher Kuͤſten jetzt von Eis verſperrt ſind, und
von Norden abwaͤrts, ein Wald nach dem andern aus-
ſtirbt, ohne daß die Beduͤrfniſſe des Menſchen der ver-
nichtenden Natur vorgriffen.

Es muß auch nach dem Suͤdpol hin vor Zeiten
das Land von uͤppiger Vegetation und einer reichen
Thierwelt geſchmuͤckt geweſen ſeyn. Zwar hat man
auf dem Feuerland und den angraͤnzenden Gegenden
nach Verſteinerungen noch nicht nachſuchen koͤnnen, da
ſelbſt in den langen Sommertagen dieſes traurige
Land, das die ſchaffende Natur zu verlaſſen anfaͤngt,
von oͤfteren Schnee erſtarrt, man hat aber faſt auf
jeder Seereiſe in dieſes Clima, die ſchwarzen und kah-
len Klippen jener Wildniß von haͤufigen vulkaniſchen
Feuer rauchen ſehen, und das zerſpaltene jaͤhe Ausſe-
hen der Felſen ſpricht von einer langen Arbeit der Vul-
kane. Dieſes Eyland ſcheint mithin an Brennmate-

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[227/0241] mer geweſen ſeyn, da man mehr als 4000 Fuß uͤber der Region, wo jetzt noch Baͤume wachſen koͤnnen, er- hoͤht, große, noch unveraͤnderte Baumſtaͤmme findet. Dieſe Thatſache iſt unter andern von dem Alpenberge Stella bekannt. — Das Eis der Gletſcher nimmt auch nach einer durchgaͤngigen Erfahrung der Einge- bohrnen mit jedem Jahre zu, und ehehin gruͤne Wie- ſen ſind jetzt von Eisflaͤchen verdraͤngt, ſo wie das noch vor einigen Jahrhunderten bluͤhende Groͤnland, jetzt eine traurige Wildniß voller Schnee und Eis iſt, wie die noch vor einem Menſchenalter freyen Haͤfen noͤrdlicher Kuͤſten jetzt von Eis verſperrt ſind, und von Norden abwaͤrts, ein Wald nach dem andern aus- ſtirbt, ohne daß die Beduͤrfniſſe des Menſchen der ver- nichtenden Natur vorgriffen. Es muß auch nach dem Suͤdpol hin vor Zeiten das Land von uͤppiger Vegetation und einer reichen Thierwelt geſchmuͤckt geweſen ſeyn. Zwar hat man auf dem Feuerland und den angraͤnzenden Gegenden nach Verſteinerungen noch nicht nachſuchen koͤnnen, da ſelbſt in den langen Sommertagen dieſes traurige Land, das die ſchaffende Natur zu verlaſſen anfaͤngt, von oͤfteren Schnee erſtarrt, man hat aber faſt auf jeder Seereiſe in dieſes Clima, die ſchwarzen und kah- len Klippen jener Wildniß von haͤufigen vulkaniſchen Feuer rauchen ſehen, und das zerſpaltene jaͤhe Ausſe- hen der Felſen ſpricht von einer langen Arbeit der Vul- kane. Dieſes Eyland ſcheint mithin an Brennmate- P 2

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/241>, abgerufen am 28.04.2024.