da niemand noch gehört hat, daß Krocodile, Fluß- pferde, Nashörner und ähnliche Thiere im Krieg ge- braucht worden wären. Oefters hat man Spuren ge- funden, daß jene Thiere in ganzen Heerden, die Al- ten mit den Jungen, von der schnell überhandnehmen- den Fluth auf der Weide ergriffen wurden. Jener Kalktuff mit vielen Abdrücken auslandischer Sumpf- gewächse, wo man in Sibirien öfters die Gerippe von ganzen Elephantenheerden gefunden hat, ist damals Sumpf gewesen, wo diese Thiere noch jetzt zu weiden pflegen.
Auch von einer Fluth die von Süden herkam, können jene Wesen der südlichen Länder nicht nach Nor- den heraufgeführt seyn. Es ist gänzlich falsch anzu- nehmen, daß die Fluthen aus Süden gekommen wä- ren, vielmehr haben sie, wo sie nicht durch besondre Umstände von dieser Richtung abgelenkt worden, ei- nen fast umgekehrten Lauf, den von Nordost nach Süd- west genommen. Denn der steile Abfall nicht blos al- ler großen, sondern auch der meisten mittleren und klei- nen Gebirge ist nach Südwest, das allmälige Anstei- gen nach Nordost, welches Verhältniß, beyläufig, auch auf dem Monde beobachtet wird. Man findet im nördlichen Asien die Ueberreste der ehemaligen Thier und Pflanzenwelt, blos unter den obern Lagern der Steppen und Ebenen, bis hinan zu dem hüglichen Land, das die letzte Gränze des nördlichen Abfalls des hohen Gebirgsrückens bildet; ein sehr großer Theil des
da niemand noch gehoͤrt hat, daß Krocodile, Fluß- pferde, Nashoͤrner und aͤhnliche Thiere im Krieg ge- braucht worden waͤren. Oefters hat man Spuren ge- funden, daß jene Thiere in ganzen Heerden, die Al- ten mit den Jungen, von der ſchnell uͤberhandnehmen- den Fluth auf der Weide ergriffen wurden. Jener Kalktuff mit vielen Abdruͤcken auslandiſcher Sumpf- gewaͤchſe, wo man in Sibirien oͤfters die Gerippe von ganzen Elephantenheerden gefunden hat, iſt damals Sumpf geweſen, wo dieſe Thiere noch jetzt zu weiden pflegen.
Auch von einer Fluth die von Suͤden herkam, koͤnnen jene Weſen der ſuͤdlichen Laͤnder nicht nach Nor- den heraufgefuͤhrt ſeyn. Es iſt gaͤnzlich falſch anzu- nehmen, daß die Fluthen aus Suͤden gekommen waͤ- ren, vielmehr haben ſie, wo ſie nicht durch beſondre Umſtaͤnde von dieſer Richtung abgelenkt worden, ei- nen faſt umgekehrten Lauf, den von Nordoſt nach Suͤd- weſt genommen. Denn der ſteile Abfall nicht blos al- ler großen, ſondern auch der meiſten mittleren und klei- nen Gebirge iſt nach Suͤdweſt, das allmaͤlige Anſtei- gen nach Nordoſt, welches Verhaͤltniß, beylaͤufig, auch auf dem Monde beobachtet wird. Man findet im noͤrdlichen Aſien die Ueberreſte der ehemaligen Thier und Pflanzenwelt, blos unter den obern Lagern der Steppen und Ebenen, bis hinan zu dem huͤglichen Land, das die letzte Graͤnze des noͤrdlichen Abfalls des hohen Gebirgsruͤckens bildet; ein ſehr großer Theil des
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da niemand noch gehoͤrt hat, daß Krocodile, Fluß-
pferde, Nashoͤrner und aͤhnliche Thiere im Krieg ge-
braucht worden waͤren. Oefters hat man Spuren ge-
funden, daß jene Thiere in ganzen Heerden, die Al-
ten mit den Jungen, von der ſchnell uͤberhandnehmen-
den Fluth auf der Weide ergriffen wurden. Jener
Kalktuff mit vielen Abdruͤcken auslandiſcher Sumpf-
gewaͤchſe, wo man in Sibirien oͤfters die Gerippe von
ganzen Elephantenheerden gefunden hat, iſt damals
Sumpf geweſen, wo dieſe Thiere noch jetzt zu weiden
pflegen.
Auch von einer Fluth die von Suͤden herkam,
koͤnnen jene Weſen der ſuͤdlichen Laͤnder nicht nach Nor-
den heraufgefuͤhrt ſeyn. Es iſt gaͤnzlich falſch anzu-
nehmen, daß die Fluthen aus Suͤden gekommen waͤ-
ren, vielmehr haben ſie, wo ſie nicht durch beſondre
Umſtaͤnde von dieſer Richtung abgelenkt worden, ei-
nen faſt umgekehrten Lauf, den von Nordoſt nach Suͤd-
weſt genommen. Denn der ſteile Abfall nicht blos al-
ler großen, ſondern auch der meiſten mittleren und klei-
nen Gebirge iſt nach Suͤdweſt, das allmaͤlige Anſtei-
gen nach Nordoſt, welches Verhaͤltniß, beylaͤufig,
auch auf dem Monde beobachtet wird. Man findet
im noͤrdlichen Aſien die Ueberreſte der ehemaligen Thier
und Pflanzenwelt, blos unter den obern Lagern der
Steppen und Ebenen, bis hinan zu dem huͤglichen
Land, das die letzte Graͤnze des noͤrdlichen Abfalls des
hohen Gebirgsruͤckens bildet; ein ſehr großer Theil des
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/238>, abgerufen am 22.11.2024.
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