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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Sind es saure Kirschen? fragte ich, mich ihr nähernd. Sie reichte mir das Körbchen her. Alles ist süß, was von Ihnen kommt, sagte ich, nachdem ich ein paar Kirschen gekostet hatte, -- selbst ein Korb. Gretchen war so verlegen, daß mich mein ungeschickter Scherz bald reute. Ich fragte nun ernsthaft, ob sie um die Flucht unsers Max gewußt habe? Sie nickte: ja! -- Und wozu soll das führen? sagte ich. -- Zu Ihrer Ruhe und der seinigen, antwortete sie mit bescheidener Würde. -- Sie trauen mir also wenigstens zu, erwiderte ich, daß ich mich des Vortheils nicht überheben werde, den mir seine Entfernung zu geben scheint. -- Ich traue Ihnen Alles zu, sagte Gretchen, dessen ein edles Herz fähig ist. Aber es ziemt mir nicht, von dem zu reden, was Sie zu thun oder zu lassen für gut finden werden. -- Haben Sie keinen Wunsch für sich, Gretchen? -- Zu bleiben, wie ich bin, erwiderte sie mit großer Milde, und in den harmlosen Geschäfte, für das Sie mich anfangs bestimmten, so nützlich zu sein, als es mir möglich ist. -- Ich unterdrückte die Antwort, die mir auf den Lippen schwebte, und indem ich Gretchen freundlich zuwinkte, ging ich auf mein Zimmer zurück.

Es war eine schöne Phantasie, sagte ich zu mir selbst; der Fehler war nur, daß ich sie für Ernst nahm. Fahre hin, holder Traum meines Nachsommers! Ward ich doch in früherer Zeit oft unfreundlicher geweckt, und nicht immer, wie jetzt, ohne Reue! -- Mit voller Heiterkeit setzte ich mich an meinen Schreibtisch und nahm

Sind es saure Kirschen? fragte ich, mich ihr nähernd. Sie reichte mir das Körbchen her. Alles ist süß, was von Ihnen kommt, sagte ich, nachdem ich ein paar Kirschen gekostet hatte, — selbst ein Korb. Gretchen war so verlegen, daß mich mein ungeschickter Scherz bald reute. Ich fragte nun ernsthaft, ob sie um die Flucht unsers Max gewußt habe? Sie nickte: ja! — Und wozu soll das führen? sagte ich. — Zu Ihrer Ruhe und der seinigen, antwortete sie mit bescheidener Würde. — Sie trauen mir also wenigstens zu, erwiderte ich, daß ich mich des Vortheils nicht überheben werde, den mir seine Entfernung zu geben scheint. — Ich traue Ihnen Alles zu, sagte Gretchen, dessen ein edles Herz fähig ist. Aber es ziemt mir nicht, von dem zu reden, was Sie zu thun oder zu lassen für gut finden werden. — Haben Sie keinen Wunsch für sich, Gretchen? — Zu bleiben, wie ich bin, erwiderte sie mit großer Milde, und in den harmlosen Geschäfte, für das Sie mich anfangs bestimmten, so nützlich zu sein, als es mir möglich ist. — Ich unterdrückte die Antwort, die mir auf den Lippen schwebte, und indem ich Gretchen freundlich zuwinkte, ging ich auf mein Zimmer zurück.

Es war eine schöne Phantasie, sagte ich zu mir selbst; der Fehler war nur, daß ich sie für Ernst nahm. Fahre hin, holder Traum meines Nachsommers! Ward ich doch in früherer Zeit oft unfreundlicher geweckt, und nicht immer, wie jetzt, ohne Reue! — Mit voller Heiterkeit setzte ich mich an meinen Schreibtisch und nahm

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/93>, abgerufen am 24.11.2024.