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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wann ich will. -- Ihre Braut? rief der Doctor im höchsten Erstaunen; Braut! Ist's möglich? -- Keine Ausrufungen, lieber Doctor, wenn ich bitten darf, und keine juristischen Schwierigkeiten! Seien Sie so gut, mir einen bündigen Ehe-Contract aufzusetzen. Hier sind die Hauptpunkte, Heirathsgut und Witthum betreffend. Der Name der Braut ist Margarete Berger. -- Berger? Margarete Berger? Derselbe Name, den Jungfer Brigitte nicht nennen sollte? -- Derselbe! Und den ich auch Sie bitte nicht zu nennen, so wenig als meiner Heirath Erwähnung zu thun, bis sie vorbei ist. -- Brink! Lieber Freund Brink! sagte Morbach, den Kopf schüttelnd -- Liebster Doctor! war meine Antwort, ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich habe mir die Sache überlegt; vielleicht hätte ich besser gethan, vor fünf und zwanzig Jahren daran zu denken: aber damals kannte ich Gretchen Berger nicht, oder vielmehr war sie noch nicht in der Welt. -- Eben deßwegen, Freund! -- Genug, fiel ich ihm ins Wort und wandte mich zum Weggehen; wenn Sie den Contract nicht aufsetzen wollen, so thut es ein Anderer; auf Ihre Verschwiegenheit rechne ich. -- Warten Sie doch, Freund! Sie vergessen die Schlüssel zu Ihrer Wohnung, die ich Brigitten abforderte.

Morbach brachte mir lächelnd die Schlüssel; zugleich erklärte er sich bereit, die Ehestiftung zu entwerfen. Wann soll denn die Trauung sein? fragte er. -- In acht Tagen, Herzensdoctor! -- Da brauchen wir Dispensation wegen des Aufgebots; die Einwilligung des

wann ich will. — Ihre Braut? rief der Doctor im höchsten Erstaunen; Braut! Ist's möglich? — Keine Ausrufungen, lieber Doctor, wenn ich bitten darf, und keine juristischen Schwierigkeiten! Seien Sie so gut, mir einen bündigen Ehe-Contract aufzusetzen. Hier sind die Hauptpunkte, Heirathsgut und Witthum betreffend. Der Name der Braut ist Margarete Berger. — Berger? Margarete Berger? Derselbe Name, den Jungfer Brigitte nicht nennen sollte? — Derselbe! Und den ich auch Sie bitte nicht zu nennen, so wenig als meiner Heirath Erwähnung zu thun, bis sie vorbei ist. — Brink! Lieber Freund Brink! sagte Morbach, den Kopf schüttelnd — Liebster Doctor! war meine Antwort, ich weiß, was Sie sagen wollen. Ich habe mir die Sache überlegt; vielleicht hätte ich besser gethan, vor fünf und zwanzig Jahren daran zu denken: aber damals kannte ich Gretchen Berger nicht, oder vielmehr war sie noch nicht in der Welt. — Eben deßwegen, Freund! — Genug, fiel ich ihm ins Wort und wandte mich zum Weggehen; wenn Sie den Contract nicht aufsetzen wollen, so thut es ein Anderer; auf Ihre Verschwiegenheit rechne ich. — Warten Sie doch, Freund! Sie vergessen die Schlüssel zu Ihrer Wohnung, die ich Brigitten abforderte.

Morbach brachte mir lächelnd die Schlüssel; zugleich erklärte er sich bereit, die Ehestiftung zu entwerfen. Wann soll denn die Trauung sein? fragte er. — In acht Tagen, Herzensdoctor! — Da brauchen wir Dispensation wegen des Aufgebots; die Einwilligung des

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:30:04Z)

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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/74>, abgerufen am 04.05.2024.