Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.wohl auch noch zurecht. -- Ernsthaft, Monsieur Paul, wenn ich bitten darf! -- Und die Wirthschaft, fuhr er fort, versteht sie aus dem Fundament. Fragen Sie nur Jungfer Brigitten, die sonst nicht leicht einem anderen Frauenzimmer, besonders einem so jungen und hübschen, Gerechtigkeit widerfahren läßt. -- Ich soll doch nicht etwa Brigitten wegschicken, um Gretchen an ihrer Statt zu behalten? Hat das die wackere alte Person um uns verdient, Paul? -- Das will ich eben nicht sagen, erwiderte Paul; aber sehen Sie, Herr! da hätte ich einen andern Gedanken. Draußen auf Ihrem Gute ist doch keine rechte Aufsicht, in der inneren Wirthschaft, meine ich, was Haus, Küche, Milchkammer, Hühnerhof und dergleichen betrifft. Ihr Vetter der junge Herr Max, den Sie als Oekonomen hinausgesetzt haben, ist wohl ein tüchtiger Mensch; aber der treibt sich den ganzen Tag in Feld und Wald herum; da thut denn indessen das Gesinde, besonders das weibliche, eben was es will. Nun meine ich, wenn Sie Gretchen draußen zur Beschließerin machten, so wäre dem Uebel abgeholfen; und wenn wir dann von Zeit zu Zeit hinauskämen, so brauchten wir Brigitten nicht mitzunehmen, und hätten dort die angenehme Gesellschaft noch in den Kauf obendrein. Sieh, sieh, was der Paul für artige Projecte macht, sagte ich, dem Einfall nachsinnend, und ging zur Thür hinaus, um einige Bekannte in der Stadt zu besuchen. wohl auch noch zurecht. — Ernsthaft, Monsieur Paul, wenn ich bitten darf! — Und die Wirthschaft, fuhr er fort, versteht sie aus dem Fundament. Fragen Sie nur Jungfer Brigitten, die sonst nicht leicht einem anderen Frauenzimmer, besonders einem so jungen und hübschen, Gerechtigkeit widerfahren läßt. — Ich soll doch nicht etwa Brigitten wegschicken, um Gretchen an ihrer Statt zu behalten? Hat das die wackere alte Person um uns verdient, Paul? — Das will ich eben nicht sagen, erwiderte Paul; aber sehen Sie, Herr! da hätte ich einen andern Gedanken. Draußen auf Ihrem Gute ist doch keine rechte Aufsicht, in der inneren Wirthschaft, meine ich, was Haus, Küche, Milchkammer, Hühnerhof und dergleichen betrifft. Ihr Vetter der junge Herr Max, den Sie als Oekonomen hinausgesetzt haben, ist wohl ein tüchtiger Mensch; aber der treibt sich den ganzen Tag in Feld und Wald herum; da thut denn indessen das Gesinde, besonders das weibliche, eben was es will. Nun meine ich, wenn Sie Gretchen draußen zur Beschließerin machten, so wäre dem Uebel abgeholfen; und wenn wir dann von Zeit zu Zeit hinauskämen, so brauchten wir Brigitten nicht mitzunehmen, und hätten dort die angenehme Gesellschaft noch in den Kauf obendrein. Sieh, sieh, was der Paul für artige Projecte macht, sagte ich, dem Einfall nachsinnend, und ging zur Thür hinaus, um einige Bekannte in der Stadt zu besuchen. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0030"/> wohl auch noch zurecht. — Ernsthaft, Monsieur Paul, wenn ich bitten darf! — Und die Wirthschaft, fuhr er fort, versteht sie aus dem Fundament. Fragen Sie nur Jungfer Brigitten, die sonst nicht leicht einem anderen Frauenzimmer, besonders einem so jungen und hübschen, Gerechtigkeit widerfahren läßt. — Ich soll doch nicht etwa Brigitten wegschicken, um Gretchen an ihrer Statt zu behalten? Hat das die wackere alte Person um uns verdient, Paul? — Das will ich eben nicht sagen, erwiderte Paul; aber sehen Sie, Herr! da hätte ich einen andern Gedanken. Draußen auf Ihrem Gute ist doch keine rechte Aufsicht, in der inneren Wirthschaft, meine ich, was Haus, Küche, Milchkammer, Hühnerhof und dergleichen betrifft. Ihr Vetter der junge Herr Max, den Sie als Oekonomen hinausgesetzt haben, ist wohl ein tüchtiger Mensch; aber der treibt sich den ganzen Tag in Feld und Wald herum; da thut denn indessen das Gesinde, besonders das weibliche, eben was es will. Nun meine ich, wenn Sie Gretchen draußen zur Beschließerin machten, so wäre dem Uebel abgeholfen; und wenn wir dann von Zeit zu Zeit hinauskämen, so brauchten wir Brigitten nicht mitzunehmen, und hätten dort die angenehme Gesellschaft noch in den Kauf obendrein.</p><lb/> <p>Sieh, sieh, was der Paul für artige Projecte macht, sagte ich, dem Einfall nachsinnend, und ging zur Thür hinaus, um einige Bekannte in der Stadt zu besuchen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
wohl auch noch zurecht. — Ernsthaft, Monsieur Paul, wenn ich bitten darf! — Und die Wirthschaft, fuhr er fort, versteht sie aus dem Fundament. Fragen Sie nur Jungfer Brigitten, die sonst nicht leicht einem anderen Frauenzimmer, besonders einem so jungen und hübschen, Gerechtigkeit widerfahren läßt. — Ich soll doch nicht etwa Brigitten wegschicken, um Gretchen an ihrer Statt zu behalten? Hat das die wackere alte Person um uns verdient, Paul? — Das will ich eben nicht sagen, erwiderte Paul; aber sehen Sie, Herr! da hätte ich einen andern Gedanken. Draußen auf Ihrem Gute ist doch keine rechte Aufsicht, in der inneren Wirthschaft, meine ich, was Haus, Küche, Milchkammer, Hühnerhof und dergleichen betrifft. Ihr Vetter der junge Herr Max, den Sie als Oekonomen hinausgesetzt haben, ist wohl ein tüchtiger Mensch; aber der treibt sich den ganzen Tag in Feld und Wald herum; da thut denn indessen das Gesinde, besonders das weibliche, eben was es will. Nun meine ich, wenn Sie Gretchen draußen zur Beschließerin machten, so wäre dem Uebel abgeholfen; und wenn wir dann von Zeit zu Zeit hinauskämen, so brauchten wir Brigitten nicht mitzunehmen, und hätten dort die angenehme Gesellschaft noch in den Kauf obendrein.
Sieh, sieh, was der Paul für artige Projecte macht, sagte ich, dem Einfall nachsinnend, und ging zur Thür hinaus, um einige Bekannte in der Stadt zu besuchen.
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