Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden.

Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten:

"Was ich nicht vertragen kann, ist das!" erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. "Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy - und bei ihm liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. Wir müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch

den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden.

Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten:

„Was ich nicht vertragen kann, ist das!“ erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. „Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy – und bei ihm liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. Wir müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0089" n="89"/>
den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden.</p>
        <p>Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten:</p>
        <p>&#x201E;Was ich nicht vertragen kann, ist das!&#x201C; erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. &#x201E;Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy &#x2013; und bei <hi rendition="#g">ihm</hi> liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. <hi rendition="#g">Wir</hi> müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0089] den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden. Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten: „Was ich nicht vertragen kann, ist das!“ erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. „Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy – und bei ihm liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. Wir müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-21T10:10:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-21T10:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-21T10:10:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/89
Zitationshilfe: Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/89>, abgerufen am 23.11.2024.