Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden. Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten: "Was ich nicht vertragen kann, ist das!" erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. "Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy - und bei ihm liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. Wir müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden. Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten: „Was ich nicht vertragen kann, ist das!“ erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. „Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy – und bei ihm liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. Wir müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="89"/> den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden.</p> <p>Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten:</p> <p>„Was ich nicht vertragen kann, ist das!“ erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. „Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy – und bei <hi rendition="#g">ihm</hi> liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. <hi rendition="#g">Wir</hi> müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0089]
den einen Arm über das Gesicht gedeckt hatte. Daß er nicht schlief, merkte man an der Bewegung der Kinnbacken, denn er kaute langsam an einem Stück Tabak, und wenn er dieses herumdrehte, öffnete er zuweilen den Mund, wobei zwei Reihen abgebrochener gelber Stummel in dem starkgeröteten Zahnfleisch sichtbar wurden.
Die drei aus dem Kaplande stammenden Engländer achteten nicht auf ihn. Zwei von ihnen, die bedächtig rauchten, waren groß und kräftig gebaut, doch mit der etwas nachlässigen Haltung der Schultern, welche man häufig bei den Engländern und Holländern der dritten Generation hier findet. Sie hatten den gelassenen, gutmütigen Ausdruck, der gleichfalls den von Europäern abstammenden Bewohnern der Kolonie eigentümlich ist, die nicht in den großen Städten wohnen. Der dritte war kleiner, hagerer, von viel beweglicherer Art, mit einer Adlernase, fahlen eckigen Zügen und einem mürrischen Ausdruck. Er führte das Wort, während die andern pafften und zuhörten:
„Was ich nicht vertragen kann, ist das!“ erklärte er und schlug mit der Faust auf den roten Sand. „Wir kriegen Abends einen halben Theelöffel vom schlechtesten Brandy – und bei ihm liegen jetzt schon zehn leere Champagnerflaschen hinter dem Zelt. Wir müssen den Mais essen, den wir als Pferdefutter geholt haben und er hat Pastete und Büchsenfleisch
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Zitationshilfe: | Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/89>, abgerufen am 16.07.2024. |