Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.Ihnen schmeichelten und sich mit Gold von Ihnen bestechen ließen - was würde Ihnen das nützen?" "Was mir das nützen würde?" fragte Peter verwundert. "Nun, das würde mir in jeder Weise nützen. Wodurch sind denn Beit und Rhodes und Barnato so groß geworden? Wenn man acht Millionen besitzt -" "Peter Simon Halket, welche von den Seelen, die Sie auf der Erde kennen gelernt haben, erscheint Ihnen als die größte - welche Seele als die schönste?" "O," entgegnete Peter, "wir reden ja garnicht von den Seelen; wir reden von Geld. Ja, wenn's auf die Seele ankommt; da ist meine Mutter freilich der beste Mensch, der mir vorgekommen ist. Aber was hilft ihr das? Sie muß stehen und die Wäsche für dumme und hochnäsige reiche Damen waschen. Warten Sie nur, bis ich Geld habe! Dann stelle ich auch etwas vor und -" "Peter Halket," fragte der Fremdling, "wer ist größer, der, welcher dient oder der, welcher sich dienen läßt?" Peter blickte den Fremden an, und plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: der Mann sei verrückt. "Ja, wenn Sie so fragen," meinte er, "dann läßt sich alles behaupten! Sie könnten ebenso gut sagen, daß Sie, der da in dem alten leinenen Kittel vor mir sitzt, so groß wären wie Rhodes, oder Beit, oder Barnato oder ein König. Natürlich hat das Ihnen schmeichelten und sich mit Gold von Ihnen bestechen ließen – was würde Ihnen das nützen?“ „Was mir das nützen würde?“ fragte Peter verwundert. „Nun, das würde mir in jeder Weise nützen. Wodurch sind denn Beit und Rhodes und Barnato so groß geworden? Wenn man acht Millionen besitzt –“ „Peter Simon Halket, welche von den Seelen, die Sie auf der Erde kennen gelernt haben, erscheint Ihnen als die größte – welche Seele als die schönste?“ „O,“ entgegnete Peter, „wir reden ja garnicht von den Seelen; wir reden von Geld. Ja, wenn’s auf die Seele ankommt; da ist meine Mutter freilich der beste Mensch, der mir vorgekommen ist. Aber was hilft ihr das? Sie muß stehen und die Wäsche für dumme und hochnäsige reiche Damen waschen. Warten Sie nur, bis ich Geld habe! Dann stelle ich auch etwas vor und –“ „Peter Halket,“ fragte der Fremdling, „wer ist größer, der, welcher dient oder der, welcher sich dienen läßt?“ Peter blickte den Fremden an, und plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: der Mann sei verrückt. „Ja, wenn Sie so fragen,“ meinte er, „dann läßt sich alles behaupten! Sie könnten ebenso gut sagen, daß Sie, der da in dem alten leinenen Kittel vor mir sitzt, so groß wären wie Rhodes, oder Beit, oder Barnato oder ein König. Natürlich hat das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="40"/> Ihnen schmeichelten und sich mit Gold von Ihnen bestechen ließen – was würde Ihnen das nützen?“</p> <p>„Was mir das nützen würde?“ fragte Peter verwundert. „Nun, das würde mir in jeder Weise nützen. Wodurch sind denn Beit und Rhodes und Barnato so groß geworden? Wenn man acht Millionen besitzt –“</p> <p>„Peter Simon Halket, welche von den Seelen, die Sie auf der Erde kennen gelernt haben, erscheint Ihnen als die größte – welche Seele als die schönste?“</p> <p>„O,“ entgegnete Peter, „wir reden ja garnicht von den Seelen; wir reden von Geld. Ja, wenn’s auf die Seele ankommt; da ist meine Mutter freilich der beste Mensch, der mir vorgekommen ist. Aber was hilft ihr das? Sie muß stehen und die Wäsche für dumme und hochnäsige reiche Damen waschen. Warten Sie nur, bis ich Geld habe! Dann stelle ich auch etwas vor und –“</p> <p>„Peter Halket,“ fragte der Fremdling, „wer ist größer, der, welcher dient oder der, welcher sich dienen läßt?“ Peter blickte den Fremden an, und plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: der Mann sei verrückt.</p> <p>„Ja, wenn Sie so fragen,“ meinte er, „dann läßt sich alles behaupten! Sie könnten ebenso gut sagen, daß Sie, der da in dem alten leinenen Kittel vor mir sitzt, so groß wären wie Rhodes, oder Beit, oder Barnato oder ein König. Natürlich hat das </p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0040]
Ihnen schmeichelten und sich mit Gold von Ihnen bestechen ließen – was würde Ihnen das nützen?“
„Was mir das nützen würde?“ fragte Peter verwundert. „Nun, das würde mir in jeder Weise nützen. Wodurch sind denn Beit und Rhodes und Barnato so groß geworden? Wenn man acht Millionen besitzt –“
„Peter Simon Halket, welche von den Seelen, die Sie auf der Erde kennen gelernt haben, erscheint Ihnen als die größte – welche Seele als die schönste?“
„O,“ entgegnete Peter, „wir reden ja garnicht von den Seelen; wir reden von Geld. Ja, wenn’s auf die Seele ankommt; da ist meine Mutter freilich der beste Mensch, der mir vorgekommen ist. Aber was hilft ihr das? Sie muß stehen und die Wäsche für dumme und hochnäsige reiche Damen waschen. Warten Sie nur, bis ich Geld habe! Dann stelle ich auch etwas vor und –“
„Peter Halket,“ fragte der Fremdling, „wer ist größer, der, welcher dient oder der, welcher sich dienen läßt?“ Peter blickte den Fremden an, und plötzlich fuhr es ihm durch den Sinn: der Mann sei verrückt.
„Ja, wenn Sie so fragen,“ meinte er, „dann läßt sich alles behaupten! Sie könnten ebenso gut sagen, daß Sie, der da in dem alten leinenen Kittel vor mir sitzt, so groß wären wie Rhodes, oder Beit, oder Barnato oder ein König. Natürlich hat das
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Zitationshilfe: | Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreiner_halket_1898/40>, abgerufen am 16.07.2024. |