Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.2.--7. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEWEGUNG. bildung des Körpers in seinen verschiedenen Theilen lässt sichnur erreichen durch regelmässige Vornahme anatomisch-sy- stematischer, sogenannter gymnastischer Bewegungsformen. Ein Schema derselben, wie sie dem Alter von 4--7 Jahren beiderlei Geschlechtes in jeder Beziehung am entsprechendsten sind, ist auf den nächstfolgenden Seiten zusammengestellt. Diese Bewegungen sind ganz besonders für Kinder der Grossstädter ein dringendes Bedürfniss und vorzüglich geeignet, der körper- lichen Verkümmerung der heranwachsenden Generationen wie- der aufzuhelfen. Gebrauchsregeln. 1) Diese Bewegungen dürfen 2.—7. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEWEGUNG. bildung des Körpers in seinen verschiedenen Theilen lässt sichnur erreichen durch regelmässige Vornahme anatomisch-sy- stematischer, sogenannter gymnastischer Bewegungsformen. Ein Schema derselben, wie sie dem Alter von 4—7 Jahren beiderlei Geschlechtes in jeder Beziehung am entsprechendsten sind, ist auf den nächstfolgenden Seiten zusammengestellt. Diese Bewegungen sind ganz besonders für Kinder der Grossstädter ein dringendes Bedürfniss und vorzüglich geeignet, der körper- lichen Verkümmerung der heranwachsenden Generationen wie- der aufzuhelfen. Gebrauchsregeln. 1) Diese Bewegungen dürfen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0097" n="93"/><fw place="top" type="header">2.—7. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEWEGUNG.</fw><lb/> bildung des Körpers in seinen verschiedenen Theilen lässt sich<lb/> nur erreichen durch regelmässige Vornahme anatomisch-sy-<lb/> stematischer, sogenannter gymnastischer Bewegungsformen.<lb/> Ein Schema derselben, wie sie dem Alter von 4—7 Jahren<lb/> beiderlei Geschlechtes in jeder Beziehung am entsprechendsten<lb/> sind, ist auf den nächstfolgenden Seiten zusammengestellt. Diese<lb/> Bewegungen sind ganz besonders für Kinder der Grossstädter<lb/> ein dringendes Bedürfniss und vorzüglich geeignet, der körper-<lb/> lichen Verkümmerung der heranwachsenden Generationen wie-<lb/> der aufzuhelfen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#g">Gebrauchsregeln</hi>. 1) Diese Bewegungen dürfen<lb/> nie anders als unter den Augen einer erwachsenen Per-<lb/> son vorgenommen werden, damit sie <hi rendition="#g">in gemessener<lb/> Ruhe, straff</hi> (mit möglichster Muskelanspannung),<lb/><hi rendition="#g">vollkommen gleichseitig</hi> (ohne Vernachlässigung<lb/> einer oder der anderen Körperhälfte) und überhaupt<lb/> genau <hi rendition="#g">den Abbildungen gemäss</hi> zur Ausführung<lb/> kommen, denn nur so erfüllen sie den Zweck. We-<lb/> sentlich ist es, den Sinn der Kinder dafür auf alle<lb/> mögliche Weise rege zu erhalten. 2) Die Erholungs-<lb/> augenblicke zwischen den einzelnen Bewegungen be-<lb/> nutze man zur Uebung im ruhigen vollen <hi rendition="#g">Tiefath-<lb/> men</hi>, dessen Wichtigkeit für Gesammtausbildung der<lb/> Brustorgane, die gerade der gegenwärtigen Jugend so<lb/> sehr mangelt, nicht genug hervorgehoben werden kann.<lb/> Vorausgesetzt wird dabei möglichst reine Luft der Um-<lb/> gebung: wo es geht, im Freien, oder wenigstens in<lb/> gutgelüfteten Räumen. 3) Die passendste Tageszeit<lb/> ist <hi rendition="#g">vor</hi> dem Frühstücke oder <hi rendition="#g">vor</hi> dem Mittagessen.<lb/> Unmittelbar nach Beendigung der Bewegungsreihe<lb/> ist eine kurze Ruhe in der Rückenlage dem kindlichen<lb/> Körper recht dienlich. 4) Als feste Regel ist wöchent-<lb/> lich 2—3 malige Ausführung dieser Bewegungen zu be-<lb/> trachten. Ausserdem können einige derselben an sol-<lb/> chen Tagen, wo die Gesammtsumme der anderweiten<lb/> Bewegung eine zu geringe war, als zweckmässige Ergän-<lb/> zung (dann <hi rendition="#g">vor</hi> dem Abendbrode) eingeschaltet werden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0097]
2.—7. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEWEGUNG.
bildung des Körpers in seinen verschiedenen Theilen lässt sich
nur erreichen durch regelmässige Vornahme anatomisch-sy-
stematischer, sogenannter gymnastischer Bewegungsformen.
Ein Schema derselben, wie sie dem Alter von 4—7 Jahren
beiderlei Geschlechtes in jeder Beziehung am entsprechendsten
sind, ist auf den nächstfolgenden Seiten zusammengestellt. Diese
Bewegungen sind ganz besonders für Kinder der Grossstädter
ein dringendes Bedürfniss und vorzüglich geeignet, der körper-
lichen Verkümmerung der heranwachsenden Generationen wie-
der aufzuhelfen.
Gebrauchsregeln. 1) Diese Bewegungen dürfen
nie anders als unter den Augen einer erwachsenen Per-
son vorgenommen werden, damit sie in gemessener
Ruhe, straff (mit möglichster Muskelanspannung),
vollkommen gleichseitig (ohne Vernachlässigung
einer oder der anderen Körperhälfte) und überhaupt
genau den Abbildungen gemäss zur Ausführung
kommen, denn nur so erfüllen sie den Zweck. We-
sentlich ist es, den Sinn der Kinder dafür auf alle
mögliche Weise rege zu erhalten. 2) Die Erholungs-
augenblicke zwischen den einzelnen Bewegungen be-
nutze man zur Uebung im ruhigen vollen Tiefath-
men, dessen Wichtigkeit für Gesammtausbildung der
Brustorgane, die gerade der gegenwärtigen Jugend so
sehr mangelt, nicht genug hervorgehoben werden kann.
Vorausgesetzt wird dabei möglichst reine Luft der Um-
gebung: wo es geht, im Freien, oder wenigstens in
gutgelüfteten Räumen. 3) Die passendste Tageszeit
ist vor dem Frühstücke oder vor dem Mittagessen.
Unmittelbar nach Beendigung der Bewegungsreihe
ist eine kurze Ruhe in der Rückenlage dem kindlichen
Körper recht dienlich. 4) Als feste Regel ist wöchent-
lich 2—3 malige Ausführung dieser Bewegungen zu be-
trachten. Ausserdem können einige derselben an sol-
chen Tagen, wo die Gesammtsumme der anderweiten
Bewegung eine zu geringe war, als zweckmässige Ergän-
zung (dann vor dem Abendbrode) eingeschaltet werden.
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Zitationshilfe: | Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/97>, abgerufen am 31.07.2024. |