Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.8. -- 16. JAHR. GEISTIGE SEITE. DAS KIND MIT SEINEN ÄLTERN. allein schon der Bau der menschlichen Hand -- welcher beialler Einfachheit doch den kunstvollsten Mechanismus darstellt und den Menschen zu seinen unzähligen Berufsthätigkeiten und immer weiterer Vervollkommnung befähigt -- in beson- deren Schriften als kräftiges Beweismittel der göttlichen Weis- heit auf gelungene Weise benutzt worden. Abgesehen davon, dass eine überblickliche Kenntniss des 2) Das Kind mit seinen Aeltern Indem wir an den gleichnamigen Abschnitt des II. Thei- Ist das kindliche Gemüth von Liebe, Achtung und allen Daher wird jetzt auch der Gehorsam mehr als ein frei- 8. — 16. JAHR. GEISTIGE SEITE. DAS KIND MIT SEINEN ÄLTERN. allein schon der Bau der menschlichen Hand — welcher beialler Einfachheit doch den kunstvollsten Mechanismus darstellt und den Menschen zu seinen unzähligen Berufsthätigkeiten und immer weiterer Vervollkommnung befähigt — in beson- deren Schriften als kräftiges Beweismittel der göttlichen Weis- heit auf gelungene Weise benutzt worden. Abgesehen davon, dass eine überblickliche Kenntniss des 2) Das Kind mit seinen Aeltern Indem wir an den gleichnamigen Abschnitt des II. Thei- Ist das kindliche Gemüth von Liebe, Achtung und allen Daher wird jetzt auch der Gehorsam mehr als ein frei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0239" n="235"/><fw place="top" type="header">8. — 16. JAHR. GEISTIGE SEITE. DAS KIND MIT SEINEN ÄLTERN.</fw><lb/> allein schon der Bau der menschlichen Hand — welcher bei<lb/> aller Einfachheit doch den kunstvollsten Mechanismus darstellt<lb/> und den Menschen zu seinen unzähligen Berufsthätigkeiten<lb/> und immer weiterer Vervollkommnung befähigt — in beson-<lb/> deren Schriften als kräftiges Beweismittel der göttlichen Weis-<lb/> heit auf gelungene Weise benutzt worden.</p><lb/> <p>Abgesehen davon, dass eine überblickliche Kenntniss des<lb/> Baues und des Lebens unseres eigenen Organismus eine An-<lb/> fordung an Jeden ist, der auf Bildung Anspruch macht —<lb/> wie unberechenbar segensreich würden die praktischen Vor-<lb/> theile sein! Tausende würden das edle Gut der Gesundheit<lb/> sich bewahren, welches sie aus gänzlicher Unkenntniss der-<lb/> jenigen Gesetze, denen sie am unmittelbarsten unterworfen<lb/> sind, vernachlässigen oder verwüsten: durch Ausschweifungen<lb/> aller Art, naturwidrige Lebenssitten, faules oder einseitig gei-<lb/> stiges Leben, Schnürbrust-Frevel u. s. w. Zahllose Markt-<lb/> schreiereien und Betrügereien mit ihren traurigen Folgen, auf<lb/> diese allgemeine Unkenntniss treffend berechnet, würden un-<lb/> möglich sein, wenn die öffentliche Meinung darin nur soweit<lb/> aufgeklärt wäre, um wenigstens die gefährliche Seite an der-<lb/> gleichen Unfuge zu erkennen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>2) <hi rendition="#g">Das Kind mit seinen Aeltern</hi></head><lb/> <p>Indem wir an den gleichnamigen Abschnitt des II. Thei-<lb/> les (S. 129 u. ff.) anknüpfen und die dort dargelegten Grund-<lb/> sätze stillschweigend als allgemeine Grundlage auch für das<lb/> künftige erzieherische Verfahren festhalten, haben wir nun die<lb/> etwaigen Modificationen ihrer praktischen Anwendung uns zu<lb/> vergegenwärtigen, wie sie nach Maassgabe der fortgerückten<lb/> Entwickelungsstufe erforderlich sind.</p><lb/> <p>Ist das kindliche <hi rendition="#g">Gemüth</hi> von Liebe, Achtung und allen<lb/> den daraus hervorquellenden Wärmestrahlen vollständig durch-<lb/> drungen, so wird nunmehr auch von dieser Seite her der<lb/> Wille des Kindes immer mehr und mehr regiert und der rei-<lb/> nen und edlen Richtung allmälig zugeführt.</p><lb/> <p>Daher wird jetzt auch der <hi rendition="#g">Gehorsam</hi> mehr als ein <hi rendition="#g">frei-<lb/> williger, selbstbewusster</hi> hervortreten. Es ist wichtig,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0239]
8. — 16. JAHR. GEISTIGE SEITE. DAS KIND MIT SEINEN ÄLTERN.
allein schon der Bau der menschlichen Hand — welcher bei
aller Einfachheit doch den kunstvollsten Mechanismus darstellt
und den Menschen zu seinen unzähligen Berufsthätigkeiten
und immer weiterer Vervollkommnung befähigt — in beson-
deren Schriften als kräftiges Beweismittel der göttlichen Weis-
heit auf gelungene Weise benutzt worden.
Abgesehen davon, dass eine überblickliche Kenntniss des
Baues und des Lebens unseres eigenen Organismus eine An-
fordung an Jeden ist, der auf Bildung Anspruch macht —
wie unberechenbar segensreich würden die praktischen Vor-
theile sein! Tausende würden das edle Gut der Gesundheit
sich bewahren, welches sie aus gänzlicher Unkenntniss der-
jenigen Gesetze, denen sie am unmittelbarsten unterworfen
sind, vernachlässigen oder verwüsten: durch Ausschweifungen
aller Art, naturwidrige Lebenssitten, faules oder einseitig gei-
stiges Leben, Schnürbrust-Frevel u. s. w. Zahllose Markt-
schreiereien und Betrügereien mit ihren traurigen Folgen, auf
diese allgemeine Unkenntniss treffend berechnet, würden un-
möglich sein, wenn die öffentliche Meinung darin nur soweit
aufgeklärt wäre, um wenigstens die gefährliche Seite an der-
gleichen Unfuge zu erkennen.
2) Das Kind mit seinen Aeltern
Indem wir an den gleichnamigen Abschnitt des II. Thei-
les (S. 129 u. ff.) anknüpfen und die dort dargelegten Grund-
sätze stillschweigend als allgemeine Grundlage auch für das
künftige erzieherische Verfahren festhalten, haben wir nun die
etwaigen Modificationen ihrer praktischen Anwendung uns zu
vergegenwärtigen, wie sie nach Maassgabe der fortgerückten
Entwickelungsstufe erforderlich sind.
Ist das kindliche Gemüth von Liebe, Achtung und allen
den daraus hervorquellenden Wärmestrahlen vollständig durch-
drungen, so wird nunmehr auch von dieser Seite her der
Wille des Kindes immer mehr und mehr regiert und der rei-
nen und edlen Richtung allmälig zugeführt.
Daher wird jetzt auch der Gehorsam mehr als ein frei-
williger, selbstbewusster hervortreten. Es ist wichtig,
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Zitationshilfe: | Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/239>, abgerufen am 16.02.2025. |