8. -- 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. AUSBILDUNG U. PFLEGE EINZELNER THEILE.
nigung des äusseren Gehörganges von verhärtetem Ohren- schmalze und Unreinigkeiten. Das beste Uebungs- und Ver- schärfungsmittel für das Gehör ist die Musik.
Die Mundhöhle mit ihren verschiedenen wichtigen Or- ganen verdient eine vielfältige Aufmerksamkeit. Mit der noth- wendigen gewöhnlichen Reinigung derselben ist keineswegs Alles abgethan. Wir müssen bedenken, dass die in ihr ent- haltenen Organe ebensowohl das Sprechvermögen als die Nah- rungsaufnahme vermitteln und zu ihrer ungestörten Erhaltung einer sorgfältigen Pflege bedürfen. Der Mund ist die Pforte für die körperliche Zufuhr und für die geistige Ausfuhr.
Auf die in der Mundhöhle befindlichen Organe der Wort- bildung ist freilich nur eine indirect nachhelfende Einwirkung möglich. Diese wird oft schon bei der Entwickelung des Sprechvermögens nothwendig, aber nicht selten auch jetzt. Durch die mit der Periode des Zahnwechsels verbundenen Veränderungen in dem Gebrauche der Sprechwerkzeuge bil- den sich nämlich leicht recht erhebliche Mängel und Fehler der Aussprache, die mitunter die ganze Deutlichkeit der letz- teren vernichten oder doch mindestens als ernstliche Schön- heitsfehler Beachtung verdienen, weil sehr leicht bleibende, später nicht mehr zu besiegende Gewohnheiten daraus werden. Besonders zu erwähnen ist das undeutliche, übereilte Aussprechen der Worte oder Verschlucken der Endsyl- ben, sowie das mangelhafte Aussprechen mancher Conso- nanten, wie: s, sch, c, z, d statt t, b statt p, mancher ein- fachen und Doppelvocale, wie: i statt ü, ei statt eu u. s. w. Das sicherste Verfahren dagegen besteht in methodischen, mit Ausdauer fortgesetzten Ermahnungen und Uebungen, welche auf Ueberwindung der gerade vorhandenen Schwierigkeiten und Un- richtigkeiten direct gerichtet sein müssen. -- Bei dieser Gelegen- heit möge noch einiger hässlichen Angewöhnungen gedacht wer- den, die wenigstens nach ihrer äusseren Erscheinung und dem Eindrucke, den sie machen, mit jenen verwandt sind, obgleich sie nicht ausschliesslich dieser Periode angehören, nämlich: das Schnalzen mit Zunge und Lippen beim Essen, das Schnüffeln mit der Nase beim Athemholen, das schnie-
8. — 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. AUSBILDUNG U. PFLEGE EINZELNER THEILE.
nigung des äusseren Gehörganges von verhärtetem Ohren- schmalze und Unreinigkeiten. Das beste Uebungs- und Ver- schärfungsmittel für das Gehör ist die Musik.
Die Mundhöhle mit ihren verschiedenen wichtigen Or- ganen verdient eine vielfältige Aufmerksamkeit. Mit der noth- wendigen gewöhnlichen Reinigung derselben ist keineswegs Alles abgethan. Wir müssen bedenken, dass die in ihr ent- haltenen Organe ebensowohl das Sprechvermögen als die Nah- rungsaufnahme vermitteln und zu ihrer ungestörten Erhaltung einer sorgfältigen Pflege bedürfen. Der Mund ist die Pforte für die körperliche Zufuhr und für die geistige Ausfuhr.
Auf die in der Mundhöhle befindlichen Organe der Wort- bildung ist freilich nur eine indirect nachhelfende Einwirkung möglich. Diese wird oft schon bei der Entwickelung des Sprechvermögens nothwendig, aber nicht selten auch jetzt. Durch die mit der Periode des Zahnwechsels verbundenen Veränderungen in dem Gebrauche der Sprechwerkzeuge bil- den sich nämlich leicht recht erhebliche Mängel und Fehler der Aussprache, die mitunter die ganze Deutlichkeit der letz- teren vernichten oder doch mindestens als ernstliche Schön- heitsfehler Beachtung verdienen, weil sehr leicht bleibende, später nicht mehr zu besiegende Gewohnheiten daraus werden. Besonders zu erwähnen ist das undeutliche, übereilte Aussprechen der Worte oder Verschlucken der Endsyl- ben, sowie das mangelhafte Aussprechen mancher Conso- nanten, wie: s, sch, c, z, d statt t, b statt p, mancher ein- fachen und Doppelvocale, wie: i statt ü, ei statt eu u. s. w. Das sicherste Verfahren dagegen besteht in methodischen, mit Ausdauer fortgesetzten Ermahnungen und Uebungen, welche auf Ueberwindung der gerade vorhandenen Schwierigkeiten und Un- richtigkeiten direct gerichtet sein müssen. — Bei dieser Gelegen- heit möge noch einiger hässlichen Angewöhnungen gedacht wer- den, die wenigstens nach ihrer äusseren Erscheinung und dem Eindrucke, den sie machen, mit jenen verwandt sind, obgleich sie nicht ausschliesslich dieser Periode angehören, nämlich: das Schnalzen mit Zunge und Lippen beim Essen, das Schnüffeln mit der Nase beim Athemholen, das schnie-
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schmalze und Unreinigkeiten. Das beste Uebungs- und Ver-
schärfungsmittel für das Gehör ist die Musik.
Die Mundhöhle mit ihren verschiedenen wichtigen Or-
ganen verdient eine vielfältige Aufmerksamkeit. Mit der noth-
wendigen gewöhnlichen Reinigung derselben ist keineswegs
Alles abgethan. Wir müssen bedenken, dass die in ihr ent-
haltenen Organe ebensowohl das Sprechvermögen als die Nah-
rungsaufnahme vermitteln und zu ihrer ungestörten Erhaltung
einer sorgfältigen Pflege bedürfen. Der Mund ist die Pforte
für die körperliche Zufuhr und für die geistige Ausfuhr.
Auf die in der Mundhöhle befindlichen Organe der Wort-
bildung ist freilich nur eine indirect nachhelfende Einwirkung
möglich. Diese wird oft schon bei der Entwickelung des
Sprechvermögens nothwendig, aber nicht selten auch jetzt.
Durch die mit der Periode des Zahnwechsels verbundenen
Veränderungen in dem Gebrauche der Sprechwerkzeuge bil-
den sich nämlich leicht recht erhebliche Mängel und Fehler
der Aussprache, die mitunter die ganze Deutlichkeit der letz-
teren vernichten oder doch mindestens als ernstliche Schön-
heitsfehler Beachtung verdienen, weil sehr leicht bleibende,
später nicht mehr zu besiegende Gewohnheiten daraus werden.
Besonders zu erwähnen ist das undeutliche, übereilte
Aussprechen der Worte oder Verschlucken der Endsyl-
ben, sowie das mangelhafte Aussprechen mancher Conso-
nanten, wie: s, sch, c, z, d statt t, b statt p, mancher ein-
fachen und Doppelvocale, wie: i statt ü, ei statt eu u. s. w.
Das sicherste Verfahren dagegen besteht in methodischen, mit
Ausdauer fortgesetzten Ermahnungen und Uebungen, welche auf
Ueberwindung der gerade vorhandenen Schwierigkeiten und Un-
richtigkeiten direct gerichtet sein müssen. — Bei dieser Gelegen-
heit möge noch einiger hässlichen Angewöhnungen gedacht wer-
den, die wenigstens nach ihrer äusseren Erscheinung und dem
Eindrucke, den sie machen, mit jenen verwandt sind, obgleich
sie nicht ausschliesslich dieser Periode angehören, nämlich:
das Schnalzen mit Zunge und Lippen beim Essen, das
Schnüffeln mit der Nase beim Athemholen, das schnie-
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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/220>, abgerufen am 23.07.2024.
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