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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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werden kann. Nachdem zuerst die Höhe des Sitzes regulirt ist,
wird der Geradhalter durch Schraube e so gestellt, dass der hori-
zontale abgerundete Stab a b gerade der Schulterhöhe gleichzu-
stehen kommt. Dieser Stab verhindert jeden Versuch des Schief-
sitzens, des Vorfallens mit Oberkörper und Kopf, des Andrük-
kens der Brust oder des Unterleibes. Lehnt sich das Kind an
den Stab, so ist dies ohne Nachtheil, weil derselbe quer über
die Schlüsselbeine und die vorderen Schulterknochen zu liegen
kommt. Aber auch ein solches Anlehnen wird das Kind we-
gen des durch den Druck des harten Körpers auf die Kno-
chen bald entstehenden unangenehmen Gefühles nicht lange
fortsetzen und von selbst in die freie straffe Haltung zurück-
kehren. Bei den kleinsten der schulfähigen Kinder wird der
senkrechte Stab c d zwar etwas tief unter die Tafel zu stehen
kommen; doch hat auch dies keinen Nachtheil, vielmehr den
Nutzen, das Uebereinanderschlagen der Beine zu verhindern.

Von den beiden Formen des Geradhalters ist die eine --
Fig. 64 -- für den Privatgebrauch bestimmt. Hier wird der
Apparat durch eine hinzugefügte zweite Schraube f und die bei-
den Blätter des Kolbens an dem Tischblatte befestigt, ähnlich
wie die gewöhnlichen Nähkissen angeschraubt werden. Der
Geradhalter kann sonach beliebig an- und abgeschraubt, und
das Tischblatt durch ein untergelegtes Stück Papier u. dgl. ge-
gen jede Beschädigung gesichert werden. Die zweite einfachere
Form -- Fig. 65 -- ist besonders für den Gebrauch in Schu-
len berechnet. Die Stelle des Kolbens vertritt hier eine ent-
sprechend geformte Hülse, welche mit eindringenden Schrau-
ben an der Schultafel dauernd befestigt ist. In den betreffen-
den Unterrichtsstunden (Schreiben, Zeichnen u. s. w.) kann so
der Geradhalter schnell vorgesteckt und nach Beendigung der
Stunde zur Verhütung möglichen Unfuges unter den Augen
des Lehrers wieder in Verschluss genommen werden. Für
die meisten Schulen, wo Kostenersparniss eine unabweisbare
Rücksicht ist, würde es unbeschadet des Zweckes genügen,
wenn der gleichmässige Gebrauch des Geradhalters nur etwa
in den beiden untersten Elementarclassen eingeführt würde,
und für die übrigen Classen einige wenige Exemplare von der

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werden kann. Nachdem zuerst die Höhe des Sitzes regulirt ist,
wird der Geradhalter durch Schraube e so gestellt, dass der hori-
zontale abgerundete Stab a b gerade der Schulterhöhe gleichzu-
stehen kommt. Dieser Stab verhindert jeden Versuch des Schief-
sitzens, des Vorfallens mit Oberkörper und Kopf, des Andrük-
kens der Brust oder des Unterleibes. Lehnt sich das Kind an
den Stab, so ist dies ohne Nachtheil, weil derselbe quer über
die Schlüsselbeine und die vorderen Schulterknochen zu liegen
kommt. Aber auch ein solches Anlehnen wird das Kind we-
gen des durch den Druck des harten Körpers auf die Kno-
chen bald entstehenden unangenehmen Gefühles nicht lange
fortsetzen und von selbst in die freie straffe Haltung zurück-
kehren. Bei den kleinsten der schulfähigen Kinder wird der
senkrechte Stab c d zwar etwas tief unter die Tafel zu stehen
kommen; doch hat auch dies keinen Nachtheil, vielmehr den
Nutzen, das Uebereinanderschlagen der Beine zu verhindern.

Von den beiden Formen des Geradhalters ist die eine —
Fig. 64 — für den Privatgebrauch bestimmt. Hier wird der
Apparat durch eine hinzugefügte zweite Schraube f und die bei-
den Blätter des Kolbens an dem Tischblatte befestigt, ähnlich
wie die gewöhnlichen Nähkissen angeschraubt werden. Der
Geradhalter kann sonach beliebig an- und abgeschraubt, und
das Tischblatt durch ein untergelegtes Stück Papier u. dgl. ge-
gen jede Beschädigung gesichert werden. Die zweite einfachere
Form — Fig. 65 — ist besonders für den Gebrauch in Schu-
len berechnet. Die Stelle des Kolbens vertritt hier eine ent-
sprechend geformte Hülse, welche mit eindringenden Schrau-
ben an der Schultafel dauernd befestigt ist. In den betreffen-
den Unterrichtsstunden (Schreiben, Zeichnen u. s. w.) kann so
der Geradhalter schnell vorgesteckt und nach Beendigung der
Stunde zur Verhütung möglichen Unfuges unter den Augen
des Lehrers wieder in Verschluss genommen werden. Für
die meisten Schulen, wo Kostenersparniss eine unabweisbare
Rücksicht ist, würde es unbeschadet des Zweckes genügen,
wenn der gleichmässige Gebrauch des Geradhalters nur etwa
in den beiden untersten Elementarclassen eingeführt würde,
und für die übrigen Classen einige wenige Exemplare von der

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[204/0208] 8. — 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. KÖRPER-FORM, HALTUNGEN U. GEWOHNHEITEN. werden kann. Nachdem zuerst die Höhe des Sitzes regulirt ist, wird der Geradhalter durch Schraube e so gestellt, dass der hori- zontale abgerundete Stab a b gerade der Schulterhöhe gleichzu- stehen kommt. Dieser Stab verhindert jeden Versuch des Schief- sitzens, des Vorfallens mit Oberkörper und Kopf, des Andrük- kens der Brust oder des Unterleibes. Lehnt sich das Kind an den Stab, so ist dies ohne Nachtheil, weil derselbe quer über die Schlüsselbeine und die vorderen Schulterknochen zu liegen kommt. Aber auch ein solches Anlehnen wird das Kind we- gen des durch den Druck des harten Körpers auf die Kno- chen bald entstehenden unangenehmen Gefühles nicht lange fortsetzen und von selbst in die freie straffe Haltung zurück- kehren. Bei den kleinsten der schulfähigen Kinder wird der senkrechte Stab c d zwar etwas tief unter die Tafel zu stehen kommen; doch hat auch dies keinen Nachtheil, vielmehr den Nutzen, das Uebereinanderschlagen der Beine zu verhindern. Von den beiden Formen des Geradhalters ist die eine — Fig. 64 — für den Privatgebrauch bestimmt. Hier wird der Apparat durch eine hinzugefügte zweite Schraube f und die bei- den Blätter des Kolbens an dem Tischblatte befestigt, ähnlich wie die gewöhnlichen Nähkissen angeschraubt werden. Der Geradhalter kann sonach beliebig an- und abgeschraubt, und das Tischblatt durch ein untergelegtes Stück Papier u. dgl. ge- gen jede Beschädigung gesichert werden. Die zweite einfachere Form — Fig. 65 — ist besonders für den Gebrauch in Schu- len berechnet. Die Stelle des Kolbens vertritt hier eine ent- sprechend geformte Hülse, welche mit eindringenden Schrau- ben an der Schultafel dauernd befestigt ist. In den betreffen- den Unterrichtsstunden (Schreiben, Zeichnen u. s. w.) kann so der Geradhalter schnell vorgesteckt und nach Beendigung der Stunde zur Verhütung möglichen Unfuges unter den Augen des Lehrers wieder in Verschluss genommen werden. Für die meisten Schulen, wo Kostenersparniss eine unabweisbare Rücksicht ist, würde es unbeschadet des Zweckes genügen, wenn der gleichmässige Gebrauch des Geradhalters nur etwa in den beiden untersten Elementarclassen eingeführt würde, und für die übrigen Classen einige wenige Exemplare von der

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/208>, abgerufen am 22.11.2024.