Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

8. -- 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. LUFTGENUSS.
Altersperiode eine täglich viermalige Nahrungszufuhr das ent-
sprechende Verhältniss ist, so normirt sich die betreffende
Tagesordnung in der Weise am besten, dass das in dem frü-
heren Schema (S. 75) angegebene zweite Frühstück nunmehr
ausfällt und das erste dafür etwas sättigender eingerichtet
wird. Die dadurch erzielte längere, überdies meist mit Unter-
richt ausgefüllte Pause schafft den erwünschten vollen Appetit.
Bemerkt sei hierbei, dass für Kinder, die einmal an eine feste
Ordnung gewöhnt sind, die kleinen Ueberwindungen eines viel-
leicht zuweilen etwas früher sich einstellenden Hungers eine
Leichtigkeit sind und bei einiger Ablenkung durch kleine Be-
schäftigungen die muntere Laune auch nicht im Geringsten
stören.

Es versteht sich übrigens, dass die allgemeinen Regeln
der Diätetik auch hier ihre Geltung haben, wonach die Kör-
perernährung in Qualität und Quantität den Verhältnissen des
Klima's, der Jahreszeit und der Lebensweise anzupassen ist:
im Winter der Fleisch- und Fettnahrung, im Sommer der
reizloseren, kühlenderen Nahrung eine kleine Bevorzugung ge-
lassen, bei stärkerem Stoffverbrauche durch Kraftanstrengungen
die Gesammtmenge der Nahrung etwas vermehrt wird u. s. w.
Manche andere Modificationen werden durch abweichende in-
dividuelle Verhältnisse bedingt, müssen aber dann einer spe-
ciellen ärztlichen Bestimmung anheimgestellt bleiben.

2) Luftgenuss.

Um der überaus wichtigen Gesundheitsrücksicht in An-
sehung des Genusses reiner und besonders freier Luft zu
genügen, d. h. um dem Kinde nach Maassgabe seiner weiteren
Entwickelung immer die volle Summe dieser Wohlthat zu ver-
schaffen, haben wir die Norm der durchschnittlichen gesund-
heitsgemässen Dauer des Aufenthaltes in freier Luft in der
jetzigen Altersperiode wieder etwas zu erweitern. Die Fest-
haltung eines solchen Maassstabes ist um so nothwendiger
für diejenigen Kinder, welche einen grossen Theil der Tages-
zeit in gefüllten Schulstuben zubringen, also deshalb auf einen
ausgleichenden Einfluss angewiesen sind. Der Gesundheits-

8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. LUFTGENUSS.
Altersperiode eine täglich viermalige Nahrungszufuhr das ent-
sprechende Verhältniss ist, so normirt sich die betreffende
Tagesordnung in der Weise am besten, dass das in dem frü-
heren Schema (S. 75) angegebene zweite Frühstück nunmehr
ausfällt und das erste dafür etwas sättigender eingerichtet
wird. Die dadurch erzielte längere, überdies meist mit Unter-
richt ausgefüllte Pause schafft den erwünschten vollen Appetit.
Bemerkt sei hierbei, dass für Kinder, die einmal an eine feste
Ordnung gewöhnt sind, die kleinen Ueberwindungen eines viel-
leicht zuweilen etwas früher sich einstellenden Hungers eine
Leichtigkeit sind und bei einiger Ablenkung durch kleine Be-
schäftigungen die muntere Laune auch nicht im Geringsten
stören.

Es versteht sich übrigens, dass die allgemeinen Regeln
der Diätetik auch hier ihre Geltung haben, wonach die Kör-
perernährung in Qualität und Quantität den Verhältnissen des
Klima's, der Jahreszeit und der Lebensweise anzupassen ist:
im Winter der Fleisch- und Fettnahrung, im Sommer der
reizloseren, kühlenderen Nahrung eine kleine Bevorzugung ge-
lassen, bei stärkerem Stoffverbrauche durch Kraftanstrengungen
die Gesammtmenge der Nahrung etwas vermehrt wird u. s. w.
Manche andere Modificationen werden durch abweichende in-
dividuelle Verhältnisse bedingt, müssen aber dann einer spe-
ciellen ärztlichen Bestimmung anheimgestellt bleiben.

2) Luftgenuss.

Um der überaus wichtigen Gesundheitsrücksicht in An-
sehung des Genusses reiner und besonders freier Luft zu
genügen, d. h. um dem Kinde nach Maassgabe seiner weiteren
Entwickelung immer die volle Summe dieser Wohlthat zu ver-
schaffen, haben wir die Norm der durchschnittlichen gesund-
heitsgemässen Dauer des Aufenthaltes in freier Luft in der
jetzigen Altersperiode wieder etwas zu erweitern. Die Fest-
haltung eines solchen Maassstabes ist um so nothwendiger
für diejenigen Kinder, welche einen grossen Theil der Tages-
zeit in gefüllten Schulstuben zubringen, also deshalb auf einen
ausgleichenden Einfluss angewiesen sind. Der Gesundheits-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0172" n="168"/><fw place="top" type="header">8. &#x2014; 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. LUFTGENUSS.</fw><lb/>
Altersperiode eine täglich viermalige Nahrungszufuhr das ent-<lb/>
sprechende Verhältniss ist, so normirt sich die betreffende<lb/>
Tagesordnung in der Weise am besten, dass das in dem frü-<lb/>
heren Schema (S. 75) angegebene zweite Frühstück nunmehr<lb/>
ausfällt und das erste dafür etwas sättigender eingerichtet<lb/>
wird. Die dadurch erzielte längere, überdies meist mit Unter-<lb/>
richt ausgefüllte Pause schafft den erwünschten vollen Appetit.<lb/>
Bemerkt sei hierbei, dass für Kinder, die einmal an eine feste<lb/>
Ordnung gewöhnt sind, die kleinen Ueberwindungen eines viel-<lb/>
leicht zuweilen etwas früher sich einstellenden Hungers eine<lb/>
Leichtigkeit sind und bei einiger Ablenkung durch kleine Be-<lb/>
schäftigungen die muntere Laune auch nicht im Geringsten<lb/>
stören.</p><lb/>
            <p>Es versteht sich übrigens, dass die allgemeinen Regeln<lb/>
der Diätetik auch hier ihre Geltung haben, wonach die Kör-<lb/>
perernährung in Qualität und Quantität den Verhältnissen des<lb/>
Klima's, der Jahreszeit und der Lebensweise anzupassen ist:<lb/>
im Winter der Fleisch- und Fettnahrung, im Sommer der<lb/>
reizloseren, kühlenderen Nahrung eine kleine Bevorzugung ge-<lb/>
lassen, bei stärkerem Stoffverbrauche durch Kraftanstrengungen<lb/>
die Gesammtmenge der Nahrung etwas vermehrt wird u. s. w.<lb/>
Manche andere Modificationen werden durch abweichende in-<lb/>
dividuelle Verhältnisse bedingt, müssen aber dann einer spe-<lb/>
ciellen ärztlichen Bestimmung anheimgestellt bleiben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>2) <hi rendition="#g">Luftgenuss</hi>.</head><lb/>
            <p>Um der überaus wichtigen Gesundheitsrücksicht in An-<lb/>
sehung des Genusses reiner und besonders freier Luft zu<lb/>
genügen, d. h. um dem Kinde nach Maassgabe seiner weiteren<lb/>
Entwickelung immer die volle Summe dieser Wohlthat zu ver-<lb/>
schaffen, haben wir die Norm der durchschnittlichen gesund-<lb/>
heitsgemässen Dauer des Aufenthaltes in freier Luft in der<lb/>
jetzigen Altersperiode wieder etwas zu erweitern. Die Fest-<lb/>
haltung eines solchen Maassstabes ist um so nothwendiger<lb/>
für diejenigen Kinder, welche einen grossen Theil der Tages-<lb/>
zeit in gefüllten Schulstuben zubringen, also deshalb auf einen<lb/>
ausgleichenden Einfluss angewiesen sind. Der Gesundheits-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0172] 8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. LUFTGENUSS. Altersperiode eine täglich viermalige Nahrungszufuhr das ent- sprechende Verhältniss ist, so normirt sich die betreffende Tagesordnung in der Weise am besten, dass das in dem frü- heren Schema (S. 75) angegebene zweite Frühstück nunmehr ausfällt und das erste dafür etwas sättigender eingerichtet wird. Die dadurch erzielte längere, überdies meist mit Unter- richt ausgefüllte Pause schafft den erwünschten vollen Appetit. Bemerkt sei hierbei, dass für Kinder, die einmal an eine feste Ordnung gewöhnt sind, die kleinen Ueberwindungen eines viel- leicht zuweilen etwas früher sich einstellenden Hungers eine Leichtigkeit sind und bei einiger Ablenkung durch kleine Be- schäftigungen die muntere Laune auch nicht im Geringsten stören. Es versteht sich übrigens, dass die allgemeinen Regeln der Diätetik auch hier ihre Geltung haben, wonach die Kör- perernährung in Qualität und Quantität den Verhältnissen des Klima's, der Jahreszeit und der Lebensweise anzupassen ist: im Winter der Fleisch- und Fettnahrung, im Sommer der reizloseren, kühlenderen Nahrung eine kleine Bevorzugung ge- lassen, bei stärkerem Stoffverbrauche durch Kraftanstrengungen die Gesammtmenge der Nahrung etwas vermehrt wird u. s. w. Manche andere Modificationen werden durch abweichende in- dividuelle Verhältnisse bedingt, müssen aber dann einer spe- ciellen ärztlichen Bestimmung anheimgestellt bleiben. 2) Luftgenuss. Um der überaus wichtigen Gesundheitsrücksicht in An- sehung des Genusses reiner und besonders freier Luft zu genügen, d. h. um dem Kinde nach Maassgabe seiner weiteren Entwickelung immer die volle Summe dieser Wohlthat zu ver- schaffen, haben wir die Norm der durchschnittlichen gesund- heitsgemässen Dauer des Aufenthaltes in freier Luft in der jetzigen Altersperiode wieder etwas zu erweitern. Die Fest- haltung eines solchen Maassstabes ist um so nothwendiger für diejenigen Kinder, welche einen grossen Theil der Tages- zeit in gefüllten Schulstuben zubringen, also deshalb auf einen ausgleichenden Einfluss angewiesen sind. Der Gesundheits-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/172
Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/172>, abgerufen am 22.11.2024.