Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachdenkliche Beschreibung
genant Lacus irae DEI, die See des Göttlichen Zorns:
Stagnum ardens igne & Sulphure, der Pfuel der da
brennet mit Feur und Schwefel. Der HErr Christus
nennet selbst diesen Ort der Verdamten Gehennam, Ge-
hennam ignis,
das Höllische Feur/ die Hölle: weil in dem
Thale Hinnon/ daher Gehenna genennet wird/ die aber-
glaubischen Jüden liessen ihre Kinder in den glüenden
Armen des Abgottes Moloch elendigst verbrennen/ an-
zudeuten/ was für ein grausames Feur werde in der Höl-
le verhanden seyn/ wohin dieses Wort zielet Matth. 5. v.
22. cap. 18. v. 9. Marc. 9. v. 23. Luc. 12. v. 5. Matth.
23. v.
15. 33. Auch wird dieser Ort der Verdamten
oft angedeutet durch die äusserste Finsterniß/ durch das
Land der Finsterniß und des Dunkels. Item durch
das Wort Tartarus, welches Schrekken und Plagen
andeutet/ und eine unordentliche Vermischung der Pein/
wie auch Hiob von diesem Orte sagt/ da keine Ord-
nung ist/
da es scheinet/ wie das Dunkel Hiob. 10.
v.
22.

Solche und dergleichen Benahmungen sind in der
Schrift gnugsam verhanden/ die uns Menschen billig
wegen ihres schreklichen Nahmens zum erschrekken/
und wegen der nachdenklichen Bedeutung zu wahrem
Nachdenken bringen und bewegen sollen: Weil man
nun in diesem Büchlein bemühet ist/ in der Teutschen
Sprache den Zustand des Höllischen Wesens auf eine
sonderliche Art vorzustellen/ als werden nicht allein die in
der heiligen Schrift verhandene vielfältige Nahmen und
Benennungen der unseligen Ewigkeit an ihrem Orte
mit angeführet/ sondern auch nach Anlassung des Tex-
tes und zu beschreibender Bewandniß und Umständen/
überdas in Teutscher Poesi und vernemlicher Ausdeu-
tung zu desto mehren Nachdenken/ der Ort der Hölle/
das Land/ das Hauß/ die Burg der Hölle/ das Höl-

lische

Nachdenkliche Beſchreibung
genant Lacus iræ DEI, die See des Goͤttlichen Zorns:
Stagnum ardens igne & Sulphure, der Pfuel der da
brennet mit Feur und Schwefel. Der HErꝛ Chriſtus
nennet ſelbſt dieſen Ort der Verdamten Gehennam, Ge-
hennam ignis,
das Hoͤlliſche Feur/ die Hoͤlle: weil in dem
Thale Hinnon/ daher Gehenna genennet wird/ die aber-
glaubiſchen Juͤden lieſſen ihre Kinder in den gluͤenden
Armen des Abgottes Moloch elendigſt verbrennen/ an-
zudeuten/ was fuͤr ein grauſames Feur werde in der Hoͤl-
le verhanden ſeyn/ wohin dieſes Wort zielet Matth. 5. v.
22. cap. 18. v. 9. Marc. 9. v. 23. Luc. 12. v. 5. Matth.
23. v.
15. 33. Auch wird dieſer Ort der Verdamten
oft angedeutet durch die aͤuſſerſte Finſterniß/ durch das
Land der Finſterniß und des Dunkels. Item durch
das Wort Tartarus, welches Schrekken und Plagen
andeutet/ und eine unordentliche Vermiſchung der Pein/
wie auch Hiob von dieſem Orte ſagt/ da keine Ord-
nung iſt/
da es ſcheinet/ wie das Dunkel Hiob. 10.
v.
22.

Solche und dergleichen Benahmungen ſind in der
Schrift gnugſam verhanden/ die uns Menſchen billig
wegen ihres ſchreklichen Nahmens zum erſchrekken/
und wegen der nachdenklichen Bedeutung zu wahrem
Nachdenken bringen und bewegen ſollen: Weil man
nun in dieſem Buͤchlein bemuͤhet iſt/ in der Teutſchen
Sprache den Zuſtand des Hoͤlliſchen Weſens auf eine
ſonderliche Art vorzuſtellen/ als werden nicht allein die in
der heiligen Schrift verhandene vielfaͤltige Nahmen und
Benennungen der unſeligen Ewigkeit an ihrem Orte
mit angefuͤhret/ ſondern auch nach Anlaſſung des Tex-
tes und zu beſchreibender Bewandniß und Umſtaͤnden/
uͤberdas in Teutſcher Poeſi und vernemlicher Ausdeu-
tung zu deſto mehren Nachdenken/ der Ort der Hoͤlle/
das Land/ das Hauß/ die Burg der Hoͤlle/ das Hoͤl-

liſche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachdenkliche Be&#x017F;chreibung</hi></fw><lb/>
genant <hi rendition="#aq">Lacus iræ DEI,</hi> die See des Go&#x0364;ttlichen Zorns:<lb/><hi rendition="#aq">Stagnum ardens igne &amp; Sulphure,</hi> der Pfuel der da<lb/>
brennet mit Feur und Schwefel. Der HEr&#xA75B; Chri&#x017F;tus<lb/>
nennet &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;en Ort der Verdamten <hi rendition="#aq">Gehennam, Ge-<lb/>
hennam ignis,</hi> das Ho&#x0364;lli&#x017F;che Feur/ die Ho&#x0364;lle: weil in dem<lb/>
Thale <hi rendition="#fr">Hinnon/</hi> daher <hi rendition="#aq">Gehenna</hi> genennet wird/ die aber-<lb/>
glaubi&#x017F;chen Ju&#x0364;den lie&#x017F;&#x017F;en ihre Kinder in den glu&#x0364;enden<lb/>
Armen des Abgottes <hi rendition="#aq">Moloch</hi> elendig&#x017F;t verbrennen/ an-<lb/>
zudeuten/ was fu&#x0364;r ein grau&#x017F;ames Feur werde in der Ho&#x0364;l-<lb/>
le verhanden &#x017F;eyn/ wohin die&#x017F;es Wort zielet <hi rendition="#aq">Matth. 5. v.<lb/>
22. cap. 18. v. 9. Marc. 9. v. 23. Luc. 12. v. 5. Matth.<lb/>
23. v.</hi> 15. 33. Auch wird die&#x017F;er Ort der Verdamten<lb/>
oft angedeutet durch die <hi rendition="#fr">a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Fin&#x017F;terniß/</hi> durch das<lb/><hi rendition="#fr">Land der Fin&#x017F;terniß</hi> und des <hi rendition="#fr">Dunkels.</hi> <hi rendition="#aq">Item</hi> durch<lb/>
das Wort <hi rendition="#aq">Tartarus,</hi> welches Schrekken und Plagen<lb/>
andeutet/ und eine unordentliche Vermi&#x017F;chung der Pein/<lb/>
wie auch Hiob von die&#x017F;em Orte &#x017F;agt/ da <hi rendition="#fr">keine Ord-<lb/>
nung i&#x017F;t/</hi> da es &#x017F;cheinet/ wie das Dunkel <hi rendition="#aq">Hiob. 10.<lb/>
v.</hi> 22.</p><lb/>
        <p>Solche und dergleichen Benahmungen &#x017F;ind in der<lb/>
Schrift gnug&#x017F;am verhanden/ die uns Men&#x017F;chen billig<lb/>
wegen ihres &#x017F;chreklichen Nahmens zum er&#x017F;chrekken/<lb/>
und wegen der nachdenklichen Bedeutung zu wahrem<lb/>
Nachdenken bringen und bewegen &#x017F;ollen: Weil man<lb/>
nun in die&#x017F;em Bu&#x0364;chlein bemu&#x0364;het i&#x017F;t/ in der Teut&#x017F;chen<lb/>
Sprache den Zu&#x017F;tand des Ho&#x0364;lli&#x017F;chen We&#x017F;ens auf eine<lb/>
&#x017F;onderliche Art vorzu&#x017F;tellen/ als werden nicht allein die in<lb/>
der heiligen Schrift verhandene vielfa&#x0364;ltige Nahmen und<lb/>
Benennungen der un&#x017F;eligen Ewigkeit an ihrem Orte<lb/>
mit angefu&#x0364;hret/ &#x017F;ondern auch nach Anla&#x017F;&#x017F;ung des Tex-<lb/>
tes und zu be&#x017F;chreibender Bewandniß und Um&#x017F;ta&#x0364;nden/<lb/>
u&#x0364;berdas in Teut&#x017F;cher Poe&#x017F;i und vernemlicher Ausdeu-<lb/>
tung zu de&#x017F;to mehren Nachdenken/ der <hi rendition="#fr">Ort der Ho&#x0364;lle/</hi><lb/>
das <hi rendition="#fr">Land/</hi> das <hi rendition="#fr">Hauß/</hi> die <hi rendition="#fr">Burg der Ho&#x0364;lle/</hi> das <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;l-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">li&#x017F;che</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0080] Nachdenkliche Beſchreibung genant Lacus iræ DEI, die See des Goͤttlichen Zorns: Stagnum ardens igne & Sulphure, der Pfuel der da brennet mit Feur und Schwefel. Der HErꝛ Chriſtus nennet ſelbſt dieſen Ort der Verdamten Gehennam, Ge- hennam ignis, das Hoͤlliſche Feur/ die Hoͤlle: weil in dem Thale Hinnon/ daher Gehenna genennet wird/ die aber- glaubiſchen Juͤden lieſſen ihre Kinder in den gluͤenden Armen des Abgottes Moloch elendigſt verbrennen/ an- zudeuten/ was fuͤr ein grauſames Feur werde in der Hoͤl- le verhanden ſeyn/ wohin dieſes Wort zielet Matth. 5. v. 22. cap. 18. v. 9. Marc. 9. v. 23. Luc. 12. v. 5. Matth. 23. v. 15. 33. Auch wird dieſer Ort der Verdamten oft angedeutet durch die aͤuſſerſte Finſterniß/ durch das Land der Finſterniß und des Dunkels. Item durch das Wort Tartarus, welches Schrekken und Plagen andeutet/ und eine unordentliche Vermiſchung der Pein/ wie auch Hiob von dieſem Orte ſagt/ da keine Ord- nung iſt/ da es ſcheinet/ wie das Dunkel Hiob. 10. v. 22. Solche und dergleichen Benahmungen ſind in der Schrift gnugſam verhanden/ die uns Menſchen billig wegen ihres ſchreklichen Nahmens zum erſchrekken/ und wegen der nachdenklichen Bedeutung zu wahrem Nachdenken bringen und bewegen ſollen: Weil man nun in dieſem Buͤchlein bemuͤhet iſt/ in der Teutſchen Sprache den Zuſtand des Hoͤlliſchen Weſens auf eine ſonderliche Art vorzuſtellen/ als werden nicht allein die in der heiligen Schrift verhandene vielfaͤltige Nahmen und Benennungen der unſeligen Ewigkeit an ihrem Orte mit angefuͤhret/ ſondern auch nach Anlaſſung des Tex- tes und zu beſchreibender Bewandniß und Umſtaͤnden/ uͤberdas in Teutſcher Poeſi und vernemlicher Ausdeu- tung zu deſto mehren Nachdenken/ der Ort der Hoͤlle/ das Land/ das Hauß/ die Burg der Hoͤlle/ das Hoͤl- liſche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/80
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/80>, abgerufen am 23.11.2024.