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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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der Hölle und Höllischen Zustandes.
bus & tristitia pascitur inconsolabili. Ein grosses
Thier muß grossen zureichenden Unterhalt haben/ wans
leben sol: Was nun ewig leben und bleiben sol/ muß
auch ewige Unterhaltungs Mittel haben und geniessen:
Diese grosse Gewissens Schlange wird ewig leben/ ihr
ewiger Unterhalt und höllische Nahrung ist ewigweh-
rende Traurigkeit und Schmertzenfutterung/ wodurch
dieselbe immer munter und schwanger wird/ und ohn
alles Aufhören Traurgezicht und Schmertzgewürm
ausbrütet/ nach den Worten des Reimtextes.

Verba Bernhardi lib. 5. de considerat. ad Euge-
ni. cap.
12. lauten dahin: Quod factum est, factum
non esse non potest. Proinde etsi facere in tempore
fuit, sed fecisse in sempiternum manet.
Die sündliche
That/ in dem sie geschiehet/ nimt eine geringe Zeit ein/
wan sie aber geschehen ist/ so bleibt die That in Ewigkeit;
Und wird sie nicht in der Zeit versühnt/ so bleibet auch
dessen Straffe und Angedächtniß in Ewigkeit: Und
eben dieses ist das Futter des lebenden Höllenwurms/
der also immer bleibet/ immer ist/ und immer wird/ das
Gedächtniß/ das Hertz und die gantze Seele durchkreucht/
und es allerwegen ausschmükket/ aber womit? Der
Reimtext antwortet/ mit Unflaht/ mit Eitelkeit so ver-
übt/ mit Aufregung des Gestanks aller Sünden/ und mit
der Angstreu der verlohrnen Zeit. Schöne Worte füh-
ret weiter hiervon Bernhardus am angezogenen Orte:
Hic est vermis, qui non moritur, memoria praeteri-
torum. Semel injectus vel potius innatus per pec-
catum, haesit firmiter, nequaquam deinde avellen-
dus. Nec cessat rodere conscientiam, eaque pastus,
esca utique inconsumtibili perpetuat vitam. Horreo
vermem mordacem & mortem vivacem. Horreo
incidere in manus mortis viventis, & vitae morientis.

LXXVII.
Q ij

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
bus & triſtitia paſcitur inconſolabili. Ein groſſes
Thier muß groſſen zureichenden Unterhalt haben/ wans
leben ſol: Was nun ewig leben und bleiben ſol/ muß
auch ewige Unterhaltungs Mittel haben und genieſſen:
Dieſe groſſe Gewiſſens Schlange wird ewig leben/ ihr
ewiger Unterhalt und hoͤlliſche Nahrung iſt ewigweh-
rende Traurigkeit und Schmertzenfutterung/ wodurch
dieſelbe immer munter und ſchwanger wird/ und ohn
alles Aufhoͤren Traurgezicht und Schmertzgewuͤrm
ausbruͤtet/ nach den Worten des Reimtextes.

Verba Bernhardi lib. 5. de conſiderat. ad Euge-
ni. cap.
12. lauten dahin: Quod factum eſt, factum
non eſſe non poteſt. Proinde etſi facere in tempore
fuit, ſed feciſſe in ſempiternum manet.
Die ſuͤndliche
That/ in dem ſie geſchiehet/ nimt eine geringe Zeit ein/
wan ſie aber geſchehen iſt/ ſo bleibt die That in Ewigkeit;
Und wird ſie nicht in der Zeit verſuͤhnt/ ſo bleibet auch
deſſen Straffe und Angedaͤchtniß in Ewigkeit: Und
eben dieſes iſt das Futter des lebenden Hoͤllenwurms/
der alſo immer bleibet/ immer iſt/ und immer wird/ das
Gedaͤchtniß/ das Hertz uñ die gantze Seele durchkreucht/
und es allerwegen ausſchmuͤkket/ aber womit? Der
Reimtext antwortet/ mit Unflaht/ mit Eitelkeit ſo ver-
uͤbt/ mit Aufregung des Geſtanks aller Suͤnden/ und mit
der Angſtreu der verlohrnen Zeit. Schoͤne Worte fuͤh-
ret weiter hiervon Bernhardus am angezogenen Orte:
Hic eſt vermis, qui non moritur, memoria præteri-
torum. Semel injectus vel potius innatus per pec-
catum, hæſit firmiter, nequaquam deinde avellen-
dus. Nec ceſſat rodere conſcientiam, eaque paſtus,
eſca utique inconſumtibili perpetuat vitam. Horreo
vermem mordacem & mortem vivacem. Horreo
incidere in manus mortis viventis, & vitæ morientis.

LXXVII.
Q ij
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[243/0311] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. bus & triſtitia paſcitur inconſolabili. Ein groſſes Thier muß groſſen zureichenden Unterhalt haben/ wans leben ſol: Was nun ewig leben und bleiben ſol/ muß auch ewige Unterhaltungs Mittel haben und genieſſen: Dieſe groſſe Gewiſſens Schlange wird ewig leben/ ihr ewiger Unterhalt und hoͤlliſche Nahrung iſt ewigweh- rende Traurigkeit und Schmertzenfutterung/ wodurch dieſelbe immer munter und ſchwanger wird/ und ohn alles Aufhoͤren Traurgezicht und Schmertzgewuͤrm ausbruͤtet/ nach den Worten des Reimtextes. Verba Bernhardi lib. 5. de conſiderat. ad Euge- ni. cap. 12. lauten dahin: Quod factum eſt, factum non eſſe non poteſt. Proinde etſi facere in tempore fuit, ſed feciſſe in ſempiternum manet. Die ſuͤndliche That/ in dem ſie geſchiehet/ nimt eine geringe Zeit ein/ wan ſie aber geſchehen iſt/ ſo bleibt die That in Ewigkeit; Und wird ſie nicht in der Zeit verſuͤhnt/ ſo bleibet auch deſſen Straffe und Angedaͤchtniß in Ewigkeit: Und eben dieſes iſt das Futter des lebenden Hoͤllenwurms/ der alſo immer bleibet/ immer iſt/ und immer wird/ das Gedaͤchtniß/ das Hertz uñ die gantze Seele durchkreucht/ und es allerwegen ausſchmuͤkket/ aber womit? Der Reimtext antwortet/ mit Unflaht/ mit Eitelkeit ſo ver- uͤbt/ mit Aufregung des Geſtanks aller Suͤnden/ und mit der Angſtreu der verlohrnen Zeit. Schoͤne Worte fuͤh- ret weiter hiervon Bernhardus am angezogenen Orte: Hic eſt vermis, qui non moritur, memoria præteri- torum. Semel injectus vel potius innatus per pec- catum, hæſit firmiter, nequaquam deinde avellen- dus. Nec ceſſat rodere conſcientiam, eaque paſtus, eſca utique inconſumtibili perpetuat vitam. Horreo vermem mordacem & mortem vivacem. Horreo incidere in manus mortis viventis, & vitæ morientis. LXXVII. Q ij

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/311>, abgerufen am 26.11.2024.