Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

der Hölle und Höllischen Zustandes.
muhtwillig und unbedachtsam auf uns ziehen/ und über
unseren Leib und Seele bringen solche Endelose Qwaal
und Pein/ solche unaufhörliche Angst und Reu/ solche
immerwehrende Marter und Verzagung/ solche ewige
Noht und Tod? Welches ja so deutlich und begreiflich
durch Zeitterminen und Qwaalarten vorher vorgestel-
let. Doch die ledige Uhrsach ist sonderlich/ und verbleibet
auch leider! sonderlich diese/ daß man gar nicht/ oder doch
gar selten/ oder gar nicht recht und gar nicht oft bedenket
und betrachtet die Ewigkeit/ diese unsere kurtze Zeit
und die künftige Jmmerwehrenheit: Unmöglich we-
re es sonst/ daß sich ein verständiger Mensch in seinem ei-
telen verdamlichen augenblikklichen Wesen nicht ende-
ren solte.

Ein Hochgelahrter Mann/ welcher viel von der
Betrachtung der Ewigkeit geschrieben/ redet unter ande-
ren also/ welche Worte anhero zu setzen nicht undienlich:
Credibile non est hominem tam impotentis & effre-
nati animi reperiri, (modo non vivat ut pecus, &
studio in praeceps eat) qui si semel de die vel horulae
partem huic aeternitatis meditationi tribuat, imo si
quavis hebdomate vel semel de aeternitate serio co-
gitet, non mutet vitam in longe meliorem, & homo
fiat alius, e superbo submissus & modestus, ex iracun-
do mitis & mansuetus, ex impuro castus & conti-
nens, ex ebrioso temperans & sobrius: Imo hic talis
vere religiosus fiet, animo certe, si non veste. Sed
non raptim, non obiter & perfunctorie heic transeun-
dum: trutinanda res est & perpendenda, affigenda
est cogitatio & animo revolvendum identidem aeter-
num, aeternum, aeternum
, quod nunquam habebit fi-
nem, nunquam, nunquam: quod seculis innume-
ris, incomprehensibilibus, infinitis durabit, & non

ces-

der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes.
muhtwillig und unbedachtſam auf uns ziehen/ und uͤber
unſeren Leib und Seele bringen ſolche Endeloſe Qwaal
und Pein/ ſolche unaufhoͤrliche Angſt und Reu/ ſolche
immerwehrende Marter und Verzagung/ ſolche ewige
Noht und Tod? Welches ja ſo deutlich und begreiflich
durch Zeitterminen und Qwaalarten vorher vorgeſtel-
let. Doch die ledige Uhrſach iſt ſonderlich/ und verbleibet
auch leider! ſonderlich dieſe/ daß man gar nicht/ oder doch
gar ſelten/ oder gar nicht recht und gar nicht oft bedenket
und betrachtet die Ewigkeit/ dieſe unſere kurtze Zeit
und die kuͤnftige Jmmerwehrenheit: Unmoͤglich we-
re es ſonſt/ daß ſich ein verſtaͤndiger Menſch in ſeinem ei-
telen verdamlichen augenblikklichen Weſen nicht ende-
ren ſolte.

Ein Hochgelahrter Mann/ welcher viel von der
Betrachtung der Ewigkeit geſchrieben/ redet unter ande-
ren alſo/ welche Worte anhero zu ſetzen nicht undienlich:
Credibile non eſt hominem tam impotentis & effre-
nati animi reperiri, (modo non vivat ut pecus, &
ſtudio in præceps eat) qui ſi ſemel de die vel horulæ
partem huic æternitatis meditationi tribuat, imò ſi
quavis hebdomate vel ſemel de æternitate ſeriò co-
gitet, non mutet vitam in longè meliorem, & homo
fiat alius, è ſuperbo ſubmiſſus & modeſtus, ex iracun-
do mitis & manſuetus, ex impuro caſtus & conti-
nens, ex ebrioſo temperans & ſobrius: Imò hic talis
verè religioſus fiet, animo certe, ſi non veſte. Sed
non raptim, non obiter & perfunctoriè hîc tranſeun-
dum: trutinanda res eſt & perpendenda, affigenda
eſt cogitatio & animo revolvendum identidem æter-
num, æternum, æternum
, quod nunquam habebit fi-
nem, nunquam, nunquam: quod ſeculis innume-
ris, incomprehenſibilibus, infinitis durabit, & non

ceſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0193" n="125"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ho&#x0364;lle und Ho&#x0364;lli&#x017F;chen Zu&#x017F;tandes.</hi></fw><lb/>
muhtwillig und unbedacht&#x017F;am auf uns ziehen/ und u&#x0364;ber<lb/>
un&#x017F;eren Leib und Seele bringen &#x017F;olche Endelo&#x017F;e Qwaal<lb/>
und Pein/ &#x017F;olche unaufho&#x0364;rliche Ang&#x017F;t und Reu/ &#x017F;olche<lb/>
immerwehrende Marter und Verzagung/ &#x017F;olche ewige<lb/>
Noht und Tod? Welches ja &#x017F;o deutlich und begreiflich<lb/>
durch Zeitterminen und Qwaalarten vorher vorge&#x017F;tel-<lb/>
let. Doch die ledige Uhr&#x017F;ach i&#x017F;t &#x017F;onderlich/ und verbleibet<lb/>
auch leider! &#x017F;onderlich die&#x017F;e/ daß man gar nicht/ oder doch<lb/>
gar &#x017F;elten/ oder gar nicht recht und gar nicht oft bedenket<lb/>
und betrachtet die <hi rendition="#fr">Ewigkeit/</hi> die&#x017F;e un&#x017F;ere <hi rendition="#fr">kurtze Zeit</hi><lb/>
und die ku&#x0364;nftige <hi rendition="#fr">Jmmerwehrenheit:</hi> Unmo&#x0364;glich we-<lb/>
re es &#x017F;on&#x017F;t/ daß &#x017F;ich ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger Men&#x017F;ch in &#x017F;einem ei-<lb/>
telen verdamlichen augenblikklichen We&#x017F;en nicht ende-<lb/>
ren &#x017F;olte.</p><lb/>
        <p>Ein Hochgelahrter Mann/ welcher viel von der<lb/>
Betrachtung der Ewigkeit ge&#x017F;chrieben/ redet unter ande-<lb/>
ren al&#x017F;o/ welche Worte anhero zu &#x017F;etzen nicht undienlich:<lb/><hi rendition="#aq">Credibile non e&#x017F;t hominem tam impotentis &amp; effre-<lb/>
nati animi reperiri, (modo non vivat ut pecus, &amp;<lb/>
&#x017F;tudio in præceps eat) qui &#x017F;i &#x017F;emel de die vel horulæ<lb/>
partem huic <hi rendition="#i">æternitatis</hi> meditationi tribuat, imò &#x017F;i<lb/>
quavis hebdomate vel &#x017F;emel de <hi rendition="#i">æternitate</hi> &#x017F;eriò co-<lb/>
gitet, non mutet vitam in longè meliorem, &amp; homo<lb/>
fiat alius, è &#x017F;uperbo &#x017F;ubmi&#x017F;&#x017F;us &amp; mode&#x017F;tus, ex iracun-<lb/>
do mitis &amp; man&#x017F;uetus, ex impuro ca&#x017F;tus &amp; conti-<lb/>
nens, ex ebrio&#x017F;o temperans &amp; &#x017F;obrius: Imò hic talis<lb/>
verè religio&#x017F;us fiet, animo certe, &#x017F;i non ve&#x017F;te. Sed<lb/>
non raptim, non obiter &amp; perfunctoriè hîc tran&#x017F;eun-<lb/>
dum: trutinanda res e&#x017F;t &amp; perpendenda, affigenda<lb/>
e&#x017F;t cogitatio &amp; animo revolvendum identidem <hi rendition="#i">æter-<lb/>
num, æternum, æternum</hi>, quod nunquam habebit fi-<lb/>
nem, nunquam, nunquam: quod &#x017F;eculis innume-<lb/>
ris, incomprehen&#x017F;ibilibus, infinitis durabit, &amp; non</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ce&#x017F;-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0193] der Hoͤlle und Hoͤlliſchen Zuſtandes. muhtwillig und unbedachtſam auf uns ziehen/ und uͤber unſeren Leib und Seele bringen ſolche Endeloſe Qwaal und Pein/ ſolche unaufhoͤrliche Angſt und Reu/ ſolche immerwehrende Marter und Verzagung/ ſolche ewige Noht und Tod? Welches ja ſo deutlich und begreiflich durch Zeitterminen und Qwaalarten vorher vorgeſtel- let. Doch die ledige Uhrſach iſt ſonderlich/ und verbleibet auch leider! ſonderlich dieſe/ daß man gar nicht/ oder doch gar ſelten/ oder gar nicht recht und gar nicht oft bedenket und betrachtet die Ewigkeit/ dieſe unſere kurtze Zeit und die kuͤnftige Jmmerwehrenheit: Unmoͤglich we- re es ſonſt/ daß ſich ein verſtaͤndiger Menſch in ſeinem ei- telen verdamlichen augenblikklichen Weſen nicht ende- ren ſolte. Ein Hochgelahrter Mann/ welcher viel von der Betrachtung der Ewigkeit geſchrieben/ redet unter ande- ren alſo/ welche Worte anhero zu ſetzen nicht undienlich: Credibile non eſt hominem tam impotentis & effre- nati animi reperiri, (modo non vivat ut pecus, & ſtudio in præceps eat) qui ſi ſemel de die vel horulæ partem huic æternitatis meditationi tribuat, imò ſi quavis hebdomate vel ſemel de æternitate ſeriò co- gitet, non mutet vitam in longè meliorem, & homo fiat alius, è ſuperbo ſubmiſſus & modeſtus, ex iracun- do mitis & manſuetus, ex impuro caſtus & conti- nens, ex ebrioſo temperans & ſobrius: Imò hic talis verè religioſus fiet, animo certe, ſi non veſte. Sed non raptim, non obiter & perfunctoriè hîc tranſeun- dum: trutinanda res eſt & perpendenda, affigenda eſt cogitatio & animo revolvendum identidem æter- num, æternum, æternum, quod nunquam habebit fi- nem, nunquam, nunquam: quod ſeculis innume- ris, incomprehenſibilibus, infinitis durabit, & non ceſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/193
Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/193>, abgerufen am 24.11.2024.