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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
gangs Verminderung und Absterbens/ dem aber der
HErr Christus selbst zum dritten mal nach einander am
angezogenen Orte widerspricht/ da er saget/ daß solches
Feur nicht verlösche und der Wurm nicht sterbe.

So die Kett der Finsterniß wol ümfasset)
Daß man aus einer grausamen Finsterniß könne eine
feste Kette schmieden/ und mit Finsterniß mehr als Ket-
tenfest ewig was anfesselen/ lehret uns die heilige Schrift
selbst/ daß gleich wie der Teuffel durch Ketten der Finster-
niß in die Hölle gebunden Ap. 20. v. 1. 3. 2. Pet. 2. v. 4. Also
werden auch die Verdamten nit allein äusserlich im Ge-
sicht mit einer wundergrausamen Dunkelheit gestraffet/
sondern auch inwendig an der Seel/ wegen alles verlor-
nen und verschertzten Lichtes/ mit ewiger Finsterniß ver-
wikkelt sein. Allhier wird nun gesagt/ wie dieses gros-
se Höllische Haus sei wol ümfasset mit der Kette der
Finsterniß:
Was nun eine eiserne starke Kette üm-
schleust und ümfasset/ solches ist ja fest und wol in seinem
Stande verwahret/ und muß die ewig eingeschlossene
Finsterniß auch wol also verbleiben/ und einiger eindrin-
genden Luft oder Lichts im geringsten sich nit zuversehen.

Darum nun ümschleusset und ümfasset und über-
wölbet diese Kette der Finsterniß das Höllen Gebäu/ da-
mit es inwendig dasselbe aushöhle/ oder in den innersten
Behaltnissen räumig mache/ und einer jeden verdamten
Seel und Leibe Ort und Raum gebe und mache zur
grausamsten Dunkelheit: Hat die grimmige Hand
Gottes die Höllenburg mit so ewigfester Kette der Fin-
sterniß umschlossen/ und für aller Luft- und Lichtreichen
Eindringung solcher gestalt allerdings versperret/ so be-
denke man nur/ was für eine Dunkelheit/ was für eine
grausamste Dunkelheit in sothanem versperreten Orte
werde verhanden seyn.

Feur und Gluet hier glentzen nicht) Wo

Feur/

Nachdenkliche Beſchreibung
gangs Verminderung und Abſterbens/ dem aber der
HErꝛ Chriſtus ſelbſt zum dritten mal nach einander am
angezogenen Orte widerſpricht/ da er ſaget/ daß ſolches
Feur nicht verloͤſche und der Wurm nicht ſterbe.

So die Kett der Finſterniß wol uͤmfaſſet)
Daß man aus einer grauſamen Finſterniß koͤnne eine
feſte Kette ſchmieden/ und mit Finſterniß mehr als Ket-
tenfeſt ewig was anfeſſelen/ lehret uns die heilige Schrift
ſelbſt/ daß gleich wie der Teuffel durch Ketten der Finſter-
niß in die Hoͤlle gebunden Ap. 20. v. 1. 3. 2. Pet. 2. v. 4. Alſo
werden auch die Verdamten nit allein aͤuſſerlich im Ge-
ſicht mit einer wundergrauſamen Dunkelheit geſtraffet/
ſondern auch inwendig an der Seel/ wegen alles verlor-
nen und verſchertzten Lichtes/ mit ewiger Finſterniß ver-
wikkelt ſein. Allhier wird nun geſagt/ wie dieſes groſ-
ſe Hoͤlliſche Haus ſei wol uͤmfaſſet mit der Kette der
Finſterniß:
Was nun eine eiſerne ſtarke Kette uͤm-
ſchleuſt und uͤmfaſſet/ ſolches iſt ja feſt und wol in ſeinem
Stande verwahret/ und muß die ewig eingeſchloſſene
Finſterniß auch wol alſo verbleiben/ und einiger eindrin-
genden Luft oder Lichts im geringſten ſich nit zuverſehen.

Darum nun uͤmſchleuſſet und uͤmfaſſet und uͤber-
woͤlbet dieſe Kette der Finſterniß das Hoͤllen Gebaͤu/ da-
mit es inwendig daſſelbe aushoͤhle/ oder in den innerſten
Behaltniſſen raͤumig mache/ und einer jeden verdamten
Seel und Leibe Ort und Raum gebe und mache zur
grauſamſten Dunkelheit: Hat die grimmige Hand
Gottes die Hoͤllenburg mit ſo ewigfeſter Kette der Fin-
ſterniß umſchloſſen/ und fuͤr aller Luft- und Lichtreichen
Eindringung ſolcher geſtalt allerdings verſperret/ ſo be-
denke man nur/ was fuͤr eine Dunkelheit/ was fuͤr eine
grauſamſte Dunkelheit in ſothanem verſperreten Orte
werde verhanden ſeyn.

Feur und Gluet hier glentzen nicht) Wo

Feur/
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[60/0128] Nachdenkliche Beſchreibung gangs Verminderung und Abſterbens/ dem aber der HErꝛ Chriſtus ſelbſt zum dritten mal nach einander am angezogenen Orte widerſpricht/ da er ſaget/ daß ſolches Feur nicht verloͤſche und der Wurm nicht ſterbe. So die Kett der Finſterniß wol uͤmfaſſet) Daß man aus einer grauſamen Finſterniß koͤnne eine feſte Kette ſchmieden/ und mit Finſterniß mehr als Ket- tenfeſt ewig was anfeſſelen/ lehret uns die heilige Schrift ſelbſt/ daß gleich wie der Teuffel durch Ketten der Finſter- niß in die Hoͤlle gebunden Ap. 20. v. 1. 3. 2. Pet. 2. v. 4. Alſo werden auch die Verdamten nit allein aͤuſſerlich im Ge- ſicht mit einer wundergrauſamen Dunkelheit geſtraffet/ ſondern auch inwendig an der Seel/ wegen alles verlor- nen und verſchertzten Lichtes/ mit ewiger Finſterniß ver- wikkelt ſein. Allhier wird nun geſagt/ wie dieſes groſ- ſe Hoͤlliſche Haus ſei wol uͤmfaſſet mit der Kette der Finſterniß: Was nun eine eiſerne ſtarke Kette uͤm- ſchleuſt und uͤmfaſſet/ ſolches iſt ja feſt und wol in ſeinem Stande verwahret/ und muß die ewig eingeſchloſſene Finſterniß auch wol alſo verbleiben/ und einiger eindrin- genden Luft oder Lichts im geringſten ſich nit zuverſehen. Darum nun uͤmſchleuſſet und uͤmfaſſet und uͤber- woͤlbet dieſe Kette der Finſterniß das Hoͤllen Gebaͤu/ da- mit es inwendig daſſelbe aushoͤhle/ oder in den innerſten Behaltniſſen raͤumig mache/ und einer jeden verdamten Seel und Leibe Ort und Raum gebe und mache zur grauſamſten Dunkelheit: Hat die grimmige Hand Gottes die Hoͤllenburg mit ſo ewigfeſter Kette der Fin- ſterniß umſchloſſen/ und fuͤr aller Luft- und Lichtreichen Eindringung ſolcher geſtalt allerdings verſperret/ ſo be- denke man nur/ was fuͤr eine Dunkelheit/ was fuͤr eine grauſamſte Dunkelheit in ſothanem verſperreten Orte werde verhanden ſeyn. Feur und Gluet hier glentzen nicht) Wo Feur/

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/128>, abgerufen am 24.11.2024.