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Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676.

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Nachdenkliche Beschreibung
(welche von 2. Brüdern/ bey denen sie auff eine Zeit ge-
legen/ ein Kind gezeuget: Nachmahls nicht allein bey
9. Ehmännern/ sondern auch bey vielen Kerlen geschlaf-
fen; Die unterschiedlichmal empfangene Frucht abge-
trieben/ und solche Abtreibung viel andere Mägde ge-
lehret: Desgleichen mit einem Mäurer/ der in der Kir-
chen daselbst gearbeitet/ hinter dem Altar Fleisches Lust
getrieben:) für eine erschrekliche Rach sehen lassen/ in
deme sie von einer gewissen Art rohtlicht und am Kopff
schwärtzlicher Würmen/ so in ihrem gantzen Fleisch ge-
wachsen/ recht lebendig mit sampt dem Hertzen gefressen
worden: Solches ist ohne das schon durch offenen
Druk am Tag: Wie solches in dem 31. Theil des Diarii
Europaei pag.
207. wortlich also vermeldet wird.

Wie nun hier auf Erden durch Gewürm die gött-
liche Staffe vielfältig kundbar worden/ also hat auch die
H. Schrifft offenbaret/ wie auch eine sonderbare grau-
same Straffe in der Hölle durch Würme bei allen
Verdamten ewig werde verhanden sein/ und solche
Esaias 66. v. ult. andeutet/ wie daselbst solcher Wurm
bei den Verdamten nicht werde sterben/ und ihr Feur
nicht verleschen: Solches wiederholet auch der HErr
JEsus selbst zum dritten mahle/ daß solcher Wurm in
der Hölle nicht sterben und das Feur verleschen werde
Marc. 9. v. 44. 46. 48.

Die alten Christlichen Vorfahren und Väter ha-
ben daher eine sonderliche Frage und Erörterung ange-
stellet/ ob in der Hölle dieser nicht-sterbender Wurm/
oder das unaußlöschliche Feur eine schwerere und härtere
Straffe sei: Vermisne supplicium animam gravius
lancinet, convellatq; an ignis?
Davon Augustinus
de civ. D. lib. 21. cap.
10. außführlich handelt. Weil
dieser nagender Wurm/ dieser sterbender Gewissens-
wurm/
ein ewiges allerschmertzlichstes Beissen und Na-

gen

Nachdenkliche Beſchreibung
(welche von 2. Bruͤdern/ bey denen ſie auff eine Zeit ge-
legen/ ein Kind gezeuget: Nachmahls nicht allein bey
9. Ehmaͤnnern/ ſondern auch bey vielen Kerlen geſchlaf-
fen; Die unterſchiedlichmal empfangene Frucht abge-
trieben/ und ſolche Abtreibung viel andere Maͤgde ge-
lehret: Desgleichen mit einem Maͤurer/ der in der Kir-
chen daſelbſt gearbeitet/ hinter dem Altar Fleiſches Luſt
getrieben:) fuͤr eine erſchrekliche Rach ſehen laſſen/ in
deme ſie von einer gewiſſen Art rohtlicht und am Kopff
ſchwaͤrtzlicher Wuͤrmen/ ſo in ihrem gantzen Fleiſch ge-
wachſen/ recht lebendig mit ſampt dem Hertzen gefreſſen
worden: Solches iſt ohne das ſchon durch offenen
Druk am Tag: Wie ſolches in dem 31. Theil des Diarii
Europæi pag.
207. wortlich alſo vermeldet wird.

Wie nun hier auf Erden durch Gewuͤrm die goͤtt-
liche Staffe vielfaͤltig kundbar worden/ alſo hat auch die
H. Schrifft offenbaret/ wie auch eine ſonderbare grau-
ſame Straffe in der Hoͤlle durch Wuͤrme bei allen
Verdamten ewig werde verhanden ſein/ und ſolche
Eſaias 66. v. ult. andeutet/ wie daſelbſt ſolcher Wurm
bei den Verdamten nicht werde ſterben/ und ihr Feur
nicht verleſchen: Solches wiederholet auch der HErꝛ
JEſus ſelbſt zum dritten mahle/ daß ſolcher Wurm in
der Hoͤlle nicht ſterben und das Feur verleſchen werde
Marc. 9. v. 44. 46. 48.

Die alten Chriſtlichen Vorfahren und Vaͤter ha-
ben daher eine ſonderliche Frage und Eroͤrterung ange-
ſtellet/ ob in der Hoͤlle dieſer nicht-ſterbender Wurm/
oder das unaußloͤſchliche Feur eine ſchwerere und haͤrtere
Straffe ſei: Vermisne ſupplicium animam gravius
lancinet, convellatq́; an ignis?
Davon Auguſtinus
de civ. D. lib. 21. cap.
10. außfuͤhrlich handelt. Weil
dieſer nagender Wurm/ dieſer ſterbender Gewiſſens-
wurm/
ein ewiges allerſchmertzlichſtes Beiſſen und Na-

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[46/0114] Nachdenkliche Beſchreibung (welche von 2. Bruͤdern/ bey denen ſie auff eine Zeit ge- legen/ ein Kind gezeuget: Nachmahls nicht allein bey 9. Ehmaͤnnern/ ſondern auch bey vielen Kerlen geſchlaf- fen; Die unterſchiedlichmal empfangene Frucht abge- trieben/ und ſolche Abtreibung viel andere Maͤgde ge- lehret: Desgleichen mit einem Maͤurer/ der in der Kir- chen daſelbſt gearbeitet/ hinter dem Altar Fleiſches Luſt getrieben:) fuͤr eine erſchrekliche Rach ſehen laſſen/ in deme ſie von einer gewiſſen Art rohtlicht und am Kopff ſchwaͤrtzlicher Wuͤrmen/ ſo in ihrem gantzen Fleiſch ge- wachſen/ recht lebendig mit ſampt dem Hertzen gefreſſen worden: Solches iſt ohne das ſchon durch offenen Druk am Tag: Wie ſolches in dem 31. Theil des Diarii Europæi pag. 207. wortlich alſo vermeldet wird. Wie nun hier auf Erden durch Gewuͤrm die goͤtt- liche Staffe vielfaͤltig kundbar worden/ alſo hat auch die H. Schrifft offenbaret/ wie auch eine ſonderbare grau- ſame Straffe in der Hoͤlle durch Wuͤrme bei allen Verdamten ewig werde verhanden ſein/ und ſolche Eſaias 66. v. ult. andeutet/ wie daſelbſt ſolcher Wurm bei den Verdamten nicht werde ſterben/ und ihr Feur nicht verleſchen: Solches wiederholet auch der HErꝛ JEſus ſelbſt zum dritten mahle/ daß ſolcher Wurm in der Hoͤlle nicht ſterben und das Feur verleſchen werde Marc. 9. v. 44. 46. 48. Die alten Chriſtlichen Vorfahren und Vaͤter ha- ben daher eine ſonderliche Frage und Eroͤrterung ange- ſtellet/ ob in der Hoͤlle dieſer nicht-ſterbender Wurm/ oder das unaußloͤſchliche Feur eine ſchwerere und haͤrtere Straffe ſei: Vermisne ſupplicium animam gravius lancinet, convellatq́; an ignis? Davon Auguſtinus de civ. D. lib. 21. cap. 10. außfuͤhrlich handelt. Weil dieſer nagender Wurm/ dieſer ſterbender Gewiſſens- wurm/ ein ewiges allerſchmertzlichſtes Beiſſen und Na- gen

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Zitationshilfe: Schottel, Justus Georg: Grausame Beschreibung und Vorstellung Der Hölle Und der Höllischen Qwal . Wolfenbüttel, 1676, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schottel_hoelle_1676/114>, abgerufen am 24.11.2024.