Der Augenblick drängte und er mußte sich fast mit Gewalt von ihr losreißen. Zum Glück kam ihm Sir John zu Hülfe; er legte die in Thränen zer- fließende Tochter in die Arme des Vaters, verließ in der höchsten Aufregung das Zimmer, bestieg das schon für ihn bereit gehaltene Roß und sprengte so schnell durch die Gassen von St. Louis, als flöhe er vor ei- ner großen Gefahr, und doch strömte sein Herz von Seligkeit über, sich von dem reinsten und edelsten Wesen so geliebt zu wissen.
Seine Reise war eine eben so schnelle, als glück- liche und der Empfang von Seiten Mr. Fords, auf die mitgebrachten Empfehlungen von Sir John, der allerbeste.
Obgleich Sir Francis noch ein Neuling in den ihm übertragenen wichtigen Berufsgeschäften war und noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, sich in seiner neuen Lage zu orientiren, was ihm um so schwerer fallen mußte, da sein Vorgänger ihm einestheils die Geschäfte in großer Unordnung hinterlassen hatte und anderntheils im Mißmuthe über seine Nichtwieder- erwählung keineswegs geneigt war, ihm zu Hülfe zu kommen; so fand Arnold ihn doch weder entmuthigt, noch befangen. Er durfte auch in der That seiner Geisteskraft vertrauen und im Bewußtseyn einer be- deutenden Energie und Arbeitslust hoffen, das Ge-
5 *
Der Augenblick drängte und er mußte ſich faſt mit Gewalt von ihr losreißen. Zum Glück kam ihm Sir John zu Hülfe; er legte die in Thränen zer- fließende Tochter in die Arme des Vaters, verließ in der höchſten Aufregung das Zimmer, beſtieg das ſchon für ihn bereit gehaltene Roß und ſprengte ſo ſchnell durch die Gaſſen von St. Louis, als flöhe er vor ei- ner großen Gefahr, und doch ſtrömte ſein Herz von Seligkeit über, ſich von dem reinſten und edelſten Weſen ſo geliebt zu wiſſen.
Seine Reiſe war eine eben ſo ſchnelle, als glück- liche und der Empfang von Seiten Mr. Fords, auf die mitgebrachten Empfehlungen von Sir John, der allerbeſte.
Obgleich Sir Francis noch ein Neuling in den ihm übertragenen wichtigen Berufsgeſchäften war und noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, ſich in ſeiner neuen Lage zu orientiren, was ihm um ſo ſchwerer fallen mußte, da ſein Vorgänger ihm einestheils die Geſchäfte in großer Unordnung hinterlaſſen hatte und anderntheils im Mißmuthe über ſeine Nichtwieder- erwählung keineswegs geneigt war, ihm zu Hülfe zu kommen; ſo fand Arnold ihn doch weder entmuthigt, noch befangen. Er durfte auch in der That ſeiner Geiſteskraft vertrauen und im Bewußtſeyn einer be- deutenden Energie und Arbeitsluſt hoffen, das Ge-
5 *
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0073"n="67"/><p>Der Augenblick drängte und er mußte ſich faſt<lb/>
mit Gewalt von ihr losreißen. Zum Glück kam ihm<lb/>
Sir John zu Hülfe; er legte die in Thränen zer-<lb/>
fließende Tochter in die Arme des Vaters, verließ in<lb/>
der höchſten Aufregung das Zimmer, beſtieg das ſchon<lb/>
für ihn bereit gehaltene Roß und ſprengte ſo ſchnell<lb/>
durch die Gaſſen von St. Louis, als flöhe er vor ei-<lb/>
ner großen Gefahr, und doch ſtrömte ſein Herz von<lb/>
Seligkeit über, ſich von dem reinſten und edelſten<lb/>
Weſen ſo geliebt zu wiſſen.</p><lb/><p>Seine Reiſe war eine eben ſo ſchnelle, als glück-<lb/>
liche und der Empfang von Seiten Mr. Fords, auf<lb/>
die mitgebrachten Empfehlungen von Sir John, der<lb/>
allerbeſte.</p><lb/><p>Obgleich Sir Francis noch ein Neuling in den<lb/>
ihm übertragenen wichtigen Berufsgeſchäften war und<lb/>
noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, ſich in ſeiner<lb/>
neuen Lage zu orientiren, was ihm um ſo ſchwerer<lb/>
fallen mußte, da ſein Vorgänger ihm einestheils die<lb/>
Geſchäfte in großer Unordnung hinterlaſſen hatte und<lb/>
anderntheils im Mißmuthe über ſeine Nichtwieder-<lb/>
erwählung keineswegs geneigt war, ihm zu Hülfe zu<lb/>
kommen; ſo fand Arnold ihn doch weder entmuthigt,<lb/>
noch befangen. Er durfte auch in der That ſeiner<lb/>
Geiſteskraft vertrauen und im Bewußtſeyn einer be-<lb/>
deutenden Energie und Arbeitsluſt hoffen, das Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5 *</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[67/0073]
Der Augenblick drängte und er mußte ſich faſt
mit Gewalt von ihr losreißen. Zum Glück kam ihm
Sir John zu Hülfe; er legte die in Thränen zer-
fließende Tochter in die Arme des Vaters, verließ in
der höchſten Aufregung das Zimmer, beſtieg das ſchon
für ihn bereit gehaltene Roß und ſprengte ſo ſchnell
durch die Gaſſen von St. Louis, als flöhe er vor ei-
ner großen Gefahr, und doch ſtrömte ſein Herz von
Seligkeit über, ſich von dem reinſten und edelſten
Weſen ſo geliebt zu wiſſen.
Seine Reiſe war eine eben ſo ſchnelle, als glück-
liche und der Empfang von Seiten Mr. Fords, auf
die mitgebrachten Empfehlungen von Sir John, der
allerbeſte.
Obgleich Sir Francis noch ein Neuling in den
ihm übertragenen wichtigen Berufsgeſchäften war und
noch nicht einmal Zeit gehabt hatte, ſich in ſeiner
neuen Lage zu orientiren, was ihm um ſo ſchwerer
fallen mußte, da ſein Vorgänger ihm einestheils die
Geſchäfte in großer Unordnung hinterlaſſen hatte und
anderntheils im Mißmuthe über ſeine Nichtwieder-
erwählung keineswegs geneigt war, ihm zu Hülfe zu
kommen; ſo fand Arnold ihn doch weder entmuthigt,
noch befangen. Er durfte auch in der That ſeiner
Geiſteskraft vertrauen und im Bewußtſeyn einer be-
deutenden Energie und Arbeitsluſt hoffen, das Ge-
5 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 3. Jena, 1846, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet03_1846/73>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.