Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

in einem sogenannten Schaukelstuhle, wie er von
der Bequemlichkeitsliebe der Amerikaner erfunden wor-
den ist und dessen Füße auf einem Gestelle ruhen,
welches dem der Schaukelpferde der Kinder nachgebildet
ist. Das junge Mädchen wiegte sich behaglich darin
und blickte von Zeit zu Zeit bald auf die schneeweiße
Asche der Cigarrita, die sie in kurzen Pausen immer
wieder zu den Lippen führte, bald auf einen Papa-
gey, der auf der Lehne des Stuhles saß und sich die
schaukelnde Bewegung desselben gern gefallen zu las-
sen schien.

Der neben dieser jungen Person an einem Tische
sitzende Mann erhob sich, so wie er des Fremden am
Eingange der Allee ansichtig wurde, und ging ihm
mit gewinnender Freundlichkeit entgegen. Es war
Mr. John Boggs, der derzeitige Gouverneur des
Staates Missouri. Er schien ein Mann hoch in den
Vierzigen zu seyn und sowohl seine edle, etwas mili-
tärische Haltung, als seine offene Miene und die ge-
gewinnende Freundlichkeit, die im Blick seines Auges
lag, als in dem Lächeln, das seinen wohlgeformten
Mund umspielte, nahmen unsern Freund sehr für
ihn ein.

-- "Mr. Arnold, wenn ich recht gehört habe?"
sagte er, dem Ankommenden nach der treuherzigen
amerikanischen Manier die Hand zum Gruße darreichend.

in einem ſogenannten Schaukelſtuhle, wie er von
der Bequemlichkeitsliebe der Amerikaner erfunden wor-
den iſt und deſſen Füße auf einem Geſtelle ruhen,
welches dem der Schaukelpferde der Kinder nachgebildet
iſt. Das junge Mädchen wiegte ſich behaglich darin
und blickte von Zeit zu Zeit bald auf die ſchneeweiße
Aſche der Cigarrita, die ſie in kurzen Pauſen immer
wieder zu den Lippen führte, bald auf einen Papa-
gey, der auf der Lehne des Stuhles ſaß und ſich die
ſchaukelnde Bewegung deſſelben gern gefallen zu laſ-
ſen ſchien.

Der neben dieſer jungen Perſon an einem Tiſche
ſitzende Mann erhob ſich, ſo wie er des Fremden am
Eingange der Allee anſichtig wurde, und ging ihm
mit gewinnender Freundlichkeit entgegen. Es war
Mr. John Boggs, der derzeitige Gouverneur des
Staates Miſſouri. Er ſchien ein Mann hoch in den
Vierzigen zu ſeyn und ſowohl ſeine edle, etwas mili-
täriſche Haltung, als ſeine offene Miene und die ge-
gewinnende Freundlichkeit, die im Blick ſeines Auges
lag, als in dem Lächeln, das ſeinen wohlgeformten
Mund umſpielte, nahmen unſern Freund ſehr für
ihn ein.

— „Mr. Arnold, wenn ich recht gehört habe?“
ſagte er, dem Ankommenden nach der treuherzigen
amerikaniſchen Manier die Hand zum Gruße darreichend.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0216" n="210"/>
in einem &#x017F;ogenannten Schaukel&#x017F;tuhle, wie er von<lb/>
der Bequemlichkeitsliebe der Amerikaner erfunden wor-<lb/>
den i&#x017F;t und de&#x017F;&#x017F;en Füße auf einem Ge&#x017F;telle ruhen,<lb/>
welches dem der Schaukelpferde der Kinder nachgebildet<lb/>
i&#x017F;t. Das junge Mädchen wiegte &#x017F;ich behaglich darin<lb/>
und blickte von Zeit zu Zeit bald auf die &#x017F;chneeweiße<lb/>
A&#x017F;che der Cigarrita, die &#x017F;ie in kurzen Pau&#x017F;en immer<lb/>
wieder zu den Lippen führte, bald auf einen Papa-<lb/>
gey, der auf der Lehne des Stuhles &#x017F;aß und &#x017F;ich die<lb/>
&#x017F;chaukelnde Bewegung de&#x017F;&#x017F;elben gern gefallen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;chien.</p><lb/>
        <p>Der neben die&#x017F;er jungen Per&#x017F;on an einem Ti&#x017F;che<lb/>
&#x017F;itzende Mann erhob &#x017F;ich, &#x017F;o wie er des Fremden am<lb/>
Eingange der Allee an&#x017F;ichtig wurde, und ging ihm<lb/>
mit gewinnender Freundlichkeit entgegen. Es war<lb/>
Mr. John Boggs, der derzeitige Gouverneur des<lb/>
Staates Mi&#x017F;&#x017F;ouri. Er &#x017F;chien ein Mann hoch in den<lb/>
Vierzigen zu &#x017F;eyn und &#x017F;owohl &#x017F;eine edle, etwas mili-<lb/>
täri&#x017F;che Haltung, als &#x017F;eine offene Miene und die ge-<lb/>
gewinnende Freundlichkeit, die im Blick &#x017F;eines Auges<lb/>
lag, als in dem Lächeln, das &#x017F;einen wohlgeformten<lb/>
Mund um&#x017F;pielte, nahmen un&#x017F;ern Freund &#x017F;ehr für<lb/>
ihn ein.</p><lb/>
        <p>&#x2014; &#x201E;Mr. Arnold, wenn ich recht gehört habe?&#x201C;<lb/>
&#x017F;agte er, dem Ankommenden nach der treuherzigen<lb/>
amerikani&#x017F;chen Manier die Hand zum Gruße darreichend.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0216] in einem ſogenannten Schaukelſtuhle, wie er von der Bequemlichkeitsliebe der Amerikaner erfunden wor- den iſt und deſſen Füße auf einem Geſtelle ruhen, welches dem der Schaukelpferde der Kinder nachgebildet iſt. Das junge Mädchen wiegte ſich behaglich darin und blickte von Zeit zu Zeit bald auf die ſchneeweiße Aſche der Cigarrita, die ſie in kurzen Pauſen immer wieder zu den Lippen führte, bald auf einen Papa- gey, der auf der Lehne des Stuhles ſaß und ſich die ſchaukelnde Bewegung deſſelben gern gefallen zu laſ- ſen ſchien. Der neben dieſer jungen Perſon an einem Tiſche ſitzende Mann erhob ſich, ſo wie er des Fremden am Eingange der Allee anſichtig wurde, und ging ihm mit gewinnender Freundlichkeit entgegen. Es war Mr. John Boggs, der derzeitige Gouverneur des Staates Miſſouri. Er ſchien ein Mann hoch in den Vierzigen zu ſeyn und ſowohl ſeine edle, etwas mili- täriſche Haltung, als ſeine offene Miene und die ge- gewinnende Freundlichkeit, die im Blick ſeines Auges lag, als in dem Lächeln, das ſeinen wohlgeformten Mund umſpielte, nahmen unſern Freund ſehr für ihn ein. — „Mr. Arnold, wenn ich recht gehört habe?“ ſagte er, dem Ankommenden nach der treuherzigen amerikaniſchen Manier die Hand zum Gruße darreichend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/216
Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/216>, abgerufen am 17.05.2024.