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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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der Art zu beobachten haben. Durch frühzeitige Ge-
wöhnung beben aber auch jene vor keiner sich ihnen
ungesucht darbietenden Gefahr zurück und bewähren
sich stets als kühne Reiter und Jäger.

Die Mädchen sind in der Regel in der Jugend
schön, schlank und äußerst wohlgebaut und dabei doch
kräftig. Der freie Blick ihres dunklen, ausdrucks-
vollen Auges; ihre stolze, edle Haltung; ihr lebhaf-
tes Colorit und ihr einfacher, aber überaus kleid-
samer Anzug, machen sie zu sehr schönen Erscheinun-
gen. Die Reize verschwinden jedoch in der Negel, so
wie sie Frauen und Mütter geworden, so wie sie
nicht mehr so viel arbeiten, als zuvor: eine mit den
Jahren zunehmende Wohlbeleibtheit thut ihrer äußern
Erscheinung Abbruch und sie erinnern dann lebhaft
an unsre norddeutschen Bäuerinnen und Pächterinnen,
nur daß sie vor diesen das brennende dunkle Auge
und das seidenweiche, kohlschwarze Haar voraus
haben.

Eine laute Fröhlichkeit herrscht in diesen Farms
und Dorfhütten. Sie wird selbst von den armen
Schwarzen geäußert, die zwar noch immer von den
reichen Farmers gehalten werden, deren Loos aber in
der That besser ist, als man es sich in Europa denkt;
wenigstens würden sie das ihrige nicht mit dem
der armen Bauern in Mittel- und Süddeutschland,

der Art zu beobachten haben. Durch frühzeitige Ge-
wöhnung beben aber auch jene vor keiner ſich ihnen
ungeſucht darbietenden Gefahr zurück und bewähren
ſich ſtets als kühne Reiter und Jäger.

Die Mädchen ſind in der Regel in der Jugend
ſchön, ſchlank und äußerſt wohlgebaut und dabei doch
kräftig. Der freie Blick ihres dunklen, ausdrucks-
vollen Auges; ihre ſtolze, edle Haltung; ihr lebhaf-
tes Colorit und ihr einfacher, aber überaus kleid-
ſamer Anzug, machen ſie zu ſehr ſchönen Erſcheinun-
gen. Die Reize verſchwinden jedoch in der Negel, ſo
wie ſie Frauen und Mütter geworden, ſo wie ſie
nicht mehr ſo viel arbeiten, als zuvor: eine mit den
Jahren zunehmende Wohlbeleibtheit thut ihrer äußern
Erſcheinung Abbruch und ſie erinnern dann lebhaft
an unſre norddeutſchen Bäuerinnen und Pächterinnen,
nur daß ſie vor dieſen das brennende dunkle Auge
und das ſeidenweiche, kohlſchwarze Haar voraus
haben.

Eine laute Fröhlichkeit herrſcht in dieſen Farms
und Dorfhütten. Sie wird ſelbſt von den armen
Schwarzen geäußert, die zwar noch immer von den
reichen Farmers gehalten werden, deren Loos aber in
der That beſſer iſt, als man es ſich in Europa denkt;
wenigſtens würden ſie das ihrige nicht mit dem
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[205/0211] der Art zu beobachten haben. Durch frühzeitige Ge- wöhnung beben aber auch jene vor keiner ſich ihnen ungeſucht darbietenden Gefahr zurück und bewähren ſich ſtets als kühne Reiter und Jäger. Die Mädchen ſind in der Regel in der Jugend ſchön, ſchlank und äußerſt wohlgebaut und dabei doch kräftig. Der freie Blick ihres dunklen, ausdrucks- vollen Auges; ihre ſtolze, edle Haltung; ihr lebhaf- tes Colorit und ihr einfacher, aber überaus kleid- ſamer Anzug, machen ſie zu ſehr ſchönen Erſcheinun- gen. Die Reize verſchwinden jedoch in der Negel, ſo wie ſie Frauen und Mütter geworden, ſo wie ſie nicht mehr ſo viel arbeiten, als zuvor: eine mit den Jahren zunehmende Wohlbeleibtheit thut ihrer äußern Erſcheinung Abbruch und ſie erinnern dann lebhaft an unſre norddeutſchen Bäuerinnen und Pächterinnen, nur daß ſie vor dieſen das brennende dunkle Auge und das ſeidenweiche, kohlſchwarze Haar voraus haben. Eine laute Fröhlichkeit herrſcht in dieſen Farms und Dorfhütten. Sie wird ſelbſt von den armen Schwarzen geäußert, die zwar noch immer von den reichen Farmers gehalten werden, deren Loos aber in der That beſſer iſt, als man es ſich in Europa denkt; wenigſtens würden ſie das ihrige nicht mit dem der armen Bauern in Mittel- und Süddeutſchland,

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/211>, abgerufen am 27.11.2024.