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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.

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Sechstes Kapitel.

Still legte Arnold, mit unaussprechlichen Gefüh-
len, die Blätter wieder zusammen, deren Jnhalt ihm
alles Das bestätigte, was er sich über das zwischen Joe
Smith und Marie herrschende Verhältniß gedacht hatte.
Die furchtbarste Verachtung gegen Beide erfüllte sein
Herz, und daneben ein Haß gegen den Propheten,
wie er noch nie seine Brust erfüllt hatte. Es war
ihm klar, daß dieser allein, um sich einer überdrüssig
gewordenen Concubine zu entledigen, Zuneigung und
Wohlwollen gegen ihn geheuchelt; vielleicht hatte er
gar noch andere Pläne mit ihm gehabt, die er zur
Zeit noch nicht zu durchschauen vermochte.

-- "Ha!" rief er im gänzlichen Selbstvergessen
mit lauter Stimme aus, "dieser Elende soll an mir
seinen Mann, Dina's durch ihn hingemordetes Glück
an mir einen Rächer gefunden haben! Alle Qualen,
die er auf dieses sanfte, edle, im Dulden so große
Herz in seiner Grausamkeit und bodenlosen Verrucht-
heit häufte, ich schwöre, ich gelobe es im Namen der
ewigen Gerechtigkeit, sollen auf ihn doppelt zurück-
fallen, und nicht eher will ich ruhen, bis ich ihm den
erborgten Heiligenschein vom Haupte gerissen und der
durch ihn getäuschten und verdummten Menge diesen

II. 11
Sechſtes Kapitel.

Still legte Arnold, mit unausſprechlichen Gefüh-
len, die Blätter wieder zuſammen, deren Jnhalt ihm
alles Das beſtätigte, was er ſich über das zwiſchen Joe
Smith und Marie herrſchende Verhältniß gedacht hatte.
Die furchtbarſte Verachtung gegen Beide erfüllte ſein
Herz, und daneben ein Haß gegen den Propheten,
wie er noch nie ſeine Bruſt erfüllt hatte. Es war
ihm klar, daß dieſer allein, um ſich einer überdrüſſig
gewordenen Concubine zu entledigen, Zuneigung und
Wohlwollen gegen ihn geheuchelt; vielleicht hatte er
gar noch andere Pläne mit ihm gehabt, die er zur
Zeit noch nicht zu durchſchauen vermochte.

— „Ha!“ rief er im gänzlichen Selbſtvergeſſen
mit lauter Stimme aus, „dieſer Elende ſoll an mir
ſeinen Mann, Dina’s durch ihn hingemordetes Glück
an mir einen Rächer gefunden haben! Alle Qualen,
die er auf dieſes ſanfte, edle, im Dulden ſo große
Herz in ſeiner Grauſamkeit und bodenloſen Verrucht-
heit häufte, ich ſchwöre, ich gelobe es im Namen der
ewigen Gerechtigkeit, ſollen auf ihn doppelt zurück-
fallen, und nicht eher will ich ruhen, bis ich ihm den
erborgten Heiligenſchein vom Haupte geriſſen und der
durch ihn getäuſchten und verdummten Menge dieſen

II. 11
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[161/0167] Sechſtes Kapitel. Still legte Arnold, mit unausſprechlichen Gefüh- len, die Blätter wieder zuſammen, deren Jnhalt ihm alles Das beſtätigte, was er ſich über das zwiſchen Joe Smith und Marie herrſchende Verhältniß gedacht hatte. Die furchtbarſte Verachtung gegen Beide erfüllte ſein Herz, und daneben ein Haß gegen den Propheten, wie er noch nie ſeine Bruſt erfüllt hatte. Es war ihm klar, daß dieſer allein, um ſich einer überdrüſſig gewordenen Concubine zu entledigen, Zuneigung und Wohlwollen gegen ihn geheuchelt; vielleicht hatte er gar noch andere Pläne mit ihm gehabt, die er zur Zeit noch nicht zu durchſchauen vermochte. — „Ha!“ rief er im gänzlichen Selbſtvergeſſen mit lauter Stimme aus, „dieſer Elende ſoll an mir ſeinen Mann, Dina’s durch ihn hingemordetes Glück an mir einen Rächer gefunden haben! Alle Qualen, die er auf dieſes ſanfte, edle, im Dulden ſo große Herz in ſeiner Grauſamkeit und bodenloſen Verrucht- heit häufte, ich ſchwöre, ich gelobe es im Namen der ewigen Gerechtigkeit, ſollen auf ihn doppelt zurück- fallen, und nicht eher will ich ruhen, bis ich ihm den erborgten Heiligenſchein vom Haupte geriſſen und der durch ihn getäuſchten und verdummten Menge dieſen II. 11

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Zitationshilfe: Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet02_1846/167>, abgerufen am 24.11.2024.