Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 2. Jena, 1846.nisse? Vielleicht ist es sein Schutzgeist, eine innere Jetzt weiß ich, -- denn wenn man da steht, niſſe? Vielleicht iſt es ſein Schutzgeiſt, eine innere Jetzt weiß ich, — denn wenn man da ſteht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="159"/> niſſe? Vielleicht iſt es ſein Schutzgeiſt, eine innere<lb/> Stimme, die ihn vor dem ihn bedrohenden Unheil<lb/> warnt. Sollten aber die wirklich ſeltenen Reize die-<lb/> ſer Marie ihn doch nach und nach beſtricken; ſollte<lb/> ich Gefahr für ihn wittern, dann ſchweige ich nicht<lb/> länger; dann ſetze ich den mir noch gebliebenen klei-<lb/> nen Reſt von Leben daran, ihn zu warnen, zu ret-<lb/> ten. Hat er es doch um mich verdient durch ſein<lb/> Mitleid mit meinem Zuſtande, durch die menſchen-<lb/> freundliche Theilnahme, die er jeden Augenblick gegen<lb/> mich an den Tag legt und die ſich noch mehr in ſei-<lb/> nen Blicken, als in Worten ausſpricht.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Jetzt weiß ich, — denn wenn man da ſteht,<lb/> wo ich ſtehe, löſen ſich dem forſchenden Verſtande<lb/> nach und nach ſolche Räthſel — jetzt weiß ich, wes-<lb/> halb ich noch leben, dieſen ſiechen, elenden, zum Tode<lb/> müden Körper noch länger mit mir umherſchleppen<lb/> mußte: zum Werkzeuge der Rettung eines guten,<lb/> edlen Menſchen war ich noch von der ewigen Gnade<lb/> auserſehen, bevor ich in mein ſtilles Grab, in den<lb/> Ruheport nach ſo vielen Leiden, hinabſteige. O Dank,<lb/> Dank dir, mein gnädiger Gott, der du mir dadurch<lb/> gezeigt haſt, daß du mich nicht gänzlich verworfen,<lb/> daß du dich meiner erinnert und vielleicht gar erbarmt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [159/0165]
niſſe? Vielleicht iſt es ſein Schutzgeiſt, eine innere
Stimme, die ihn vor dem ihn bedrohenden Unheil
warnt. Sollten aber die wirklich ſeltenen Reize die-
ſer Marie ihn doch nach und nach beſtricken; ſollte
ich Gefahr für ihn wittern, dann ſchweige ich nicht
länger; dann ſetze ich den mir noch gebliebenen klei-
nen Reſt von Leben daran, ihn zu warnen, zu ret-
ten. Hat er es doch um mich verdient durch ſein
Mitleid mit meinem Zuſtande, durch die menſchen-
freundliche Theilnahme, die er jeden Augenblick gegen
mich an den Tag legt und die ſich noch mehr in ſei-
nen Blicken, als in Worten ausſpricht.
Jetzt weiß ich, — denn wenn man da ſteht,
wo ich ſtehe, löſen ſich dem forſchenden Verſtande
nach und nach ſolche Räthſel — jetzt weiß ich, wes-
halb ich noch leben, dieſen ſiechen, elenden, zum Tode
müden Körper noch länger mit mir umherſchleppen
mußte: zum Werkzeuge der Rettung eines guten,
edlen Menſchen war ich noch von der ewigen Gnade
auserſehen, bevor ich in mein ſtilles Grab, in den
Ruheport nach ſo vielen Leiden, hinabſteige. O Dank,
Dank dir, mein gnädiger Gott, der du mir dadurch
gezeigt haſt, daß du mich nicht gänzlich verworfen,
daß du dich meiner erinnert und vielleicht gar erbarmt
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