der Stadt in den Missisippi ergießt, zu wölben be- gann, hatten noch vor Kurzem der Puma oder rothe Panther, der Prairiewolf und der graue und schwarze Bär ihren Durst aus den silberhellen Fluthen gelöscht und den Urwald ungehindert da nach Beute durch- streift, wo jetzt schöne Kinder furchtlos vor den Thü- ren ansehnlicher Häuser oder niederer Hütten spielten.
Zwar standen diese Häuser noch ziemlich von einander getrennt da, aber sie waren doch schon nach einem regelmäßigen Plane angelegt und die künftig aus den einzeln stehenden Gebäulichkeiten entstehenden Gas- sen und Plätze angedeutet; auch durfte jeder neue An- siedler zwar einen bedeutenden Raum für sich in An- spruch nehmen, mußte sich aber denselben anweisen lassen und durfte nicht bauen, wohin er wollte.
Zum Theil sind nur noch erst niedre Lehmhütten und Blockhäuser -- wie man die bloß aus Brettern und Balken aufgeführten Gebäulichkeiten in jenen Ge- genden nennt -- vorhanden; aber doch erhebt sich schon hie und da ein stattliches, mehrstöckiges Haus, von blühenden Gärten umgeben, die aber mit der Zeit neuen Häusern werden weichen müssen und die man nur so lange im Umkreise der Stadt dulden wird, als noch Raum im Ueberflusse vorhanden ist.
Jm Mittelpunkte dieser, nach einem großartigen Zuschnitte angelegten Stadt, die einst die Königin des
der Stadt in den Miſſiſippi ergießt, zu wölben be- gann, hatten noch vor Kurzem der Puma oder rothe Panther, der Prairiewolf und der graue und ſchwarze Bär ihren Durſt aus den ſilberhellen Fluthen gelöſcht und den Urwald ungehindert da nach Beute durch- ſtreift, wo jetzt ſchöne Kinder furchtlos vor den Thü- ren anſehnlicher Häuſer oder niederer Hütten ſpielten.
Zwar ſtanden dieſe Häuſer noch ziemlich von einander getrennt da, aber ſie waren doch ſchon nach einem regelmäßigen Plane angelegt und die künftig aus den einzeln ſtehenden Gebäulichkeiten entſtehenden Gaſ- ſen und Plätze angedeutet; auch durfte jeder neue An- ſiedler zwar einen bedeutenden Raum für ſich in An- ſpruch nehmen, mußte ſich aber denſelben anweiſen laſſen und durfte nicht bauen, wohin er wollte.
Zum Theil ſind nur noch erſt niedre Lehmhütten und Blockhäuſer — wie man die bloß aus Brettern und Balken aufgeführten Gebäulichkeiten in jenen Ge- genden nennt — vorhanden; aber doch erhebt ſich ſchon hie und da ein ſtattliches, mehrſtöckiges Haus, von blühenden Gärten umgeben, die aber mit der Zeit neuen Häuſern werden weichen müſſen und die man nur ſo lange im Umkreiſe der Stadt dulden wird, als noch Raum im Ueberfluſſe vorhanden iſt.
Jm Mittelpunkte dieſer, nach einem großartigen Zuſchnitte angelegten Stadt, die einſt die Königin des
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0068"n="60"/>
der Stadt in den Miſſiſippi ergießt, zu wölben be-<lb/>
gann, hatten noch vor Kurzem der Puma oder rothe<lb/>
Panther, der Prairiewolf und der graue und ſchwarze<lb/>
Bär ihren Durſt aus den ſilberhellen Fluthen gelöſcht<lb/>
und den Urwald ungehindert da nach Beute durch-<lb/>ſtreift, wo jetzt ſchöne Kinder furchtlos vor den Thü-<lb/>
ren anſehnlicher Häuſer oder niederer Hütten ſpielten.</p><lb/><p>Zwar ſtanden dieſe Häuſer noch ziemlich von<lb/>
einander getrennt da, aber ſie waren doch ſchon nach<lb/>
einem regelmäßigen Plane angelegt und die künftig aus<lb/>
den einzeln ſtehenden Gebäulichkeiten entſtehenden Gaſ-<lb/>ſen und Plätze angedeutet; auch durfte jeder neue An-<lb/>ſiedler zwar einen bedeutenden Raum für ſich in An-<lb/>ſpruch nehmen, mußte ſich aber denſelben anweiſen<lb/>
laſſen und durfte nicht bauen, wohin er wollte.</p><lb/><p>Zum Theil ſind nur noch erſt niedre Lehmhütten<lb/>
und Blockhäuſer — wie man die bloß aus Brettern<lb/>
und Balken aufgeführten Gebäulichkeiten in jenen Ge-<lb/>
genden nennt — vorhanden; aber doch erhebt ſich<lb/>ſchon hie und da ein ſtattliches, mehrſtöckiges Haus,<lb/>
von blühenden Gärten umgeben, die aber mit der<lb/>
Zeit neuen Häuſern werden weichen müſſen und die<lb/>
man nur ſo lange im Umkreiſe der Stadt dulden wird,<lb/>
als noch Raum im Ueberfluſſe vorhanden iſt.</p><lb/><p>Jm Mittelpunkte dieſer, nach einem großartigen<lb/>
Zuſchnitte angelegten Stadt, die einſt die Königin des<lb/></p></div></body></text></TEI>
[60/0068]
der Stadt in den Miſſiſippi ergießt, zu wölben be-
gann, hatten noch vor Kurzem der Puma oder rothe
Panther, der Prairiewolf und der graue und ſchwarze
Bär ihren Durſt aus den ſilberhellen Fluthen gelöſcht
und den Urwald ungehindert da nach Beute durch-
ſtreift, wo jetzt ſchöne Kinder furchtlos vor den Thü-
ren anſehnlicher Häuſer oder niederer Hütten ſpielten.
Zwar ſtanden dieſe Häuſer noch ziemlich von
einander getrennt da, aber ſie waren doch ſchon nach
einem regelmäßigen Plane angelegt und die künftig aus
den einzeln ſtehenden Gebäulichkeiten entſtehenden Gaſ-
ſen und Plätze angedeutet; auch durfte jeder neue An-
ſiedler zwar einen bedeutenden Raum für ſich in An-
ſpruch nehmen, mußte ſich aber denſelben anweiſen
laſſen und durfte nicht bauen, wohin er wollte.
Zum Theil ſind nur noch erſt niedre Lehmhütten
und Blockhäuſer — wie man die bloß aus Brettern
und Balken aufgeführten Gebäulichkeiten in jenen Ge-
genden nennt — vorhanden; aber doch erhebt ſich
ſchon hie und da ein ſtattliches, mehrſtöckiges Haus,
von blühenden Gärten umgeben, die aber mit der
Zeit neuen Häuſern werden weichen müſſen und die
man nur ſo lange im Umkreiſe der Stadt dulden wird,
als noch Raum im Ueberfluſſe vorhanden iſt.
Jm Mittelpunkte dieſer, nach einem großartigen
Zuſchnitte angelegten Stadt, die einſt die Königin des
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/68>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.