Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.gleich als ein höheres, begabteres Wesen, dessen gei- Auch erkannte man seine geistige Ueberlegenheit gleich als ein höheres, begabteres Weſen, deſſen gei- Auch erkannte man ſeine geiſtige Ueberlegenheit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="56"/> gleich als ein höheres, begabteres Weſen, deſſen gei-<lb/> ſtige Ueberlegenheit ſie willig anerkannten, von der<lb/> andern Seite ganz wieder als den Jhrigen anſahen,<lb/> bot in der That der Reize und Annehmlichkeiten viele<lb/> dar. Alles war befliſſen, dem geliebten Gaſte Freude<lb/> und Wohlleben zu bereiten: für ihn wurde das weichſte<lb/> Büffelfell zum Lager ausgebreitet; für ihn waren die<lb/> leckerſten Biſſen, für ihn wurde für die Jagd des<lb/> Büffels oder des Rothwilds das beſte Pferd geſattelt<lb/> und gezäumt; man beſaß Nichts, das man ihm nicht<lb/> auf den nur leichthin geäußerten Wunſch mit Freuden<lb/> gegeben haben würde, denn dadurch, daß er das Le-<lb/> ben Eines von ihnen gerettet und ſein Liebſtes für<lb/> dieſen Zweck hingegeben hatte, war er der Wohl-<lb/> thäter Aller geworden und Jeder fühlte ſich ihm zum<lb/> Danke verpflichtet.</p><lb/> <p>Auch erkannte man ſeine geiſtige Ueberlegenheit<lb/> willig an, ohne ſich indeß Rechenſchaft darüber ab-<lb/> legen zu können, worin ſie beſtände, denn in Allem,<lb/> was ſie zu ihrem einfachen Leben bedurften, hatten ſie<lb/> ſeines Rathes nicht nöthig und reichten ihre Erfah-<lb/> rungen und Kenntniſſe vollkommen dazu aus und hö-<lb/> here Bedürfniſſe kannten ſie nicht. Allein eine Art<lb/> von dunkler Ahnung ſagte ihnen, daß in der Seele<lb/> dieſes jungen Mannes andere Gedanken und Vorſtel-<lb/> lungen ihren Sitz hätten, als in der ihrigen und das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0064]
gleich als ein höheres, begabteres Weſen, deſſen gei-
ſtige Ueberlegenheit ſie willig anerkannten, von der
andern Seite ganz wieder als den Jhrigen anſahen,
bot in der That der Reize und Annehmlichkeiten viele
dar. Alles war befliſſen, dem geliebten Gaſte Freude
und Wohlleben zu bereiten: für ihn wurde das weichſte
Büffelfell zum Lager ausgebreitet; für ihn waren die
leckerſten Biſſen, für ihn wurde für die Jagd des
Büffels oder des Rothwilds das beſte Pferd geſattelt
und gezäumt; man beſaß Nichts, das man ihm nicht
auf den nur leichthin geäußerten Wunſch mit Freuden
gegeben haben würde, denn dadurch, daß er das Le-
ben Eines von ihnen gerettet und ſein Liebſtes für
dieſen Zweck hingegeben hatte, war er der Wohl-
thäter Aller geworden und Jeder fühlte ſich ihm zum
Danke verpflichtet.
Auch erkannte man ſeine geiſtige Ueberlegenheit
willig an, ohne ſich indeß Rechenſchaft darüber ab-
legen zu können, worin ſie beſtände, denn in Allem,
was ſie zu ihrem einfachen Leben bedurften, hatten ſie
ſeines Rathes nicht nöthig und reichten ihre Erfah-
rungen und Kenntniſſe vollkommen dazu aus und hö-
here Bedürfniſſe kannten ſie nicht. Allein eine Art
von dunkler Ahnung ſagte ihnen, daß in der Seele
dieſes jungen Mannes andere Gedanken und Vorſtel-
lungen ihren Sitz hätten, als in der ihrigen und das
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