-- "Jch nehme dein Anerbieten an, gute Roth- haut," antwortete ihm Arnold, und mit diesen weni- gen Worten war für Beide ein Bund für das Leben geschlossen.
Die beiden Stämme vermischten sich jetzt mit einander, als wären sie zu einer friedlichen Besprechung, zu einem Feste zusammengekommen. Die Jünglinge drängten sich zu White-hawk, der in ihren Augen, und wohl mit Recht, als der Held des Tages ange- sehen wurde und dem es gleich zu thun, ihr höchster Wunsch war; die Knaben aber, welche sich bescheiden in einiger Entfernung von den Männern und Jüng- lingen gelagert hatten, blickten mit geheimem Neide auf die letztern, denen es bereits vergönnt war, sich unter die Männer zu mischen.
Da der Tag noch lang und man einmal beisam- men war, wurde beschlossen, daß man ihn gemein- schaftlich verbringen wolle und die Jünglinge und Knaben erhielten Befehl, für Speise und Trank zu sorgen; ja, die Chippewas, welche dem Sammelplatze am nächsten wohnten, wollten sogar einige von den Jhrigen aussenden, um, zur Verherrlichung des Fe- stes, ein Fäßchen mit Feuerwasser, wie sie den Brann- tewein nannten, das sie von den Trappers auf's Neu eingetauscht, holen zu lassen. Gegen diese Absicht er- klärte sich aber Waupce in einer wohlgesetzten Rede.
— „Jch nehme dein Anerbieten an, gute Roth- haut,“ antwortete ihm Arnold, und mit dieſen weni- gen Worten war für Beide ein Bund für das Leben geſchloſſen.
Die beiden Stämme vermiſchten ſich jetzt mit einander, als wären ſie zu einer friedlichen Beſprechung, zu einem Feſte zuſammengekommen. Die Jünglinge drängten ſich zu White-hawk, der in ihren Augen, und wohl mit Recht, als der Held des Tages ange- ſehen wurde und dem es gleich zu thun, ihr höchſter Wunſch war; die Knaben aber, welche ſich beſcheiden in einiger Entfernung von den Männern und Jüng- lingen gelagert hatten, blickten mit geheimem Neide auf die letztern, denen es bereits vergönnt war, ſich unter die Männer zu miſchen.
Da der Tag noch lang und man einmal beiſam- men war, wurde beſchloſſen, daß man ihn gemein- ſchaftlich verbringen wolle und die Jünglinge und Knaben erhielten Befehl, für Speiſe und Trank zu ſorgen; ja, die Chippewas, welche dem Sammelplatze am nächſten wohnten, wollten ſogar einige von den Jhrigen ausſenden, um, zur Verherrlichung des Fe- ſtes, ein Fäßchen mit Feuerwaſſer, wie ſie den Brann- tewein nannten, das ſie von den Trappers auf’s Neu eingetauſcht, holen zu laſſen. Gegen dieſe Abſicht er- klärte ſich aber Waupce in einer wohlgeſetzten Rede.
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— „Jch nehme dein Anerbieten an, gute Roth-
haut,“ antwortete ihm Arnold, und mit dieſen weni-
gen Worten war für Beide ein Bund für das Leben
geſchloſſen.
Die beiden Stämme vermiſchten ſich jetzt mit
einander, als wären ſie zu einer friedlichen Beſprechung,
zu einem Feſte zuſammengekommen. Die Jünglinge
drängten ſich zu White-hawk, der in ihren Augen,
und wohl mit Recht, als der Held des Tages ange-
ſehen wurde und dem es gleich zu thun, ihr höchſter
Wunſch war; die Knaben aber, welche ſich beſcheiden
in einiger Entfernung von den Männern und Jüng-
lingen gelagert hatten, blickten mit geheimem Neide
auf die letztern, denen es bereits vergönnt war, ſich
unter die Männer zu miſchen.
Da der Tag noch lang und man einmal beiſam-
men war, wurde beſchloſſen, daß man ihn gemein-
ſchaftlich verbringen wolle und die Jünglinge und
Knaben erhielten Befehl, für Speiſe und Trank zu
ſorgen; ja, die Chippewas, welche dem Sammelplatze
am nächſten wohnten, wollten ſogar einige von den
Jhrigen ausſenden, um, zur Verherrlichung des Fe-
ſtes, ein Fäßchen mit Feuerwaſſer, wie ſie den Brann-
tewein nannten, das ſie von den Trappers auf’s Neu
eingetauſcht, holen zu laſſen. Gegen dieſe Abſicht er-
klärte ſich aber Waupce in einer wohlgeſetzten Rede.
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Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoppe_prophet01_1846/58>, abgerufen am 27.07.2024.
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