Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.zu würdigen verstanden, er hatte mit einem Worte Es ist gewiß, daß hundert andere junge Männer Am meisten hatte aber Mariens Betragen gegen zu würdigen verſtanden, er hatte mit einem Worte Es iſt gewiß, daß hundert andere junge Männer Am meiſten hatte aber Mariens Betragen gegen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="169"/> zu würdigen verſtanden, er hatte mit <hi rendition="#g">einem</hi> Worte<lb/> dieſen zu niedrig angeſchlagen, wenn er ihm gleich be-<lb/> deutende geiſtige Fähigkeiten zugeſtand.</p><lb/> <p>Es iſt gewiß, daß hundert andere junge Männer<lb/> blindlings in die ihnen ſo geſchickt gelegte Falle ge-<lb/> gangen und in verzehrender Leidenſchaft für die rei-<lb/> zende Marie entbrannt ſeyn würden; aber Arnolden<lb/> hatte die Natur nicht nur eine ſeltene Klugheit und<lb/> eine weit über ſein Alter hinausgehende Vorſicht, ſon-<lb/> dern auch ein Ahnungsvermögen verliehen, das ihn<lb/> vor dem Contact mit der geiſtigen Gemeinheit be-<lb/> wahrte: er fühlte ſie gleich durch, mochte ſie ſich auch<lb/> noch ſo ſorgfältig vor ihm verhüllen, und ſo mußte<lb/> Joe Smiths Plan in Bezug auf ihn nothwendig<lb/> ſcheitern, und um ſo ſicherer, da Marie nicht einmal<lb/> Klugheit oder Liſt genug beſaß, ihr Jnneres vor ei-<lb/> nem ſo ſcharfen Beobachter zu verbergen.</p><lb/> <p>Am meiſten hatte aber Mariens Betragen gegen<lb/> die unglückliche Dina dazu gedient, dem jungen Manne<lb/> die Augen zu öffnen; nur ein gänzlich liebloſes Ge-<lb/> müth, ſagte er ſich, eine völlig verhärtete Seele<lb/> konnte mitleidslos im Angeſichte ſo großer Leiden blei-<lb/> ben, und ihm blieb nicht lange verborgen, daß Ma-<lb/> rie nicht die mindeſte Theilnahme, nicht das geringſte<lb/> Erbarmen gegen die gleichſam vor ihren Augen Da-<lb/> hinſterbende empfand.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [169/0177]
zu würdigen verſtanden, er hatte mit einem Worte
dieſen zu niedrig angeſchlagen, wenn er ihm gleich be-
deutende geiſtige Fähigkeiten zugeſtand.
Es iſt gewiß, daß hundert andere junge Männer
blindlings in die ihnen ſo geſchickt gelegte Falle ge-
gangen und in verzehrender Leidenſchaft für die rei-
zende Marie entbrannt ſeyn würden; aber Arnolden
hatte die Natur nicht nur eine ſeltene Klugheit und
eine weit über ſein Alter hinausgehende Vorſicht, ſon-
dern auch ein Ahnungsvermögen verliehen, das ihn
vor dem Contact mit der geiſtigen Gemeinheit be-
wahrte: er fühlte ſie gleich durch, mochte ſie ſich auch
noch ſo ſorgfältig vor ihm verhüllen, und ſo mußte
Joe Smiths Plan in Bezug auf ihn nothwendig
ſcheitern, und um ſo ſicherer, da Marie nicht einmal
Klugheit oder Liſt genug beſaß, ihr Jnneres vor ei-
nem ſo ſcharfen Beobachter zu verbergen.
Am meiſten hatte aber Mariens Betragen gegen
die unglückliche Dina dazu gedient, dem jungen Manne
die Augen zu öffnen; nur ein gänzlich liebloſes Ge-
müth, ſagte er ſich, eine völlig verhärtete Seele
konnte mitleidslos im Angeſichte ſo großer Leiden blei-
ben, und ihm blieb nicht lange verborgen, daß Ma-
rie nicht die mindeſte Theilnahme, nicht das geringſte
Erbarmen gegen die gleichſam vor ihren Augen Da-
hinſterbende empfand.
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