Schoppe, Amalie: Der Prophet. Bd. 1. Jena, 1846.Dies Alles entging Arnolds Blicken nicht und -- "Nicht wahr," nahm jetzt der Prophet, ge- -- "Die allerinnigste," antwortete Arnold rasch, -- "Wie sehr theile ich dieses Gefühl mit Jhnen, Dies Alles entging Arnolds Blicken nicht und — „Nicht wahr,“ nahm jetzt der Prophet, ge- — „Die allerinnigſte,“ antwortete Arnold raſch, — „Wie ſehr theile ich dieſes Gefühl mit Jhnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0122" n="114"/> <p>Dies Alles entging Arnolds Blicken nicht und<lb/> Joe Smith bemerkte recht gut, welches Jntereſſe jener<lb/> an der armen Kranken nahm. Der erſtere athmete<lb/> erſt frei auf, als Dina, nachdem ſie den Nachtiſch<lb/> des überaus ſplendiden Mahls aufgetragen, ſich gänz-<lb/> lich aus dem Zimmer zurückgezogen hatte.</p><lb/> <p>— „Nicht wahr,“ nahm jetzt der Prophet, ge-<lb/> gen ſeinen Gaſt gewendet, mit mitleidigem Tone das<lb/> Wort, „nicht wahr, der Zuſtand der Armen, die<lb/> uns ſoeben verlaſſen hat, flößt auch Jhnen eine leb-<lb/> hafte Theilnahme ein?“</p><lb/> <p>— „Die allerinnigſte,“ antwortete Arnold raſch,<lb/> „und ich geſtehe, daß es mir faſt peinlich iſt, dieſe<lb/> dem Grabe bereits Verfallene noch Dienſte leiſten und<lb/> ſich ſo abmühen zu ſehen. Mich dünkt, ſie ſollte ſich<lb/> in ihrem Kämmerlein einſchließen, zu Gott beten und<lb/> ſich auf den großen Schritt vorbereiten, den ſie in<lb/> Kurzem thun wird, aber nicht mehr thätig in das<lb/> Leben eingreifen, das nichts mehr von ihr wiſſen will.<lb/> Die Wirkſamkeit der Sterbenden hat von jeher etwas<lb/> Grauſenhaftes für mich gehabt und dieſes unheimliche<lb/> Gefühl ergriff mich auch beim Anblick der regen Ge-<lb/> ſchäftigkeit dieſer Unglücklichen.“</p><lb/> <p>— „Wie ſehr theile ich dieſes Gefühl mit Jhnen,<lb/> mein junger Freund,“ nahm Joe Smith mit gerühr-<lb/> ter Stimme das Wort, „und was würde ich nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0122]
Dies Alles entging Arnolds Blicken nicht und
Joe Smith bemerkte recht gut, welches Jntereſſe jener
an der armen Kranken nahm. Der erſtere athmete
erſt frei auf, als Dina, nachdem ſie den Nachtiſch
des überaus ſplendiden Mahls aufgetragen, ſich gänz-
lich aus dem Zimmer zurückgezogen hatte.
— „Nicht wahr,“ nahm jetzt der Prophet, ge-
gen ſeinen Gaſt gewendet, mit mitleidigem Tone das
Wort, „nicht wahr, der Zuſtand der Armen, die
uns ſoeben verlaſſen hat, flößt auch Jhnen eine leb-
hafte Theilnahme ein?“
— „Die allerinnigſte,“ antwortete Arnold raſch,
„und ich geſtehe, daß es mir faſt peinlich iſt, dieſe
dem Grabe bereits Verfallene noch Dienſte leiſten und
ſich ſo abmühen zu ſehen. Mich dünkt, ſie ſollte ſich
in ihrem Kämmerlein einſchließen, zu Gott beten und
ſich auf den großen Schritt vorbereiten, den ſie in
Kurzem thun wird, aber nicht mehr thätig in das
Leben eingreifen, das nichts mehr von ihr wiſſen will.
Die Wirkſamkeit der Sterbenden hat von jeher etwas
Grauſenhaftes für mich gehabt und dieſes unheimliche
Gefühl ergriff mich auch beim Anblick der regen Ge-
ſchäftigkeit dieſer Unglücklichen.“
— „Wie ſehr theile ich dieſes Gefühl mit Jhnen,
mein junger Freund,“ nahm Joe Smith mit gerühr-
ter Stimme das Wort, „und was würde ich nicht
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