väter sonst immer so viel möglich zu vermeiden pflegten. Und so wurde er bald berühmt, fand überall Bewunderer und Anhänger.
Mabuse lebte eine Zeitlang in Utrecht, im Dienste des dortigen Bischofs, Philipp von Bur- gund, und malte viel und fleißig; aber er versank zugleich auch immer tiefer in Ausschweifungen, zu welchen die schlechteste Gesellschaft, die er sich vor- zugsweise erwählte, ihn nur verleiten konnte. Die Staffelei und der Aufenthalt in Schenken bei wilden lärmenden Gelagen, theilten sich in seiner Zeit, und es ist schwer zu begreifen, wie er bei dieser Lebens- weise den klaren Blick und die feste Sicherheit der Hand sich erhalten konnte, oder wie es ihm möglich war, so viel Fleiß auf die höchste Vollendung seiner Gemälde zu verwenden.
Von Utrecht zog Mabuse nach Middelburg, wahrscheinlich auf Verlangen des Abts Maximilian von Burgund, der damals dort lebte und im Jahr 1524 starb. Dieser trug ihm ein großes Altarge- mälde für die Kirche seiner Abtei auf, ein Werk von gewaltigem Umfange, mit zwei Flügelthüren,
väter ſonſt immer ſo viel möglich zu vermeiden pflegten. Und ſo wurde er bald berühmt, fand überall Bewunderer und Anhänger.
Mabuſe lebte eine Zeitlang in Utrecht, im Dienſte des dortigen Biſchofs, Philipp von Bur- gund, und malte viel und fleißig; aber er verſank zugleich auch immer tiefer in Ausſchweifungen, zu welchen die ſchlechteſte Geſellſchaft, die er ſich vor- zugsweiſe erwählte, ihn nur verleiten konnte. Die Staffelei und der Aufenthalt in Schenken bei wilden lärmenden Gelagen, theilten ſich in ſeiner Zeit, und es iſt ſchwer zu begreifen, wie er bei dieſer Lebens- weiſe den klaren Blick und die feſte Sicherheit der Hand ſich erhalten konnte, oder wie es ihm möglich war, ſo viel Fleiß auf die höchſte Vollendung ſeiner Gemälde zu verwenden.
Von Utrecht zog Mabuſe nach Middelburg, wahrſcheinlich auf Verlangen des Abts Maximilian von Burgund, der damals dort lebte und im Jahr 1524 ſtarb. Dieſer trug ihm ein großes Altarge- mälde für die Kirche ſeiner Abtei auf, ein Werk von gewaltigem Umfange, mit zwei Flügelthüren,
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väter ſonſt immer ſo viel möglich zu vermeiden
pflegten. Und ſo wurde er bald berühmt, fand
überall Bewunderer und Anhänger.
Mabuſe lebte eine Zeitlang in Utrecht, im
Dienſte des dortigen Biſchofs, Philipp von Bur-
gund, und malte viel und fleißig; aber er verſank
zugleich auch immer tiefer in Ausſchweifungen, zu
welchen die ſchlechteſte Geſellſchaft, die er ſich vor-
zugsweiſe erwählte, ihn nur verleiten konnte. Die
Staffelei und der Aufenthalt in Schenken bei wilden
lärmenden Gelagen, theilten ſich in ſeiner Zeit, und
es iſt ſchwer zu begreifen, wie er bei dieſer Lebens-
weiſe den klaren Blick und die feſte Sicherheit der
Hand ſich erhalten konnte, oder wie es ihm möglich
war, ſo viel Fleiß auf die höchſte Vollendung ſeiner
Gemälde zu verwenden.
Von Utrecht zog Mabuſe nach Middelburg,
wahrſcheinlich auf Verlangen des Abts Maximilian
von Burgund, der damals dort lebte und im Jahr
1524 ſtarb. Dieſer trug ihm ein großes Altarge-
mälde für die Kirche ſeiner Abtei auf, ein Werk
von gewaltigem Umfange, mit zwei Flügelthüren,
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/37>, abgerufen am 29.07.2024.
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