paarweise ihm folgen, man sah die Arche auf den Wellen treiben, den Raben und die Tauben aus- fliegen; ein großes mit Ertrinkenden über und über bemaltes Tuch wurde dabei an Stricken queer über das Theater gezogen, und stellte den Untergang der Gottlosen so anschaulich dar, daß viele der Zu- schauer bei dem Anblick in Thränen zerflossen, und sich vor Jammer und Rührung nicht zu lassen wußten. Kurz die ganze Darstellung ging so vor- trefflich, daß der jüngere Cornelis von Mander, der sonst mit dem Treiben seines Bruders Karl wenig zufrieden war, und es lieber gesehen hätte, wenn ihm dieser bei seinem Leinwand-Handel ge- holfen hätte, sich dennoch von ihm bereden ließ, die Kosten des Schauspiels zu bezahlen. Dafür aber erklärte ihn auch die Mutter für einen noch größern Narren als Karl, weil dieser ohne sein Geld solche Possen nicht hätte ausführen können.
Diesem Schauspiele folgten noch viele andere, die Karl von Mander alle selbst dichtete; Ne- bukadnezars Geschichte, Salomos Urtheil und der- gleichen, lieferten ihm die Motive dazu. Das
paarweiſe ihm folgen, man ſah die Arche auf den Wellen treiben, den Raben und die Tauben aus- fliegen; ein großes mit Ertrinkenden über und über bemaltes Tuch wurde dabei an Stricken queer über das Theater gezogen, und ſtellte den Untergang der Gottloſen ſo anſchaulich dar, daß viele der Zu- ſchauer bei dem Anblick in Thränen zerfloſſen, und ſich vor Jammer und Rührung nicht zu laſſen wußten. Kurz die ganze Darſtellung ging ſo vor- trefflich, daß der jüngere Cornelis von Mander, der ſonſt mit dem Treiben ſeines Bruders Karl wenig zufrieden war, und es lieber geſehen hätte, wenn ihm dieſer bei ſeinem Leinwand-Handel ge- holfen hätte, ſich dennoch von ihm bereden ließ, die Koſten des Schauſpiels zu bezahlen. Dafür aber erklärte ihn auch die Mutter für einen noch größern Narren als Karl, weil dieſer ohne ſein Geld ſolche Poſſen nicht hätte ausführen können.
Dieſem Schauſpiele folgten noch viele andere, die Karl von Mander alle ſelbſt dichtete; Ne- bukadnezars Geſchichte, Salomos Urtheil und der- gleichen, lieferten ihm die Motive dazu. Das
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paarweiſe ihm folgen, man ſah die Arche auf den
Wellen treiben, den Raben und die Tauben aus-
fliegen; ein großes mit Ertrinkenden über und über
bemaltes Tuch wurde dabei an Stricken queer über
das Theater gezogen, und ſtellte den Untergang
der Gottloſen ſo anſchaulich dar, daß viele der Zu-
ſchauer bei dem Anblick in Thränen zerfloſſen, und
ſich vor Jammer und Rührung nicht zu laſſen
wußten. Kurz die ganze Darſtellung ging ſo vor-
trefflich, daß der jüngere Cornelis von Mander,
der ſonſt mit dem Treiben ſeines Bruders Karl
wenig zufrieden war, und es lieber geſehen hätte,
wenn ihm dieſer bei ſeinem Leinwand-Handel ge-
holfen hätte, ſich dennoch von ihm bereden ließ,
die Koſten des Schauſpiels zu bezahlen. Dafür
aber erklärte ihn auch die Mutter für einen noch
größern Narren als Karl, weil dieſer ohne ſein
Geld ſolche Poſſen nicht hätte ausführen können.
Dieſem Schauſpiele folgten noch viele andere,
die Karl von Mander alle ſelbſt dichtete; Ne-
bukadnezars Geſchichte, Salomos Urtheil und der-
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/194>, abgerufen am 16.02.2025.
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