richts von seiner Hand, an welcher besonders die Zeichnung und Karnation der vielen nackten Figuren bewundert wurden. Ein sehr schönes Marienbild, ein Kniestück, auf welchem das Kind eine Traube mit einer von dieser herabhängenden Weinranke in der Hand hält, und dessen Drapperie besonders gepriesen wird, kaufte späterhin der kunstliebende Kaiser Rudolph, und lies es nach Prag bringen. Ein anderes sehr bewundertes Gemälde stellte die Kinder Jsrael vor, wie sie das goldne Kalb verehren, und bei Lustgelagen und Banketten des Herrn und seiner Gebote vergessen. Und so gingen in ununterbroch- ner Reihe mehrere treffliche Arbeiten in Öl und in Wasserfarben aus der Werkstatt des fleißigen Mei- sters hervor. Auch auf Glas malte er mit hohem Gelingen; unter andern wie die Töchter Jsraels dem König David tanzend entgegen ziehn. Doch weder in seinen Gemälden noch in seinen andern Arbeiten beschränkte er sich einzig auf geistliche Dar- stellungen, er wählte oft und gern auch andere, mitunter sogar humoristische Gegenstände; wie zum Beispiel zu dem kleinen, von Vasari gepriesenen
richts von ſeiner Hand, an welcher beſonders die Zeichnung und Karnation der vielen nackten Figuren bewundert wurden. Ein ſehr ſchönes Marienbild, ein Knieſtück, auf welchem das Kind eine Traube mit einer von dieſer herabhängenden Weinranke in der Hand hält, und deſſen Drapperie beſonders geprieſen wird, kaufte ſpäterhin der kunſtliebende Kaiſer Rudolph, und lies es nach Prag bringen. Ein anderes ſehr bewundertes Gemälde ſtellte die Kinder Jſrael vor, wie ſie das goldne Kalb verehren, und bei Luſtgelagen und Banketten des Herrn und ſeiner Gebote vergeſſen. Und ſo gingen in ununterbroch- ner Reihe mehrere treffliche Arbeiten in Öl und in Waſſerfarben aus der Werkſtatt des fleißigen Mei- ſters hervor. Auch auf Glas malte er mit hohem Gelingen; unter andern wie die Töchter Jſraels dem König David tanzend entgegen ziehn. Doch weder in ſeinen Gemälden noch in ſeinen andern Arbeiten beſchränkte er ſich einzig auf geiſtliche Dar- ſtellungen, er wählte oft und gern auch andere, mitunter ſogar humoriſtiſche Gegenſtände; wie zum Beiſpiel zu dem kleinen, von Vaſari geprieſenen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0018"n="8"/>
richts von ſeiner Hand, an welcher beſonders die<lb/>
Zeichnung und Karnation der vielen nackten Figuren<lb/>
bewundert wurden. Ein ſehr ſchönes Marienbild,<lb/>
ein Knieſtück, auf welchem das Kind eine Traube<lb/>
mit einer von dieſer herabhängenden Weinranke in<lb/>
der Hand hält, und deſſen Drapperie beſonders<lb/>
geprieſen wird, kaufte ſpäterhin der kunſtliebende<lb/>
Kaiſer Rudolph, und lies es nach Prag bringen. Ein<lb/>
anderes ſehr bewundertes Gemälde ſtellte die Kinder<lb/>
Jſrael vor, wie ſie das goldne Kalb verehren, und<lb/>
bei Luſtgelagen und Banketten des Herrn und ſeiner<lb/>
Gebote vergeſſen. Und ſo gingen in ununterbroch-<lb/>
ner Reihe mehrere treffliche Arbeiten in Öl und in<lb/>
Waſſerfarben aus der Werkſtatt des fleißigen Mei-<lb/>ſters hervor. Auch auf Glas malte er mit hohem<lb/>
Gelingen; unter andern wie die Töchter Jſraels<lb/>
dem König David tanzend entgegen ziehn. Doch<lb/>
weder in ſeinen Gemälden noch in ſeinen andern<lb/>
Arbeiten beſchränkte er ſich einzig auf geiſtliche Dar-<lb/>ſtellungen, er wählte oft und gern auch andere,<lb/>
mitunter ſogar humoriſtiſche Gegenſtände; wie zum<lb/>
Beiſpiel zu dem kleinen, von Vaſari geprieſenen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[8/0018]
richts von ſeiner Hand, an welcher beſonders die
Zeichnung und Karnation der vielen nackten Figuren
bewundert wurden. Ein ſehr ſchönes Marienbild,
ein Knieſtück, auf welchem das Kind eine Traube
mit einer von dieſer herabhängenden Weinranke in
der Hand hält, und deſſen Drapperie beſonders
geprieſen wird, kaufte ſpäterhin der kunſtliebende
Kaiſer Rudolph, und lies es nach Prag bringen. Ein
anderes ſehr bewundertes Gemälde ſtellte die Kinder
Jſrael vor, wie ſie das goldne Kalb verehren, und
bei Luſtgelagen und Banketten des Herrn und ſeiner
Gebote vergeſſen. Und ſo gingen in ununterbroch-
ner Reihe mehrere treffliche Arbeiten in Öl und in
Waſſerfarben aus der Werkſtatt des fleißigen Mei-
ſters hervor. Auch auf Glas malte er mit hohem
Gelingen; unter andern wie die Töchter Jſraels
dem König David tanzend entgegen ziehn. Doch
weder in ſeinen Gemälden noch in ſeinen andern
Arbeiten beſchränkte er ſich einzig auf geiſtliche Dar-
ſtellungen, er wählte oft und gern auch andere,
mitunter ſogar humoriſtiſche Gegenſtände; wie zum
Beiſpiel zu dem kleinen, von Vaſari geprieſenen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/18>, abgerufen am 06.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.