Jahre alt, seine Frau todt, er kinderlos und frei, daher dachte er jetzt mit Recht ernstlich daran, sein Haus zu bestellen.
Mit jener Art Prachtliebe, die man so oft bei sonst geizigen Naturen antrifft, ließ er vor allen Dingen auf dem Kirchhofe des Dorfes Hemskerk seinem Vater, dem alten Bauer, der ihn mit dem Knittel der Kunst zugetrieben hatte, ein prächtiges Monument setzen, und bestimmte in seinem Testa- mente die Zinsen eines nicht unbedeutenden Kapitals zu dessen Erhaltung auf ewige Zeiten. Das Brust- bild des alten Jakob Willems van Veen war darauf an einer steinernen Pyramide im Medaillon ange- bracht; auch fehlte es nicht an Todtenköpfen, weinen- den Genien mit umgekehrten Fackeln, deutschen und lateinischen Jnschriften, und einem großen schönen Wappen mit Adlern, Löwen, und auf die Kunst Bezug habenden Sinnbildern. Die Zinsen eines andern Kapitals bestimmte Hemskerk zur Aus- stattung einiger jungen liebenden Paare, die noch zu Karl von Manders Zeiten, so wie jener es in seinem Testamente verordnet hatte, auf dessen
II. Bd. 11
Jahre alt, ſeine Frau todt, er kinderlos und frei, daher dachte er jetzt mit Recht ernſtlich daran, ſein Haus zu beſtellen.
Mit jener Art Prachtliebe, die man ſo oft bei ſonſt geizigen Naturen antrifft, ließ er vor allen Dingen auf dem Kirchhofe des Dorfes Hemskerk ſeinem Vater, dem alten Bauer, der ihn mit dem Knittel der Kunſt zugetrieben hatte, ein prächtiges Monument ſetzen, und beſtimmte in ſeinem Teſta- mente die Zinſen eines nicht unbedeutenden Kapitals zu deſſen Erhaltung auf ewige Zeiten. Das Bruſt- bild des alten Jakob Willems van Veen war darauf an einer ſteinernen Pyramide im Medaillon ange- bracht; auch fehlte es nicht an Todtenköpfen, weinen- den Genien mit umgekehrten Fackeln, deutſchen und lateiniſchen Jnſchriften, und einem großen ſchönen Wappen mit Adlern, Löwen, und auf die Kunſt Bezug habenden Sinnbildern. Die Zinſen eines andern Kapitals beſtimmte Hemskerk zur Aus- ſtattung einiger jungen liebenden Paare, die noch zu Karl von Manders Zeiten, ſo wie jener es in ſeinem Teſtamente verordnet hatte, auf deſſen
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Jahre alt, ſeine Frau todt, er kinderlos und frei,
daher dachte er jetzt mit Recht ernſtlich daran, ſein
Haus zu beſtellen.
Mit jener Art Prachtliebe, die man ſo oft
bei ſonſt geizigen Naturen antrifft, ließ er vor allen
Dingen auf dem Kirchhofe des Dorfes Hemskerk
ſeinem Vater, dem alten Bauer, der ihn mit dem
Knittel der Kunſt zugetrieben hatte, ein prächtiges
Monument ſetzen, und beſtimmte in ſeinem Teſta-
mente die Zinſen eines nicht unbedeutenden Kapitals
zu deſſen Erhaltung auf ewige Zeiten. Das Bruſt-
bild des alten Jakob Willems van Veen war darauf
an einer ſteinernen Pyramide im Medaillon ange-
bracht; auch fehlte es nicht an Todtenköpfen, weinen-
den Genien mit umgekehrten Fackeln, deutſchen
und lateiniſchen Jnſchriften, und einem großen
ſchönen Wappen mit Adlern, Löwen, und auf die
Kunſt Bezug habenden Sinnbildern. Die Zinſen
eines andern Kapitals beſtimmte Hemskerk zur Aus-
ſtattung einiger jungen liebenden Paare, die noch
zu Karl von Manders Zeiten, ſo wie jener es in
ſeinem Teſtamente verordnet hatte, auf deſſen
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/169>, abgerufen am 29.07.2024.
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