ihm bei der Erziehung seiner Söhne Beistand leistete. Dieser war eigentlich ein Goldschmid, doch hat er vieles in Kupfer gestochen und in Holz geschnitten, und zwar so vortrefflich, daß seine Arbeiten mit denen seines berühmten Neffen späterhin zuweilen verwechselt wurden, unter andern ein großes Alpha- bet mit Holzschnitten, welche einzelne Scenen aus der biblischen Geschichte darstellen.
Ob Hans Holbein, außer seinem Vater und seinem Oheim noch einen andern Lehrer in der Kunst gehabt habe, ist unbekannt; man weiß nur, daß er nie zu seiner ferneren Bildung Jtalien, oder überhaupt das Ausland besuchte, sondern diese einzig seinem Genius verdankte, und dem Orte, an welchem er seine Jugend verlebte.
Jm Knabenalter schon erwarb der junge Hol- bein durch Fleiß, Talent und hohes Gelingen, auf der von ihm betretnen Bahn sich allgemeine Bewun- derung. Wie sehr er diese verdiente, zeigen die von ihm im Jahr 1512, wo er vierzehn Jahre alt war, nach dem Leben gezeichneten Bildnisse seines Vaters und seines Oheims, welche Sandrart, der
ihm bei der Erziehung ſeiner Söhne Beiſtand leiſtete. Dieſer war eigentlich ein Goldſchmid, doch hat er vieles in Kupfer geſtochen und in Holz geſchnitten, und zwar ſo vortrefflich, daß ſeine Arbeiten mit denen ſeines berühmten Neffen ſpäterhin zuweilen verwechſelt wurden, unter andern ein großes Alpha- bet mit Holzſchnitten, welche einzelne Scenen aus der bibliſchen Geſchichte darſtellen.
Ob Hans Holbein, außer ſeinem Vater und ſeinem Oheim noch einen andern Lehrer in der Kunſt gehabt habe, iſt unbekannt; man weiß nur, daß er nie zu ſeiner ferneren Bildung Jtalien, oder überhaupt das Ausland beſuchte, ſondern dieſe einzig ſeinem Genius verdankte, und dem Orte, an welchem er ſeine Jugend verlebte.
Jm Knabenalter ſchon erwarb der junge Hol- bein durch Fleiß, Talent und hohes Gelingen, auf der von ihm betretnen Bahn ſich allgemeine Bewun- derung. Wie ſehr er dieſe verdiente, zeigen die von ihm im Jahr 1512, wo er vierzehn Jahre alt war, nach dem Leben gezeichneten Bildniſſe ſeines Vaters und ſeines Oheims, welche Sandrart, der
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ihm bei der Erziehung ſeiner Söhne Beiſtand leiſtete.
Dieſer war eigentlich ein Goldſchmid, doch hat er
vieles in Kupfer geſtochen und in Holz geſchnitten,
und zwar ſo vortrefflich, daß ſeine Arbeiten mit
denen ſeines berühmten Neffen ſpäterhin zuweilen
verwechſelt wurden, unter andern ein großes Alpha-
bet mit Holzſchnitten, welche einzelne Scenen aus
der bibliſchen Geſchichte darſtellen.
Ob Hans Holbein, außer ſeinem Vater und
ſeinem Oheim noch einen andern Lehrer in der Kunſt
gehabt habe, iſt unbekannt; man weiß nur, daß
er nie zu ſeiner ferneren Bildung Jtalien, oder
überhaupt das Ausland beſuchte, ſondern dieſe
einzig ſeinem Genius verdankte, und dem Orte,
an welchem er ſeine Jugend verlebte.
Jm Knabenalter ſchon erwarb der junge Hol-
bein durch Fleiß, Talent und hohes Gelingen, auf
der von ihm betretnen Bahn ſich allgemeine Bewun-
derung. Wie ſehr er dieſe verdiente, zeigen die
von ihm im Jahr 1512, wo er vierzehn Jahre alt
war, nach dem Leben gezeichneten Bildniſſe ſeines
Vaters und ſeines Oheims, welche Sandrart, der
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1822, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck02_1822/101>, abgerufen am 16.02.2025.
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