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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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diese aufzufinden. Tausendfältige Versuche, die
mühsamsten Untersuchungen der verschiednen Farben-
stoffe, ihrer Zusammensetzung, ihrer Bereitung,
beschäftigten ihn lange zu diesem Zweck, ehe er
glaubte am Ziel zu seyn.

Endlich erfand er einen größtentheils aus
öligen Substanzen zusammengesetzten Firniß, mit
welchem er die mit Leimwasser oder Eiweiß gemalten
Bilder ganz zulezt überzog; die größere Dauer-
haftigkeit, die erhöhte Frische der Farben, der
Glanz, den diese neue Erfindung seinen Gemälden
mittheilte, erwarb ihnen noch größern Beifall, und
der Ruhm des Johann van Eyck breitete sich immer
weiter aus.

Ein herrliches Bild war fertig geworden, Jo-
hannes hatte viel Zeit, viel Mühe und Fleiß
daran verwendet. Mit jener unnennbaren Künst-
lerfreude an einem vollendeten wohlgelungnen Werke
betrachtete er es, während er es nach der von ihm
neu erfundnen Weise mit Firniß überzog, und stellte
es dann hinaus an die Sonne zum Trocknen, wie
er gewohnt war zu thun. Doch vielleicht brannten


dieſe aufzufinden. Tauſendfältige Verſuche, die
mühſamſten Unterſuchungen der verſchiednen Farben-
ſtoffe, ihrer Zuſammenſetzung, ihrer Bereitung,
beſchäftigten ihn lange zu dieſem Zweck, ehe er
glaubte am Ziel zu ſeyn.

Endlich erfand er einen größtentheils aus
öligen Subſtanzen zuſammengeſetzten Firniß, mit
welchem er die mit Leimwaſſer oder Eiweiß gemalten
Bilder ganz zulezt überzog; die größere Dauer-
haftigkeit, die erhöhte Friſche der Farben, der
Glanz, den dieſe neue Erfindung ſeinen Gemälden
mittheilte, erwarb ihnen noch größern Beifall, und
der Ruhm des Johann van Eyck breitete ſich immer
weiter aus.

Ein herrliches Bild war fertig geworden, Jo-
hannes hatte viel Zeit, viel Mühe und Fleiß
daran verwendet. Mit jener unnennbaren Künſt-
lerfreude an einem vollendeten wohlgelungnen Werke
betrachtete er es, während er es nach der von ihm
neu erfundnen Weiſe mit Firniß überzog, und ſtellte
es dann hinaus an die Sonne zum Trocknen, wie
er gewohnt war zu thun. Doch vielleicht brannten

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[45/0057] dieſe aufzufinden. Tauſendfältige Verſuche, die mühſamſten Unterſuchungen der verſchiednen Farben- ſtoffe, ihrer Zuſammenſetzung, ihrer Bereitung, beſchäftigten ihn lange zu dieſem Zweck, ehe er glaubte am Ziel zu ſeyn. Endlich erfand er einen größtentheils aus öligen Subſtanzen zuſammengeſetzten Firniß, mit welchem er die mit Leimwaſſer oder Eiweiß gemalten Bilder ganz zulezt überzog; die größere Dauer- haftigkeit, die erhöhte Friſche der Farben, der Glanz, den dieſe neue Erfindung ſeinen Gemälden mittheilte, erwarb ihnen noch größern Beifall, und der Ruhm des Johann van Eyck breitete ſich immer weiter aus. Ein herrliches Bild war fertig geworden, Jo- hannes hatte viel Zeit, viel Mühe und Fleiß daran verwendet. Mit jener unnennbaren Künſt- lerfreude an einem vollendeten wohlgelungnen Werke betrachtete er es, während er es nach der von ihm neu erfundnen Weiſe mit Firniß überzog, und ſtellte es dann hinaus an die Sonne zum Trocknen, wie er gewohnt war zu thun. Doch vielleicht brannten

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/57>, abgerufen am 24.11.2024.