Mantel, verhüllen sie fast matronenartig; das schöne edle Gesicht trägt den Ausdruck der Beschei- denheit und des Bewußtseyns hoher Mutterwürde. Etwas mehr zurück steht Joseph ihr zur Seite, eine brennende Kerze in der Hand. Einige andere Personen reihen sich um den Altar her; ganz vorne, neben der heiligen Jungfrau, steht schlank und schön ein sehr junges Mädchen, das Körbchen mit den Tauben in der Hand; eine von jenen Ge- stalten, die man, einmal gesehen, nie wieder ver- gißt. Sie trägt ein grünes, den Körper bis an die Hüften enge umschließendes, unten in weite Falten sich ausbreitendes Gewand, mit langen engen Ärmeln; die blonden zierlichen Zöpfe be- rühren fast den Boden, sie hängen unter einem ganz durchsichtig feinen Schleier hervor, der, zier- lich um das schöne Haupt gewunden, einen sehr reizenden Kopfpuz bildet. Ganz unbekannt mit dem ernsteren Gange des Lebens, welcher auf der jungen Mutter schon schwer zu lasten beginnt, schaut das liebliche Kind zum Bilde heraus, dem Zuschauer ins Gesicht, und nimmt mit dem naivsten Ausdruck
Mantel, verhüllen ſie faſt matronenartig; das ſchöne edle Geſicht trägt den Ausdruck der Beſchei- denheit und des Bewußtſeyns hoher Mutterwürde. Etwas mehr zurück ſteht Joſeph ihr zur Seite, eine brennende Kerze in der Hand. Einige andere Perſonen reihen ſich um den Altar her; ganz vorne, neben der heiligen Jungfrau, ſteht ſchlank und ſchön ein ſehr junges Mädchen, das Körbchen mit den Tauben in der Hand; eine von jenen Ge- ſtalten, die man, einmal geſehen, nie wieder ver- gißt. Sie trägt ein grünes, den Körper bis an die Hüften enge umſchließendes, unten in weite Falten ſich ausbreitendes Gewand, mit langen engen Ärmeln; die blonden zierlichen Zöpfe be- rühren faſt den Boden, ſie hängen unter einem ganz durchſichtig feinen Schleier hervor, der, zier- lich um das ſchöne Haupt gewunden, einen ſehr reizenden Kopfpuz bildet. Ganz unbekannt mit dem ernſteren Gange des Lebens, welcher auf der jungen Mutter ſchon ſchwer zu laſten beginnt, ſchaut das liebliche Kind zum Bilde heraus, dem Zuſchauer ins Geſicht, und nimmt mit dem naivſten Ausdruck
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Mantel, verhüllen ſie faſt matronenartig; das
ſchöne edle Geſicht trägt den Ausdruck der Beſchei-
denheit und des Bewußtſeyns hoher Mutterwürde.
Etwas mehr zurück ſteht Joſeph ihr zur Seite, eine
brennende Kerze in der Hand. Einige andere
Perſonen reihen ſich um den Altar her; ganz vorne,
neben der heiligen Jungfrau, ſteht ſchlank und
ſchön ein ſehr junges Mädchen, das Körbchen
mit den Tauben in der Hand; eine von jenen Ge-
ſtalten, die man, einmal geſehen, nie wieder ver-
gißt. Sie trägt ein grünes, den Körper bis an
die Hüften enge umſchließendes, unten in weite
Falten ſich ausbreitendes Gewand, mit langen
engen Ärmeln; die blonden zierlichen Zöpfe be-
rühren faſt den Boden, ſie hängen unter einem
ganz durchſichtig feinen Schleier hervor, der, zier-
lich um das ſchöne Haupt gewunden, einen ſehr
reizenden Kopfpuz bildet. Ganz unbekannt mit
dem ernſteren Gange des Lebens, welcher auf der
jungen Mutter ſchon ſchwer zu laſten beginnt, ſchaut
das liebliche Kind zum Bilde heraus, dem Zuſchauer
ins Geſicht, und nimmt mit dem naivſten Ausdruck
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/53>, abgerufen am 25.11.2024.
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