Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


Name Wilhelms von Köln schimmert hell und be-
deutsam hervor, und auch nur dieser, ohne be-
stimmtere Kunde seines Lebens auf Erden.

Wer die Eltern Huberts und Johannes van
Eyck waren, davon findet sich ebenfalls keine Spur;
vielleicht, ja wahrscheinlich sogar, ist schon ihr
Vater ein Maler gewesen; Geist, Talent, reges
Gefühl für das Hohe und Schöne waren wenigstens
gewiß in ihrem Vaterhause einheimisch, vielleicht
als herrliches, durch eine Reihe längst vergessner
Vorfahren auf dasselbe herabgekommnes Erbtheil.
Denn zwischen beiden Brüdern stand auch noch eine
kunstbegabte Schwester, als glückliche, zu ihrer
Zeit weit und breit im Lande gepriesene und be-
rühmte Malerin. Diese hieß Margareth, und
Karl von Mander, der Gründer altdeutscher Kunst-
geschichte, nennt sie in seiner Biographie der nie-
derländischen und hochdeutschen Künstler, eine gei-
stige Minerva, welche alle Heirathsanträge von
sich wies, um als freie Jungfrau einzig und allein
der Kunst zu leben, durch welche sie sich allgemeine
Verehrung und Bewunderung erwarb.

2 *


Name Wilhelms von Köln ſchimmert hell und be-
deutſam hervor, und auch nur dieſer, ohne be-
ſtimmtere Kunde ſeines Lebens auf Erden.

Wer die Eltern Huberts und Johannes van
Eyck waren, davon findet ſich ebenfalls keine Spur;
vielleicht, ja wahrſcheinlich ſogar, iſt ſchon ihr
Vater ein Maler geweſen; Geiſt, Talent, reges
Gefühl für das Hohe und Schöne waren wenigſtens
gewiß in ihrem Vaterhauſe einheimiſch, vielleicht
als herrliches, durch eine Reihe längſt vergeſſner
Vorfahren auf dasſelbe herabgekommnes Erbtheil.
Denn zwiſchen beiden Brüdern ſtand auch noch eine
kunſtbegabte Schweſter, als glückliche, zu ihrer
Zeit weit und breit im Lande geprieſene und be-
rühmte Malerin. Dieſe hieß Margareth, und
Karl von Mander, der Gründer altdeutſcher Kunſt-
geſchichte, nennt ſie in ſeiner Biographie der nie-
derländiſchen und hochdeutſchen Künſtler, eine gei-
ſtige Minerva, welche alle Heirathsanträge von
ſich wies, um als freie Jungfrau einzig und allein
der Kunſt zu leben, durch welche ſie ſich allgemeine
Verehrung und Bewunderung erwarb.

2 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="19"/><lb/>
Name Wilhelms von Köln &#x017F;chimmert hell und be-<lb/>
deut&#x017F;am hervor, und auch nur die&#x017F;er, ohne be-<lb/>
&#x017F;timmtere Kunde &#x017F;eines Lebens auf Erden.</p><lb/>
        <p>Wer die Eltern Huberts und Johannes van<lb/>
Eyck waren, davon findet &#x017F;ich ebenfalls keine Spur;<lb/>
vielleicht, ja wahr&#x017F;cheinlich &#x017F;ogar, i&#x017F;t &#x017F;chon ihr<lb/>
Vater ein Maler gewe&#x017F;en; Gei&#x017F;t, Talent, reges<lb/>
Gefühl für das Hohe und Schöne waren wenig&#x017F;tens<lb/>
gewiß in ihrem Vaterhau&#x017F;e einheimi&#x017F;ch, vielleicht<lb/>
als herrliches, durch eine Reihe läng&#x017F;t verge&#x017F;&#x017F;ner<lb/>
Vorfahren auf das&#x017F;elbe herabgekommnes Erbtheil.<lb/>
Denn zwi&#x017F;chen beiden Brüdern &#x017F;tand auch noch eine<lb/>
kun&#x017F;tbegabte Schwe&#x017F;ter, als glückliche, zu ihrer<lb/>
Zeit weit und breit im Lande geprie&#x017F;ene und be-<lb/>
rühmte Malerin. Die&#x017F;e hieß Margareth, und<lb/>
Karl von Mander, der Gründer altdeut&#x017F;cher Kun&#x017F;t-<lb/>
ge&#x017F;chichte, nennt &#x017F;ie in &#x017F;einer Biographie der nie-<lb/>
derländi&#x017F;chen und hochdeut&#x017F;chen Kün&#x017F;tler, eine gei-<lb/>
&#x017F;tige Minerva, welche alle Heirathsanträge von<lb/>
&#x017F;ich wies, um als freie Jungfrau einzig und allein<lb/>
der Kun&#x017F;t zu leben, durch welche &#x017F;ie &#x017F;ich allgemeine<lb/>
Verehrung und Bewunderung erwarb.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">2 *</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0031] Name Wilhelms von Köln ſchimmert hell und be- deutſam hervor, und auch nur dieſer, ohne be- ſtimmtere Kunde ſeines Lebens auf Erden. Wer die Eltern Huberts und Johannes van Eyck waren, davon findet ſich ebenfalls keine Spur; vielleicht, ja wahrſcheinlich ſogar, iſt ſchon ihr Vater ein Maler geweſen; Geiſt, Talent, reges Gefühl für das Hohe und Schöne waren wenigſtens gewiß in ihrem Vaterhauſe einheimiſch, vielleicht als herrliches, durch eine Reihe längſt vergeſſner Vorfahren auf dasſelbe herabgekommnes Erbtheil. Denn zwiſchen beiden Brüdern ſtand auch noch eine kunſtbegabte Schweſter, als glückliche, zu ihrer Zeit weit und breit im Lande geprieſene und be- rühmte Malerin. Dieſe hieß Margareth, und Karl von Mander, der Gründer altdeutſcher Kunſt- geſchichte, nennt ſie in ſeiner Biographie der nie- derländiſchen und hochdeutſchen Künſtler, eine gei- ſtige Minerva, welche alle Heirathsanträge von ſich wies, um als freie Jungfrau einzig und allein der Kunſt zu leben, durch welche ſie ſich allgemeine Verehrung und Bewunderung erwarb. 2 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/31
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/31>, abgerufen am 03.12.2024.