mehreren Zuhörern belebten Kirche. Eindringende Beredsamkeit, feste Überzeugung, und ernstes Hin- streben zum Zweck sind der Ausdruck seines edlen Gesichts und seiner zwar warmen doch gemäßig- ten Rednergeberde. Er scheint eben ein sehr ein- dringendes Argument vorgebracht zu haben, und beobachtet den Eindruck desselben auf seinen ihm rechts gegenüber stehenden Gegner. Mit dem Ausdrucke innern Kampfes, halb erfreut, halb betrübt, achtet dieser mit gespannter Aufmerksam- keit auf die Worte des Redners, während seine um ihn versammelten Angehörigen, von einer Art innerer Beklommenheit ergriffen, den Ausgang erwarten. Neben dem Ketzer hat der Maler sein eignes Bild unter den Zuhörern angebracht, an dessen Ähnlich- keit mit bekannten Abbildungen des Meisters die Besitzer zuerst dieses Gemälde für eine seiner Ar- beiten erkannten. Unter der Kanzel sitzt eine sehr schöne Frau mit ihrer kaum der Kindheit ent- wachsenen Tochter; das junge Mädchen fühlt sich mit jugendlicher Schwärmerei von der eindringenden Rede ergriffen, während die Mutter mit dem
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mehreren Zuhörern belebten Kirche. Eindringende Beredſamkeit, feſte Überzeugung, und ernſtes Hin- ſtreben zum Zweck ſind der Ausdruck ſeines edlen Geſichts und ſeiner zwar warmen doch gemäßig- ten Rednergeberde. Er ſcheint eben ein ſehr ein- dringendes Argument vorgebracht zu haben, und beobachtet den Eindruck deſſelben auf ſeinen ihm rechts gegenüber ſtehenden Gegner. Mit dem Ausdrucke innern Kampfes, halb erfreut, halb betrübt, achtet dieſer mit geſpannter Aufmerkſam- keit auf die Worte des Redners, während ſeine um ihn verſammelten Angehörigen, von einer Art innerer Beklommenheit ergriffen, den Ausgang erwarten. Neben dem Ketzer hat der Maler ſein eignes Bild unter den Zuhörern angebracht, an deſſen Ähnlich- keit mit bekannten Abbildungen des Meiſters die Beſitzer zuerſt dieſes Gemälde für eine ſeiner Ar- beiten erkannten. Unter der Kanzel ſitzt eine ſehr ſchöne Frau mit ihrer kaum der Kindheit ent- wachſenen Tochter; das junge Mädchen fühlt ſich mit jugendlicher Schwärmerei von der eindringenden Rede ergriffen, während die Mutter mit dem
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mehreren Zuhörern belebten Kirche. Eindringende
Beredſamkeit, feſte Überzeugung, und ernſtes Hin-
ſtreben zum Zweck ſind der Ausdruck ſeines edlen
Geſichts und ſeiner zwar warmen doch gemäßig-
ten Rednergeberde. Er ſcheint eben ein ſehr ein-
dringendes Argument vorgebracht zu haben, und
beobachtet den Eindruck deſſelben auf ſeinen ihm
rechts gegenüber ſtehenden Gegner. Mit dem
Ausdrucke innern Kampfes, halb erfreut, halb
betrübt, achtet dieſer mit geſpannter Aufmerkſam-
keit auf die Worte des Redners, während ſeine um
ihn verſammelten Angehörigen, von einer Art innerer
Beklommenheit ergriffen, den Ausgang erwarten.
Neben dem Ketzer hat der Maler ſein eignes Bild
unter den Zuhörern angebracht, an deſſen Ähnlich-
keit mit bekannten Abbildungen des Meiſters die
Beſitzer zuerſt dieſes Gemälde für eine ſeiner Ar-
beiten erkannten. Unter der Kanzel ſitzt eine ſehr
ſchöne Frau mit ihrer kaum der Kindheit ent-
wachſenen Tochter; das junge Mädchen fühlt ſich
mit jugendlicher Schwärmerei von der eindringenden
Rede ergriffen, während die Mutter mit dem
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/223>, abgerufen am 21.11.2024.
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