Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.
Die Miniaturmalerei, dieser jetzt so sehr ver-
Die Miniaturmalerei, dieſer jetzt ſo ſehr ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="125"/><lb/> ihm wieder nach Brügge zurück, wo er nach längſt<lb/> überſtandnen Lehrjahren, zünftig und anſäſſig<lb/> war. Wenigſtens ſpricht der Umſtand für dieſe<lb/> Vermuthung, daß Morellos anonymer Reiſende<lb/> Hemlings Arbeiten nur in Venedig und Padua<lb/> antraf, und ſonſt in keiner italieniſchen Stadt.</p><lb/> <p>Die Miniaturmalerei, dieſer jetzt ſo ſehr ver-<lb/> nachläſſigte und geſunkene Zweig der Kunſt, ſtand<lb/> damals ſo hoch, daß ſelbſt Meiſter wie Hemling ihn<lb/> nicht verſchmähen durften; der anonyme Reiſende<lb/> liefert uns einen Beweis davon in der Beſchreibung<lb/> eines koſtbaren lateiniſchen Manuſcripts, welches<lb/> noch gegenwärtig in Venedig aufbewahrt wird.<lb/> So wie wir den prunkvollen Gottesdienſt der katho-<lb/> liſchen Kirche überhaupt als den Quell der Erhal-<lb/> tung moderner Kunſt anzuſehen haben, ſo verdankte<lb/> damals beſonders die Miniaturmalerei unendlich viel<lb/> dem Luxus und der Pracht, welche in jenen Zeiten<lb/> Fürſten und vornehme Geiſtliche mit ihren Gebet-<lb/> büchern trieben. Mehrere bedeutende Meiſter<lb/> vereinten ſich gewöhnlich um einige Blätter Perga-<lb/> ment durch ihre Kunſt zu einem unſchätzbaren Kleinod<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [125/0137]
ihm wieder nach Brügge zurück, wo er nach längſt
überſtandnen Lehrjahren, zünftig und anſäſſig
war. Wenigſtens ſpricht der Umſtand für dieſe
Vermuthung, daß Morellos anonymer Reiſende
Hemlings Arbeiten nur in Venedig und Padua
antraf, und ſonſt in keiner italieniſchen Stadt.
Die Miniaturmalerei, dieſer jetzt ſo ſehr ver-
nachläſſigte und geſunkene Zweig der Kunſt, ſtand
damals ſo hoch, daß ſelbſt Meiſter wie Hemling ihn
nicht verſchmähen durften; der anonyme Reiſende
liefert uns einen Beweis davon in der Beſchreibung
eines koſtbaren lateiniſchen Manuſcripts, welches
noch gegenwärtig in Venedig aufbewahrt wird.
So wie wir den prunkvollen Gottesdienſt der katho-
liſchen Kirche überhaupt als den Quell der Erhal-
tung moderner Kunſt anzuſehen haben, ſo verdankte
damals beſonders die Miniaturmalerei unendlich viel
dem Luxus und der Pracht, welche in jenen Zeiten
Fürſten und vornehme Geiſtliche mit ihren Gebet-
büchern trieben. Mehrere bedeutende Meiſter
vereinten ſich gewöhnlich um einige Blätter Perga-
ment durch ihre Kunſt zu einem unſchätzbaren Kleinod
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