die Stufen erstiegen, und ziehen, dicht an einander gedrängt, zur Himmelspforte ein, so daß man von den mehrsten nur die tonsurirten Hinterköpfe erblickt, voran prangt einer mit der Tiare, neben dieser zeigt sich ein Kardinalshut. Vier sehr schöne Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch- tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit geistlichen Gewändern, einem der letztern wird eben die Bischoffs-Mütze aufgesetzt. Unten auf der zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild, steht die würdige Gestalt des heiligen Petrus; er hält den großen goldnen Schlüssel und reicht einem Greise die Hand, welcher die erste Stufe betritt. Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen, und ein sehr reich bekleideter Engel, unsern dem heiligen Petrus, steht, bei ihrem Empfange helfend, diesem zur Seite und winkt den Erwählten die Stufen vollends zu ersteigen.
Mit derselben Wahrheit, wie auf der linken Tafel der Jammer der höchsten Verzweiflung, ist auf dieser die Ruhe des Himmels, das freudige und doch demüthige Erstaunen beim ersten Gefühl
die Stufen erſtiegen, und ziehen, dicht an einander gedrängt, zur Himmelspforte ein, ſo daß man von den mehrſten nur die tonſurirten Hinterköpfe erblickt, voran prangt einer mit der Tiare, neben dieſer zeigt ſich ein Kardinalshut. Vier ſehr ſchöne Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch- tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit geiſtlichen Gewändern, einem der letztern wird eben die Biſchoffs-Mütze aufgeſetzt. Unten auf der zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild, ſteht die würdige Geſtalt des heiligen Petrus; er hält den großen goldnen Schlüſſel und reicht einem Greiſe die Hand, welcher die erſte Stufe betritt. Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen, und ein ſehr reich bekleideter Engel, unſern dem heiligen Petrus, ſteht, bei ihrem Empfange helfend, dieſem zur Seite und winkt den Erwählten die Stufen vollends zu erſteigen.
Mit derſelben Wahrheit, wie auf der linken Tafel der Jammer der höchſten Verzweiflung, iſt auf dieſer die Ruhe des Himmels, das freudige und doch demüthige Erſtaunen beim erſten Gefühl
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0105"n="93"/><lb/>
die Stufen erſtiegen, und ziehen, dicht an einander<lb/>
gedrängt, zur Himmelspforte ein, ſo daß man von<lb/>
den mehrſten nur die tonſurirten Hinterköpfe erblickt,<lb/>
voran prangt einer mit der Tiare, neben dieſer<lb/>
zeigt ſich ein Kardinalshut. Vier ſehr ſchöne<lb/>
Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch-<lb/>
tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit<lb/>
geiſtlichen Gewändern, einem der letztern wird eben<lb/>
die Biſchoffs-Mütze aufgeſetzt. Unten auf der<lb/>
zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild,<lb/>ſteht die würdige Geſtalt des heiligen Petrus; er<lb/>
hält den großen goldnen Schlüſſel und reicht einem<lb/>
Greiſe die Hand, welcher die erſte Stufe betritt.<lb/>
Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen,<lb/>
und ein ſehr reich bekleideter Engel, unſern dem<lb/>
heiligen Petrus, ſteht, bei ihrem Empfange helfend,<lb/>
dieſem zur Seite und winkt den Erwählten die<lb/>
Stufen vollends zu erſteigen.</p><lb/><p>Mit derſelben Wahrheit, wie auf der linken<lb/>
Tafel der Jammer der höchſten Verzweiflung, iſt<lb/>
auf dieſer die Ruhe des Himmels, das freudige<lb/>
und doch demüthige Erſtaunen beim erſten Gefühl<lb/></p></div></body></text></TEI>
[93/0105]
die Stufen erſtiegen, und ziehen, dicht an einander
gedrängt, zur Himmelspforte ein, ſo daß man von
den mehrſten nur die tonſurirten Hinterköpfe erblickt,
voran prangt einer mit der Tiare, neben dieſer
zeigt ſich ein Kardinalshut. Vier ſehr ſchöne
Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch-
tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit
geiſtlichen Gewändern, einem der letztern wird eben
die Biſchoffs-Mütze aufgeſetzt. Unten auf der
zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild,
ſteht die würdige Geſtalt des heiligen Petrus; er
hält den großen goldnen Schlüſſel und reicht einem
Greiſe die Hand, welcher die erſte Stufe betritt.
Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen,
und ein ſehr reich bekleideter Engel, unſern dem
heiligen Petrus, ſteht, bei ihrem Empfange helfend,
dieſem zur Seite und winkt den Erwählten die
Stufen vollends zu erſteigen.
Mit derſelben Wahrheit, wie auf der linken
Tafel der Jammer der höchſten Verzweiflung, iſt
auf dieſer die Ruhe des Himmels, das freudige
und doch demüthige Erſtaunen beim erſten Gefühl
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/105>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.