Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.Br setzen, und durch ihre Trompeterstückchen man-chem, der zu stolz wird, ein Runda machen. 9. Die Schildkröten sind langsam, frostig und er- starret. Sie sind gleich den Autoren, welche Hir- tengedichte schreiben. Sie haben einen großen Gefallen an Gärten. Sie haben meistens eine schöne bunte Schaale; unter dieser Schaale aber ist ein schwerer Klump. Das ist der Herr Baron v. S. Z-n-tz, D-rsch-- und viele Schäfer- dichter. 10. Das Dutzend voll zu machen, erwähne ich noch dreyerley Art von Thieren. Die Ratzen benagen den Leuten das Brodt. Verfolget man sie: so entschlüpfen sie in die Löcher; ja, sie stellen sich wi- der die Katzen zur Wehre. Sie haben krause Schwänze; und man findet unter ihnen den Ra- tzenkönig H. B. Die Herren Verleger bedienen sich ihrer, und schicken sie ihren Kunstverwandten in die Buchläden. Sie sind sonderlich schlimm auf die Franzbände, die sie, bis auf die Buchsta- ben, verzehren. 11. Die Puhue leben in den Einöden; nähren sich vom Aaße und rohem Fleische. Sie haben Eu- lenaugen und Adlerklauen. Sie sind so ver- haßt, daß, wenn sie sich greifen liessen; alle Krä- hen oder Dichter auf sie stoßen würden. Sie er- heben ihre Flügel mit einem entsetzlichen Geräusche; und klappern, wie die Störche, mit ihren krum- men Schnäbeln. Eine gewisse Art Geister, die Sehraffen, sind nur ihrer mächtig. Sie setzen sie auf den Daumen, wie die Falken: und so bald ein E 5
Br ſetzen, und durch ihre Trompeterſtuͤckchen man-chem, der zu ſtolz wird, ein Runda machen. 9. Die Schildkroͤten ſind langſam, froſtig und er- ſtarret. Sie ſind gleich den Autoren, welche Hir- tengedichte ſchreiben. Sie haben einen großen Gefallen an Gaͤrten. Sie haben meiſtens eine ſchoͤne bunte Schaale; unter dieſer Schaale aber iſt ein ſchwerer Klump. Das iſt der Herr Baron v. S. Z-n-tz, D-rſch-- und viele Schaͤfer- dichter. 10. Das Dutzend voll zu machen, erwaͤhne ich noch dreyerley Art von Thieren. Die Ratzen benagen den Leuten das Brodt. Verfolget man ſie: ſo entſchluͤpfen ſie in die Loͤcher; ja, ſie ſtellen ſich wi- der die Katzen zur Wehre. Sie haben krauſe Schwaͤnze; und man findet unter ihnen den Ra- tzenkoͤnig H. B. Die Herren Verleger bedienen ſich ihrer, und ſchicken ſie ihren Kunſtverwandten in die Buchlaͤden. Sie ſind ſonderlich ſchlimm auf die Franzbaͤnde, die ſie, bis auf die Buchſta- ben, verzehren. 11. Die Puhue leben in den Einoͤden; naͤhren ſich vom Aaße und rohem Fleiſche. Sie haben Eu- lenaugen und Adlerklauen. Sie ſind ſo ver- haßt, daß, wenn ſie ſich greifen lieſſen; alle Kraͤ- hen oder Dichter auf ſie ſtoßen wuͤrden. Sie er- heben ihre Fluͤgel mit einem entſetzlichen Geraͤuſche; und klappern, wie die Stoͤrche, mit ihren krum- men Schnaͤbeln. Eine gewiſſe Art Geiſter, die Sehraffen, ſind nur ihrer maͤchtig. Sie ſetzen ſie auf den Daumen, wie die Falken: und ſo bald ein E 5
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Br
ſetzen, und durch ihre Trompeterſtuͤckchen man-
chem, der zu ſtolz wird, ein Runda machen.
9. Die Schildkroͤten ſind langſam, froſtig und er-
ſtarret. Sie ſind gleich den Autoren, welche Hir-
tengedichte ſchreiben. Sie haben einen großen
Gefallen an Gaͤrten. Sie haben meiſtens eine
ſchoͤne bunte Schaale; unter dieſer Schaale aber iſt
ein ſchwerer Klump. Das iſt der Herr Baron
v. S. Z-n-tz, D-rſch-- und viele Schaͤfer-
dichter.
10. Das Dutzend voll zu machen, erwaͤhne ich noch
dreyerley Art von Thieren. Die Ratzen benagen
den Leuten das Brodt. Verfolget man ſie: ſo
entſchluͤpfen ſie in die Loͤcher; ja, ſie ſtellen ſich wi-
der die Katzen zur Wehre. Sie haben krauſe
Schwaͤnze; und man findet unter ihnen den Ra-
tzenkoͤnig H. B. Die Herren Verleger bedienen
ſich ihrer, und ſchicken ſie ihren Kunſtverwandten
in die Buchlaͤden. Sie ſind ſonderlich ſchlimm
auf die Franzbaͤnde, die ſie, bis auf die Buchſta-
ben, verzehren.
11. Die Puhue leben in den Einoͤden; naͤhren ſich
vom Aaße und rohem Fleiſche. Sie haben Eu-
lenaugen und Adlerklauen. Sie ſind ſo ver-
haßt, daß, wenn ſie ſich greifen lieſſen; alle Kraͤ-
hen oder Dichter auf ſie ſtoßen wuͤrden. Sie er-
heben ihre Fluͤgel mit einem entſetzlichen Geraͤuſche;
und klappern, wie die Stoͤrche, mit ihren krum-
men Schnaͤbeln. Eine gewiſſe Art Geiſter, die
Sehraffen, ſind nur ihrer maͤchtig. Sie ſetzen
ſie auf den Daumen, wie die Falken: und ſo bald
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Zitationshilfe: | Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/99>, abgerufen am 16.07.2024. |