Wir schlugen nach; wir glaubten, sie sollten wegbleiben; aber siehe! wir irrten uns, und sie sollten eingeschaltet werden. Da siehet man, daß man mit den deutlichsten Worten oft undeutlich werden kann. Wörter sind Zeichen der Gedan- ken; das ist wahr! Wenn aber meine Gedanken nun anarchisch sind: können wohl ihre Zeichen diese Anarchie verläugnen? Z. E. Wenn ich sagte: Bodmern ist die gesunde Vernunft in der Dicht- kunst weggefallen: würde das nicht durch halb Deutschland heißen, sie sehlet ihm? Jn der Schweiz hingegen: sie ist ihm einzuschalten. So wahr beydes in einem gewissen Verstande nun seyn kann: so viel durchnebelter bild- und wort- reicher Witz ist ihm dagegen zugefallen, daß er der gesunden Vernunft gar wohl entübrigt seyn kann. Denn wird nicht jeder lieber witzig, als vernünftig seyn wollen? Rath Bodmer hat da- her, mit Hülfe seines Pinsels, die alte und neue Dichtkunst dermaßen vertuschet, daß man jene vor dieser nicht siehet.
Wegschrecken einen,
oder wegscheuchen. Wir denken hierbey an einen Popanz, mit dem man die Kinder jaget. Se. Gn. brauchen ihn, die Armuth zu verjagen.
"Die
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We
Der Schlund dieſer Laͤnge zeiget das Feine des Witzes an, der ihn erfunden.
Wegfallen.
Man irret, wenn man glaubet, daß dieß wegfallen heiße; es heißt vergeſſen.
Wir ſchlugen nach; wir glaubten, ſie ſollten wegbleiben; aber ſiehe! wir irrten uns, und ſie ſollten eingeſchaltet werden. Da ſiehet man, daß man mit den deutlichſten Worten oft undeutlich werden kann. Woͤrter ſind Zeichen der Gedan- ken; das iſt wahr! Wenn aber meine Gedanken nun anarchiſch ſind: koͤnnen wohl ihre Zeichen dieſe Anarchie verlaͤugnen? Z. E. Wenn ich ſagte: Bodmern iſt die geſunde Vernunft in der Dicht- kunſt weggefallen: wuͤrde das nicht durch halb Deutſchland heißen, ſie ſehlet ihm? Jn der Schweiz hingegen: ſie iſt ihm einzuſchalten. So wahr beydes in einem gewiſſen Verſtande nun ſeyn kann: ſo viel durchnebelter bild- und wort- reicher Witz iſt ihm dagegen zugefallen, daß er der geſunden Vernunft gar wohl entuͤbrigt ſeyn kann. Denn wird nicht jeder lieber witzig, als vernuͤnftig ſeyn wollen? Rath Bodmer hat da- her, mit Huͤlfe ſeines Pinſels, die alte und neue Dichtkunſt dermaßen vertuſchet, daß man jene vor dieſer nicht ſiehet.
Wegſchrecken einen,
oder wegſcheuchen. Wir denken hierbey an einen Popanz, mit dem man die Kinder jaget. Se. Gn. brauchen ihn, die Armuth zu verjagen.
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We
Der Schlund dieſer Laͤnge zeiget das Feine des
Witzes an, der ihn erfunden.
Wegfallen. Man irret, wenn man glaubet, daß
dieß wegfallen heiße; es heißt vergeſſen.
“Jm zehnten Geſange beym 545 Verſe
“ſind folgende Zeilen weggefallen.” Noah,
413 S. Wir ſchlugen nach; wir glaubten, ſie
ſollten wegbleiben; aber ſiehe! wir irrten uns,
und ſie ſollten eingeſchaltet werden. Da ſiehet man,
daß man mit den deutlichſten Worten oft undeutlich
werden kann. Woͤrter ſind Zeichen der Gedan-
ken; das iſt wahr! Wenn aber meine Gedanken
nun anarchiſch ſind: koͤnnen wohl ihre Zeichen
dieſe Anarchie verlaͤugnen? Z. E. Wenn ich ſagte:
Bodmern iſt die geſunde Vernunft in der Dicht-
kunſt weggefallen: wuͤrde das nicht durch halb
Deutſchland heißen, ſie ſehlet ihm? Jn der
Schweiz hingegen: ſie iſt ihm einzuſchalten.
So wahr beydes in einem gewiſſen Verſtande nun
ſeyn kann: ſo viel durchnebelter bild- und wort-
reicher Witz iſt ihm dagegen zugefallen, daß er
der geſunden Vernunft gar wohl entuͤbrigt ſeyn
kann. Denn wird nicht jeder lieber witzig, als
vernuͤnftig ſeyn wollen? Rath Bodmer hat da-
her, mit Huͤlfe ſeines Pinſels, die alte und neue
Dichtkunſt dermaßen vertuſchet, daß man jene vor
dieſer nicht ſiehet.
Wegſchrecken einen, oder wegſcheuchen. Wir
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/475>, abgerufen am 23.11.2024.
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